(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Nachlassende Dynamik, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 02-04-2015

Frankfurt (ots) - Was für ein Quartal: Der gerade abgelaufene
Dreimonatszeitraum ist für den Dax der beste seit zwölf Jahren
gewesen. Der deutsche Leitindex verzeichnete ein enormes Plus von
rund 23% und ließ damit die meisten anderen europäischen Indizes und
auch die Wall Street weit hinter sich. Zu verdanken hat das der Markt
in erster Linie der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit ihrem
Bondkaufprogramm zwar erneut kaum die Realwirtschaft, aber dafür umso
stärker die Finanzmärkte beflügelt. Der Aktienmarkt hat sich somit
weitgehend von der Realwirtschaft abgekoppelt. Dies ist freilich ein
Zustand, der auf Dauer nicht haltbar ist.

Was das neue Quartal betrifft, so dürfte der EZB-Effekt eine
weniger prominente Rolle spielen, da er nach Ansicht vieler
Beobachter im Kursniveau bereits weitgehend eingepreist ist.
Dementsprechend rechnen viele Analysten mit Stagnation der Kurse: So
sehen etwa die Aktienstrategen von 19 Instituten, die am
ZEW-Prognosetest teilnehmen, den Dax per Ende Juni im Durchschnitt
bei gerade einmal 11818 Punkten. Und selbst die besonders
optimistischen Häuser glauben nicht, dass der Dax auf Sicht von sechs
Monaten die nächste Tausendermarke von 13000 Zählern erreichen wird.

Banken zu pessimistisch

Allerdings zeigt der Rückblick, dass die am ZEW-Prognosetest
teilnehmenden Häuser bislang zu pessimistisch waren. Sie hatten den
EZB-Effekt deutlich unterschätzt und Ende Dezember prognostiziert,
dass der Dax per Ende März dieses Jahres bei lediglich 9953 Punkten
stehen würde.

Aktuell wird somit der EZB-Effekt wiederum die große Unbekannte
sein. Ob die Marktpsychologie weiterhin von der Notenbank getragen
wird und in welchem Umfang die von der EZB bereitgestellte Liquidität
den Weg in den Aktienmarkt findet, lässt sich derzeit nur schwer
voraussagen.

Zur Beantwortung der Frage, ob die Rally weitergeht, ist auch zu
berücksichtigen, dass Investoren aus Übersee ein wichtiger Faktor am
europäischen und deutschen Aktienmarkt sind. An der Wall Street hat
die Kursentwicklung zuletzt stagniert, so dass Europa aus Sicht
vieler US-Anleger sehr attraktiv geworden ist - wozu auch der
schwache Euro beigetragen hat. Da sich der Niedergang der
Gemeinschaftswährung zuletzt stark verlangsamt hat, müssen
US-Investoren auch längst nicht mehr so stark fürchten, dass ihre
Engagements auf dieser Seite des Atlantiks durch die
Währungsverschiebungen rasant an Wert verlieren. Das Interesse am
deutschen Aktienmarkt aus den USA wird also hoch bleiben, zumal die
Perspektive der Zinsanhebungen durch die Fed auf dem US-Aktienmarkt
lastet. Dem Interesse an Dividendentiteln förderlich ist zudem die
Tatsache, dass die Renditen von Anleihen immer kleiner werden,
weshalb Anleger um Aktien kaum noch herumkommen.

Es gibt aber - neben dem EZB-Effekt - noch eine weitere große
Unbekannte: die Konjunkturentwicklung in der Eurozone und ihre
Translation in Unternehmensgewinne. Dabei sieht es nicht mehr so
schlecht aus wie noch vor ein paar Monaten. Wie die Ökonomen der
Essener National-Bank anmerken, haben die Indikatoren aus dem
Euroraum in den vergangenen Wochen regelmäßig überrascht. "Es sieht
ganz danach aus, als ob die Konjunktur hierzulande den Tiefpunkt
hinter sich gelassen hat", meinen sie.

Allerdings erscheinen die Gewinnschätzungen und damit die
Bewertungen am europäischen und deutschen Aktienmarkt ambitioniert.
Die Erwartungen der Analysten sind zuletzt, wohl um den rasanten
Anstieg des Kursniveaus zu rechtfertigen, noch weiter angehoben
worden. Auch wenn der schwache Euro die Gewinne der
exportorientierten Unternehmen weiter stärkt: Es ist nicht zu
erwarten, dass die Unternehmen in den kommenden beiden Quartalen in
der Lage sind, die bereits sehr optimistischen Analysten hinsichtlich
der Ertragslage positiv zu überraschen - was eine wesentliche
Voraussetzung für die Fortsetzung der Rally wäre. Die Dynamik am
Aktienmarkt wird daher deutlich nachlassen.

Grexit rückt näher

Bleibt noch ein Unsicherheitsfaktor: der immer näher rückende
Grexit. Er könnte den Aktienmarkt zumindest kurzfristig unter Druck
setzen, auch wenn die Finanzmärkte genügend Zeit hatten, sich auf das
Ereignis vorzubereiten. Die Auswirkungen dürften sich - abgesehen von
kurzfristig möglicherweise ausgeprägteren Kursschwankungen-wegen der
weitgehenden Übertragung der Griechenland-Risiken der privaten Banken
auf die öffentlichen Haushalte aber wohl in Grenzen halten.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

564177

weitere Artikel:
  • Ramos nimmt mit Intel-basierten Tablets am Intel Solutions Summit 2015 teil Shenzhen, China (ots/PRNewswire) - Ramos [http://en.ramos.com.cn/], ein renommierter Tablet-Hersteller aus China und erster globaler Partner von Intel, ist zum Intel Solutions Summit 2015 in Dubai vom 27. bis 28. April eingeladen worden. Auf der Veranstaltung wird das Unternehmen seine neuesten auf Intel basierten Tablets präsentieren, unter anderem 2-in-1-Tablets, die mit den Core M-Prozessoren ausgestattet sind, und Tablets auf Basis der Bay Trail CR- und Sofia-R 3G-Plattformen sowie seine in Kürze erscheinende Produktlinie mit mehr...

  • Kerzenhersteller EIKA: LG Fulda bestätigt Erstrangigkeit der Forderungen von ACI / Unternehmen ist nun mit 15 Mio EUR größter Gläubiger - Mögliche Schadensersatzforderung gegen Insolvenzverwalterin Berlin (ots) - Das LG Fulda hat mit dem Urteil vom 30.3.2015 festgestellt, dass die von Robin Lohmann vertretene ACI Real Estate LLC zur Insolvenztabelle des Kerzenherstellers EIKA GmbH angemeldete Forderung in Höhe von 12,7 Mio. Euro nebst Zinsen (zusammen rund 15 Mio. Euro) als erstrangige Forderung zu behandeln ist. (AZ 4 O 453/12) Robin Lohmann hatte sowohl die Geschäftsführer der EIKA GmbH, Peter Rasenberger und Markus Toschek, als auch die Insolvenzverwalterin Sandra Mitter aus Kassel verklagt. Die hatten die Forderung von mehr...

  • QIAGEN unterbreitet Vorschlag für die Wiederwahl aller Aufsichtsratsmitglieder auf der ordentlichen Hauptversammlung 2015 Venlo, Niederlande (ots/PRNewswire) - - Alle derzeitigen Aufsichtsratsmitglieder stehen zur Wiederwahl für die übliche Amtsdauer von einem Jahr zur Verfügung - Dr. Werner Brandt, Vorsitzender des Aufsichtsrates und dessen Mitglied seit 2007, kandidiert ein letztes Mal für die Wiederwahl QIAGEN N.V. gab heute bekannt, dass sich alle derzeitigen Aufsichtsratsmitglieder auf der ordentlichen Hauptversammlung am 23. Juni 2015 für eine einjährige Amtszeit zur Wiederwahl stellen werden. Darüber hinaus hat Dr. Werner Brandt, mehr...

  • Ello.co - das revolutionäre Social Network - bringt Ello Beta V.2 auf den Markt - Es erzielt eine neue Finanzierungsrunde über 5 Millionen US-Dollar mit Foundry Group und Techstars Ventures als Haupti Burlington, Vermont (ots/PRNewswire) - Ello [http://ello.co/], das revolutionäre Social Network, das von der Community unterstützt wird, gab heute das Rollout von Ello Beta V2 bekannt, und schloss gleichzeitig eine neue Finanzierungsrunde über 5 Millionen US-Dollar von Foundry Group, Techstars Ventures und FreshTracks Capital ab. Foto - http://photos.prnewswire.com/prnh/20150401/195978 [http://photos.prnewswire.com/prnh/20150401/195978] Foto - http://photos.prnewswire.com/prnh/20150401/195977 [http://photos.prnewswire.com/prnh/20150401/195977] mehr...

  • Zwei Prozent Marktanteil für Mazda im März (FOTO) Leverkusen (ots) - - Pkw-Neuzulassungen steigen im März um über fünf Prozent auf 7.093 Einheiten - Bestseller Mazda3 mit knapp 5.200 verkauften Einheiten im ersten Quartal - Mazda Neuheiten sorgen für zusätzlichen Schub in den nächsten Monaten Mazda setzt seinen Wachstumskurs auch im Monat März fort: Mit 7.093 Pkw-Neuzulassungen, dem besten März-Ergebnis seit 2009, verbuchte der japanische Automobilhersteller in Deutschland erneut ein Absatzplus von über fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf einem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht