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Handball-Legende Heiner Brand: "Große Chance für Olympia"

Geschrieben am 02-01-2015

Frankfurt am Main (ots) - Vor der WM in Katar: der frühere
Handball-Weltmeister Heiner Brand im Sporthilfe-Interview über die
Titelkämpfe, die Rolle der mit einer Wildcard antretenden deutschen
Mannschaft, seine persönliche Zukunft und warum er als Star immer
Bodenhaftung behalten hat. Das Mitglied der "Hall of Fame des
deutschen Sports" fährt als Ratgeber der Schiedsrichter- und
Regelkommission des Weltverbands IHF zur WM, die am 15. Januar
beginnt.

Katar steht als Ausrichter in der Kritik,
Menschenrechtsorganisationen rügen die Behandlung von
Arbeitsmigranten, es gibt Korruptionsvorwürfe. Verursacht das
Bauchschmerzen, und wie sollten die Spieler mit diesen Themen
umgehen?

Ich habe diese Diskussionen als interessierter Leser verfolgt, vor
allem in Bezug zur Vergabe der Fußball-WM. Wenn ich vor Ort bin,
werde ich sicherlich einige Dinge unter anderen Vorzeichen
beobachten, das ist ganz klar. Die Spieler werden sich im
Wesentlichen auf ihre sportliche Aufgabe konzentrieren. Das erwartet
die Öffentlichkeit ja auch von ihnen. Was aber nicht ausschließt,
dass sie über Dinge diskutieren. Es ist sicher keinem verboten,
darüber zu reden, aber die sportlichen Aufgaben zu erfüllen, das ist
erste Priorität.

Das deutsche Team startet mit einer Wildcard der IHF, die weltweit
für Diskussionen gesorgt hat. Schadet das dem DHB, oder ist diese
Chance für die sportliche Zukunft, gerade im Hinblick auf einen der
Plätze für die Olympia-Qualifikationsturniere, wichtiger als ein
Geschmäckle?

Dieses Geschmäckle lässt sich nicht vermeiden. Aber das war
weniger die Schuld des DHB. Es ist verpasst worden, international im
Vorfeld eine vernünftige Kommunikation zu betreiben. Wenn meine
Informationen stimmen, wurde Australien schon im Frühjahr 2014
mitgeteilt, dass die Qualifikation in Ozeanien nicht ordnungsgemäß
ist. Hätte man das frühzeitig kundgetan, wären sicherlich einige
Diskussionen unterblieben. So bleibt natürlich das genannte
Geschmäckle, weil nach dem Scheitern in der Qualifikation im Juni
überall zu lesen war, dass die Nicht-Teilnahme der deutschen
Mannschaft dem internationalen Verband wirtschaftlich wehtun würde.
Wenig später kam die Meldung von der Wildcard. Dass dies große
Diskussionen auslöst, ist nachvollziehbar. Die Mannschaft muss es nun
als große Chance sehen, eine vernünftige Ausgangsposition für die
Olympia-Qualifikation für Rio zu erreichen. Solche Chancen erhält man
nicht oft. Das Wildcard-Thema wird keine Belastung sein, und wenn wir
positiv abschneiden, dürften weitere Diskussionen unterbleiben.

Vor acht Jahren saßen im Schnitt mehr als 16 Millionen Deutsche
vor den Bildschirmen, als die von Ihnen trainierte Nationalmannschaft
gegen Polen Weltmeister wurde. Nun übertragen die
öffentlich-rechtlichen Sender die WM nicht mehr. Wie bewerten Sie
das?

Das ist ein herber Dämpfer. Gerade weil die Bundesliga nur auf
einem Spartensender stattfindet, benötigen wir diese Präsenz. Die
Nationalmannschaft ist das Aushängeschild einer Sportart. Hier wird
die Chance vergeben, wenigstens einmal im Jahr hohe Einschaltquoten
zu erreichen. Im Übrigen sind die Quoten ja bei Europa- und
Weltmeisterschaften im Handball immer sehr hoch. Durch die
Vereinbarung mit Sky kann man jetzt zumindest doch die WM-Spiele in
Deutschland live verfolgen, wenn auch nur im Bezahl-Fernsehen. Sky
ist darüber hinaus bekannt für Übertragungen mit hoher Qualität.

Sie haben angekündigt, Ihren im Juni 2015 auslaufenden Vertrag als
Manager beim DHB nicht verlängern zu wollen und nur noch ehrenamtlich
zur Verfügung zu stehen, wie könnte das aussehen, wie bleiben Sie dem
Handball verbunden?

Da muss man relativieren. Ich bin sowieso nicht mehr in Dinge des
Leistungssports eingebunden. Wir haben seit Herbst 2013 ein neues
Präsidium, da laufen einige Dinge anders. Insofern ist die Grundlage
meines Vertrages, den ich im Anschluss an meine
Bundestrainertätigkeit abgeschlossen hatte, eigentlich nicht mehr
gegeben. Zwangsläufig ist es so, dass ich im Juni aufhören werde.
Wenn mich Präsident Bernhard Bauer benötigt, stehe ich sicher für
gewisse Dinge zur Verfügung, aber ansonsten wird meine Tätigkeit beim
DHB beendet sein. Im Übrigen bin ich noch als Experte beim Sender Sky
tätig, der die Rechte für die Champions League erworben hat, und ich
werde weiter in internationalen Gremien arbeiten, wie jetzt als
Ratgeber für die Schiedsrichter- und Regelkommission. Dort versuche
ich aus der Sicht eines ehemaligen Trainers Dinge zu bewerten, eine
interessante Aufgabe. Ansonsten werde ich, so wie es aussieht, keine
weitere Funktion im Handball mehr übernehmen.

Sie engagieren sich für Ihren auf Hilfe angewiesenen ehemaligen
Mitspieler Joachim Deckarm, sie unterstützen Hilfsorganisationen wie
den Kinderhospizverein oder die Kinderhilfe Organtransplantation.
Warum ist Ihnen das so wichtig?

Ich sehe es schon als meine Pflicht an, als Privilegierter etwas
weiterzugeben, das ist das eine. Auf der anderen Seite machen viele
Dinge einfach Spaß, gerade wenn es die Unterstützung von Kindern
betrifft. Wenn man in ihre strahlenden Augen schaut, wenn man sieht,
wie kranke Kinder trotzdem fröhlich sein können, das sind schon tolle
Erlebnisse, die einem im eigenen Leben weiterhelfen. Man geht an
gewisse Dinge anders heran. Genauso bei Joachim Deckarm: Wie er sein
Schicksal gemeistert hat, das hilft, auf dem Boden zu bleiben.

2007 haben sie die Goldene Sportpyramide erhalten und gehören so
auch zur Hall of Fame des deutschen Sports. Was bedeuten Ihnen
Auszeichnungen?

Die Goldene Sportpyramide hat mir sehr viel bedeutet. Ich war
damals der Jüngste, der sie erhalten hat. Meine Vorgänger habe ich
als junger Sportler noch selbst bewundert, die Fußballer Uwe Seeler
und Franz Beckenbauer oder Springreiter Hans Günter Winkler. Da war
ich ein kleiner Junge, 1956, Winkler auf Halla. Und dann bekam ich
diese Auszeichnung. Das bedeutet mir noch heute sehr viel.

---------------------------------------------------------

Zur Person:

Heiner Brand (* 26. Juli 1952 in Gummersbach) Heiner Brand ist
seit 2007 Mitglied in der "Hall of Fame des deutschen Sports". 1978
als Spieler schon Weltmeister, führte er die
Handball-Nationalmannschaft 2007 im eigenen Land auch als Trainer zum
WM-Titel. Das "Wintermärchen" war die Krönung nach fünf
Endspielteilnahmen bei Großereignissen, wobei er 2004 den EM-Titel
und Olympia-Silber feiern konnte. Schon in seiner aktiven Zeit beim
VfL Gummersbach zählte der sechsfache Deutsche Meister zu den
renommiertesten Persönlichkeiten des deutschen Handballs. Als Trainer
gewann Heiner Brand mit dem VfL Gummersbach und der SG
Wallau-Massenheim Vereinstitel, ehe er 1997 die Nationalmannschaft
übernahm und bis Juni 2011 führte. Brand blieb stets bescheiden und
engagiert sich seit langem zusammen mit der Deutschen Sporthilfe für
den ehemaligen Mitspieler Joachim Deckarm, der seit einem Unfall 1979
permanent auf Hilfe angewiesen ist.

Die Fragen stellte Oliver Kauer-Berk.

Abdruck honorarfrei.
Quelle: Deutsche Sporthilfe



Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 511
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: heike.schoenharting@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de und www.hall-of-fame-sport.de


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