| | | Geschrieben am 03-12-2014 ARD-Dokumentation deckt Doping und Vertuschungsapparat in Russland auf / Aktive Sportler, Trainer und Insider packen aus
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 Köln (ots) - In bisher so noch nie gesehener Deutlichkeit haben
 Sportler, Trainer und weitere Insider vor laufender Kamera und mit
 zahlreichen Belegen die Reputation des diesjährigen Olympia- und
 künftigen Fußball-WM-Gastgebers Russland erschüttert. In der Sendung
 "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" (Mittwoch, 3.
 Dezember, 18.50 - 19,50 h, Das Erste) liefern etliche Beteiligte aus
 dem russischen Sport umfangreiche Belege über staatlich unterstütztes
 Doping sowie massive Korruption und Vertuschung. "Man kann seine
 Ziele nicht ohne Doping erreichen. Du musst dopen, so läuft es in
 Russland. Die Funktionäre und Trainer sagen klar, dass Du mit deinen
 natürlichen Voraus¬setzungen nur so und so weit kommen kannst. Um
 Medailen zu bekommen, brauchst Du Hilfe. Und diese Hilfe, das ist
 Doping. Verbotene Substanzen", sagte Vitaliy Stepanov der ARD.
 Stepanov war drei Jahre lang Angestellter der russischen
 Anti-Doping-Agentur RUSADA und beriet etwa den Generaldirektor. Er
 berichtet zum ersten Mal und offen vor der Kamera von seinen
 Erlebnissen.
 
 Auch seine Ehefrau Yuliya Stepanova, eine derzeit wegen Dopings
 gesperrte 800-Meter-Läuferin der Weltklasse, klagt das russische
 Sportsystem an, viele seiner Erfolge nur durch großflächigen Betrug
 errungen zu haben: "Das wird den Trainern eingehämmert und die
 Trainer hämmern es den Athleten ein. Die Athleten denken deshalb gar
 nicht, wenn sie verbotene Präparate einnehmen, dass sie etwas
 Unrechtes tun." Und weiter: "Die Trainer nehmen ein beliebiges
 Mädchen, füttern sie mit Tabletten und sie läuft dann. Und morgen
 wird sie gesperrt und dann sagen sie, wir finden ein neues. Sie
 füttern sie und sagen: 'Ja, nehmt das, alle nehmen das. Nimm diese
 Substanzen.' Und wenn einer erwischt wird, schmeißen sie den Sportler
 weg und nehmen einen neuen."
 
 Um die Vorwürfe zu belegen, hat Yuliya Stepanova zahlreiche Audio-
 und Videoaufnahmen unter Gefahr heimlich aufgezeichnet und diesen
 Datensatz der ARD zur Verfügung gestellt. So belegen die
 Aufzeichnungen etwa die Verstrickungen eines der Cheftrainer der
 russischen Leichtathleten, Alexey Melnikov, und des führenden
 Sportmediziners Sergey Portugalov in das Dopingvergabesystem und die
 Vertuschung positiver Dopingproben. Sowohl Melnikov als auch
 Portugalov ließen Fragen der ARD zu Dopingpraktiken unbeantwortet.
 
 In einem der WDR-Dopingredaktion zugespielten Handyvideo berichtet
 auch die 800-Meter-Olympiasiegerin von London 2012, Mariya Savinova,
 über ihre Dopingpraktiken etwa die Einnahme des verbotenen anabolen
 Wirkstoffes Oxandrolon. Ihr Trainer Vladimir Kazarin wird gezeigt,
 wie er Tabletten mit dem Wirkstoff Oxandrolon an eine andere Athletin
 gibt. Alle in dem Film enthaltenen Videos und Audios liegen der
 ARD-Dopingredaktion im Originalton, ungeschnitten und in voller Länge
 vor. Auch Kazarin und Savinova reagierten nicht auf Anfragen der ARD.
 
 Dass es trotz der offensichtlichen Einnahme verbotener Substanzen
 zu wenigen positiven Dopingtestergebnissen kommt, beschreibt Vitaliy
 Stepanov: "Es gab Zeiten in der Russischen Anti-Doping-Agentur, da
 haben Leute vom Ministerium, von der dortigen Anti-Doping-Abteilung
 angerufen und wollten wissen wer der Athlet ist, der einen positiven
 Test hat. Wenn es ein unbekannter Sportler war, dann war der Test
 halt positiv - aber wenn es jemand Berühmtes oder eine junge
 Medaillenhoffnung war, dann war es ein 'Fehler' und es wurde nicht
 weiter verfolgt." Er ergänzt: "Ich bekam ganz klar mit, dass
 Offizielle versucht haben sicherzustellen, dass einige Athleten erst
 gar nicht getestet wurden." Davon betroffen seien etwa Athleten der
 Sportarten Schwimmen, Radfahren, Biathlon, Leichtathletik,
 Gewichtheben und Ski nordisch.
 
 In einem Interview mit der ARD weist der heutige Generaldirektor
 der RUSADA, Nikita Kamaev, der ins Amt kam, nachdem Vitaliy Stepanov
 die RUSADA verlassen hatte, alle Anschuldigungen zurück. Eine der ARD
 vorliegende Email rückt die RUSADA aber in zweifelhaftes Licht. In
 dieser fordert die RUSADA Yuliya Stepanova auf, für einen Dopingtest
 zu bezahlen und für diesen bei der RUSADA zu erscheinen. Dopingtests
 mit Ankündigung aber widersprechen den Prinzipien einer effektiven
 Dopingbekämpfung. Konkrete Fragen dazu wollte die RUSADA nicht
 beantworten.
 
 Der staatliche Einfluß im offenkundigen Dopingsystem wird unter
 anderem deutlich durch einen Erlass der Regierung von 2010 unter dem
 damaligen Ministerpräsidenten Vladimir Putin, der der
 ARD-Dopingredaktion vorliegt. Dieser besagt, dass der Transport und
 die Ausfuhr von Urin- und Blutproben durch ausländische Kontrolleure
 behördlich genehmigt werden muss und solche Proben an den Grenzen vom
 Zoll sogar geöffnet werden dürfen.
 
 Wie sich Sportler vor Kontrollen im Ausland schützen, beschreibt
 etwa Yuliya Stepanova: "In einem Trainingslager in Portugal, da haben
 unsere Athleten einfach unter falschem Namen gewohnt. Sie haben
 verbotene Substanzen eingenommen, sie haben eine Dopingkur gemacht
 und damit die ausländischen Kontrolleure nicht kommen und sie nicht
 testen, haben sie falsche Namen angegeben."
 
 Der Präsident des russischen Leichtathletikverbandes, Valentin
 Balakhnichev, ließ Anfragen der ARD ebenfalls unbeantwortet und
 verweigerte sich auch in einer Interviewsituation der Konfrontation.
 Dabei dürfte er, der gleichzeitig Schatzmeister des
 Leichtathletikweltverbandes IAAF ist, nach den Recherchen der
 ARD-Dopingredaktion wohl selbst in den vermutlich größten
 Korruptionsfall in der Geschichte der Leichtathletik verstrickt sein.
 Liliya Shobukhova, eine der besten Marathonläuferinnen der Welt,
 erkaufte sich nach eigener Darstellung in der ARD-Dokumentation gegen
 Zahlung von 450.000 Euro an russische Funktionäre die Teilnahme an
 den Olympischen Spielern 2012 in London. Zu diesem Zeitpunkt lagen
 dem russischen Verband bereits ihre extrem auffälligen Blutwerte der
 Jahre 2009 bis 2011 vor, die der Leichtathletikweltverband als
 Dopingverstoß gewertet hatte. Shobukhova behauptet, dass einer der
 russischen Leichtathletikcheftrainer, Alexey Melnikov, das Geld
 forderte: "Wir gaben das Geld ab und man sagte uns: 'Alles wird gut
 werden´."
 
 Während der Recherchen zu der Dokumentation wurde Liliya
 Shobukhova Ende April 2014 doch noch vom russischen Verband gesperrt.
 Die IAAF selbst gibt an, dass bei Sperren aufgrund von
 Blutpassprofilen die Sanktionierung länger dauern kann, spricht aber
 im Fall von Liliya Shobukhova auch von einer signifikanten
 Verzögerung. Laut Angaben von Liliya Shobukhova und ihrem Mann Igor
 Shobukhov forderten sie das bezahlte Geld zurück. 300.000 Euro seien
 Ihnen tatsächlich zurück¬gezahlt worden. In der ARD-Dokumentation
 werden Belege gezeigt, dass der Präsident des russischen
 Leichtathletikverbandes, Valentin Balakhnichev, in diesen Vorgang
 offensichtlich involviert war. Auf konkrete Fragen dazu antwortete
 Balakhnichev nicht.
 
 Die Welt-Anti-Doping-Agentur zeigte sich angesichts der
 vorliegenden Beweise und Indizien schockiert. WADA-Generaldirektor
 David Howman sagte: "Die Kombination all dieser Dinge ist
 fürchterlich schockierend, viele Einzelheiten sind auch menschlich
 enttäuschend. Wenn sie die Sachen zusammenfügen und auf die Fakten
 schauen und das was ich gesehen und gehört habe, dann ist das
 natürlich schockierend. Was wir nun machen müssen ist, diese Dinge
 furchtlos anzugehen aber auch sicherzustellen, dass die, die schon
 furchtlos waren, dass die beschützt sind."
 
 WADA-Gründungspräsident Richard Pound erklärte: "Das ist ein
 umfassender und extrem alarmierender Fall. Nun muss man sich darauf
 Antworten überlegen. Wenn etwas dieser Kategorie in einem Land
 organisiert wird ist das ein Riesenproblem für die Glaubwürdigkeit
 des internationalen Sports und die Glaubwürdigkeit der
 Dopingbekämpfung. Es ist grässlich zu sehen, dass es bis in einen
 Weltverband geht, das ist ebenso gravierend."
 
 +++ Bitte beachten Sie: Die früher genannte Sperrfrist für die
 Berichterstattung über den Film ist hiermit aufgehoben.+++
 
 Filme mit weiteren Recherchen aus Russland zu diesem Thema werden am
 Sonntag, 7. Dezember, in der »ARD-Sportschau« (18.00 Uhr, Das Erste)
 und am Montag, 8. Dezember, in der Sendung »sport inside« (22.45 Uhr,
 WDR-Fernsehen)
 
 
 
 
 Pressekontakt:
 Uwe-Jens Lindner
 WDR Presse und Information
 Telefon 0221 220 7123
 uwe-jens.lindner@wdr.de
 
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