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Börsen-Zeitung: Dax über 10200 katapultiert, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 16-01-2015

Frankfurt (ots) - Investmentstrategen, die für das Jahr 2015
erhöhte Marktschwankungen prognostizieren, übertreiben gewiss nicht.
Im Gegenteil: Die Reaktionen auf den Paukenschlag der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) haben Kursbewegungen ausgelöst, die an die
extremen Schwankungen des zurückliegenden Oktober erinnern. Um bis zu
sagenhafte 28% ist der Wert des Euro zum Schweizer Franken
implodiert, nachdem die SNB die von ihr zuvor mit Zähnen und Klauen,
d.h. mit enormen Schweizer-Franken-Beträgen, verteidigte
Euro-Untergrenze preisgegeben hat. Den aufgrund seines ausgeprägt
defensiven Mix nicht gerade für überdurchschnittliche
Schwankungsanfälligkeit bekannten Swiss Market Index hat die
Kapitulation der eidgenössischen Währungshüter in nur zwei Tagen um
14% erleichtert.

Nicht minder bestaunenswert war die Entwicklung des Dax, der am
Freitag erstmals über die Schwellen von 10100 und 10200 Punkten
katapultiert wurde. Unmittelbar nach der Ankündigung der SNB war der
Index am Donnerstag bis 9637 abgesackt, um anschließend in einer
spektakulären Kehrtwende erstmals im neuen Jahr über die Schwelle von
10000 Zählern zu spurten. Über den Grund für die vehemente
Kletterpartie muss nicht lange gerätselt werden. Der Markt leitet aus
dem Schritt der SNB die Vermutung ab, dass an der Ankündigung eines
groß angelegten, Staatstitel einschließenden Anleihekaufprogramms der
Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch zu zweifeln ist. Und bei den
"Vorbildern" USA und Japan gingen mit den Kaufprogrammen der
Notenbanken stets steigende Aktienkurse einher.

EZB Dreh- und Angelpunkt

Vor allem von der EZB wird zunächst abhängen, ob es sich wieder
nur um einen kurzen Ausflug des Dax über die 10000er-Marke handelt
wie im Sommer und im Dezember des zurückliegenden Jahres oder ob sich
der deutsche Standardwerteindex dieses Mal nachhaltiger oberhalb der
Schwelle festsetzen bzw. ob er weiter zulegen kann. Werden die
Erwartungen bezüglich Anleihekäufen enttäuscht, dürfte ein herber
Rückschlag die Folge sein.

Die Helaba bezweifelt, dass sich der Dax selbst im Falle der
Ankündigung eines großen Anleihekaufprogramms durch die EZB über
10000 behaupten kann. Die Kursausschläge an den Aktienmärkten hätten
in den zurückliegenden Wochen enorm zugenommen. Hohe Volatilität sei
stets ein Zeichen von Bewertungsunsicherheit, und Anlässe dafür gebe
es derzeit genug, so die Bank unter Hinweis u.a. auf Griechenland und
die Rohstoffbaisse.

Etwas mehr Klarheit erhofften sich die Marktteilnehmer u.a. von
der Unternehmensberichtssaison. Obwohl die Rohstoffpreise seit
Jahresmitte 2014 deutlich gesunken seien, seien die Gewinnschätzungen
bis zuletzt in Europa und in den USA mehrheitlich nach unten
korrigiert worden. "Angesichts der gerade bei den US-Indizes recht
hohen Bewertung müssten sich die mittelfristigen Gewinnperspektiven
aber spürbar verbessern, um höhere Notierungen zu rechtfertigen", so
die Analysten. Zudem sei nach Beendigung des US-Anleihekaufprogramms
ein wichtiger Kurstreiber weggefallen. In Europa stehe immerhin die
EZB mit ihrem QE-Programm in den Startlöchern. Ob dies ausreichen
werde, um den Dax dauerhaft über der 10000er-Marke zu halten, sei
fraglich. Schließlich sei der Zusammenhang zwischen Bilanzsumme und
Aktienmarktentwicklung hierzulande bislang längst nicht so ausgeprägt
wie in den USA. Dass sich die bestehende Verunsicherung der
Marktteilnehmer rasch in Wohlgefallen auflöse und Aktien
"durchstarten" werden, sei nicht zu erwarten. "Vielmehr dürfte die
Volatilität vorerst hoch bleiben und ein rascher Wechsel der
Risikobereitschaft der Anleger zu beobachten sein."

Während die Helaba für den Dax im ersten Quartal einen Rückschlag
auf 8700 und für das vierte Quartal einen Stand von 9800 Zählern
erwartet, ist die WGZBank mit einer Zwölfmonatsprognose von 10800
Zählern optimistisch. "Wir behalten trotz mannigfaltiger Belastungen
unsere optimistischen Aktienmarktprognosen sowie unsere
Branchengewichtung bei. Wir sind weiterhin fest davon überzeugt, dass
Aktien aufgrund der vorherrschenden Rahmenbedingungen, insbesondere
im mittel- bis langfristigen Zeithorizont, die attraktivste
Anlageklasse darstellen. Folglich erwarten wir für das Gesamtjahr
2015, angefacht durch weitere liquiditätsstiftende Maßnahmen der EZB,
steigende Notierungen. Als Blaupause sehen wir dabei die Performance
des S&P500 während der massiven Ausweitung der Fed-Bilanz." Die dort
zu beobachtende Korrelation sei beeindruckend gewesen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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