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Boxstar Henry Maske: "Die Deutschen haben aus der Geschichte viel gelernt"

Geschrieben am 07-11-2014

Frankfurt am Main (ots) - Anlässlich des Jahrestages des
Mauerfalls vor 25 Jahren sprach die Deutsche Sporthilfe mit Henry
Maske, Preisträger der "Goldenen Sportpyramide" und Mitglied der
"Hall of Fame des deutschen Sports", über seine Erinnerungen an den
9. November 1989 und die anschließende Wiedervereinigung, über
Vorbilder und Idole und über Olympische Spiele in Deutschland.

Sie gelten als Integrationsfigur des wiedervereinigten
Deutschlands. War Ihnen das während Ihrer sportlichen Karriere
bewusst?

Man spürt natürlich die Resonanz, die man auslöst. Anfang der 90er
war ich allerdings in den neuen Bundesländern nicht bei jedem
beliebt, im Gegenteil, es herrschte mir gegenüber schon fast eine
schlechte Stimmung. Aber ich habe den Menschen dann gezeigt, dass die
Öffnung der Grenze und die Wiedervereinigung eine Chance war und dass
man sich bewegen musste, um seinen zukünftigen Weg, der natürlich
anders war als vorher, zu finden. 1993, nach meinem WM-Titel, wurde
ich dann auch in Frankfurt/Oder mit großer Freude empfangen. Die
Menschen waren stolz darauf, dass "einer von uns" es geschafft hatte.
Es löste für Millionen Menschen in den neuen Bundesländern ein wenig
das Gefühl ab, verloren zu haben. Die Kehrseite für mich als
Identifikationsfigur war natürlich eine gewisse Last an
Verantwortung, die ich - neben vielen anderen - zu tragen hatte.

Sie wurden aber nicht nur für die Menschen in den neunen, sondern
auch in den alten Bundesländern ein Vorbild?

Vorbild ist vielleicht nicht das richtige Wort, Idol finde ich
besser. Um jemanden als Vorbild zu bezeichnen, sollte man den
Menschen tiefgründiger beurteilen können. Für mich ist beispielsweise
Max Schmeling ein Vorbild, weil er bewundernswerte
Charaktereigenschaften hatte, weil er in meinen Augen - in
Vorbereitung auf meine schauspielerische Rolle habe ich mich sehr
intensiv mit ihm beschäftigt - ein sehr verantwortungsbewusster
Mensch war, sein Verhalten ist nachahmungswürdig, in vielen Dingen.
Mohammed Ali war dagegen, weil ich ihm nicht so nahe kam wie
Schmeling, für mich ein Idol. Und was die alten Bundesländer
anbelangt: Hier gab es auf mich einen anderen Blick als von den
Menschen aus den neuen Bundesländern. 1990 war Boxen im
professionellen Bereich nicht vorhanden, auf der Interessenskala
existierte die Sportart nicht. Aber ein ganze Reihe von Boxern
weltweit haben bewiesen, dass man den Sport lieben kann. Vielleicht
ist es kein Zufall, dass Mohammed Ali weltweit der bekannteste
Sportler überhaupt ist. Und auch in Deutschland ist der beliebteste
Max Schmeling. Aber Anfang der 90er war es nicht leicht, wir bekamen
auch von den Journalisten anfangs viel Gegenwind. Aber dann war es
angenehm zu merken, wie das Interesse wuchs, fast schon stündlich, so
kam es einem vor. Eine ganze Gesellschaft hat sich dafür
interessiert, unabhängig von Schichten. Damals gab es natürlich noch
kein Facebook und die anderen sozialen Medien, aber ich glaube, wir
hätten viele "Likes" bekommen.

Haben Sie denn auch noch konkrete Erinnerungen an den Tag des
Mauerfalls am 9. November 1989?

Wir können uns noch sehr gut an den Moment erinnern, da ich mit
meinem Trainer Manfred Wolke und meiner damaligen Freundin und
heutigen Frau zusammen in Potsdam bei einem Forum war, heute würde
man "Talkshow" sagen. Thema war mein erst kürzlich zuvor gewonnener
WM-Titel. Plötzlich wurde es unruhig hinter uns, dann kam eine
Kellnerin aus der Küche und rief, dass die Mauer offen sei. Alles was
folgte, war sehr bewegend und unfassbar beeindruckend. Denn auch wenn
heute viele im Rückblick sagen, dass die Entwicklung vorherzusehen
war, sage ich, dass es definitiv eine nicht erwartete Möglichkeit
war. Und der Umgang mit der Wiedervereinigung, bei allen Problemen
die aufkamen und es zum Teil auch heute noch gibt, hat gezeigt, wie
viel die Deutschen aus der Geschichte, aus dem 1. und 2. Weltkrieg
gelernt hatten. Es ist beeindruckend, wie friedlich alles ablief.

Als einer des Jahrgangs von 1964 haben Sie nun 25 Jahre mit und 25
Jahre ohne die Berliner Mauer gelebt...

... und dann bekomme ich natürlich oft die Frage gestellt, was
prägender war. Da kann ich nur antworten, was wohl die meisten
Menschen antworten: dass die Kindheit die prägendste Zeit war. Und
ich bin froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, die Erfahrungen
aus der DDR-Zeit mitgenommen zu haben. Aus heutiger Sicht kann ich
sagen, dass mich das bevorteilt. In der DDR mussten wir
beispielsweise oft Wege finden, um Dinge möglich zu machen, weil es
sie nicht einfach zu kaufen gab. Dann haben wir uns etwas einfallen
lassen. Das hat die Kreativität befördert. Ich würde sagen, ich bin
jetzt "zweisprachig", kenne die Zeit aus der DDR, aber inzwischen
ebenso das Leben im "Westen".

So haben Sie auch die beiden Sportförderungssysteme mitbekommen
bzw. als Mitgesellschafter der Deutschen Sportlotterie befassen Sie
sich aktuell intensiv mit dem Thema?

Die Vorzüge des DDR-Sports lagen natürlich darin, dass der Sport
dort sehr stark unterstützt wurde. Denn die Ressourcen, nämlich die
sportbegeisterten Kinder und Jugendlichen, waren ja vorhanden. Für
den Staat war es hier deutlich einfacher, anstelle beispielsweise in
der Wirtschaft Erfolge zu erzielen. Als Kind hatte man die Chance,
daraus etwas zu machen, weil sehr strukturiert, wissenschaftlich
belegt und nachhaltig trainiert und unterstützt wurde. Dadurch war
die Chance, erfolgreich zu sein, deutlich höher als im Westen - wenn
man jetzt mal die ganze Dopingproblematik, die es ja inzwischen
bekanntermaßen auch im Westen gab, wenn auch in einer anderen Form,
hinten anstellt. Für mich persönlich ist es deshalb nicht
verständlich, bei den Ressourcen, die wir nach wie vor haben, bei dem
Interesse, das in der Bevölkerung vorhanden ist - das hat die
Fußball-Weltmeisterschaft wieder gezeigt -, dass wir so wenig dafür
tun. Was kann stärker bewegen als der Sport?! Über Generationen
hinweg! Wir brauchen Vorbilder, nicht ausschließlich aus dem Sport,
aber vor allem auch dort. Das ist für Kinder wichtig, um überhaupt
Interesse zu wecken. Dafür muss man gezielt fördern und entwickeln,
angefangen von den finanziellen Mitteln und den Strukturen. Wir in
Deutschland sind sicherlich verwöhnt, haben hohe Ansprüche, was
Erfolge angeht. Wenn wir es dem Zufall überlassen, dann können wir
zukünftig auch nur zufällig Erfolge erringen. Hier müssen wir mehr
tun, die Deutsche Sportlotterie ist ein Anfang.

Sind Sie für Olympische Spiele in Deutschland?

Sport ist schön. Zur Fußball-WM war ganz Deutschland elektrisiert,
alles strahlte bei den Erfolgen. Deshalb bin ich überzeugt: Wir
wollen Olympische Spiele. Aber da gibt es im Vorfeld viele
Herausforderungen. Bei dem Versuch, die Winterspiele nach Deutschland
zu holen, gab es sicherlich Argumente, die die Menschen nicht dafür
stimmen ließen. Und die Angst, dass die Antwort in Berlin oder
Hamburg gleich ausfallen könnte, ist nicht unbegründet. Aber man muss
diese Angst nehmen und die Menschen begeistern. Dafür braucht es
Enthusiasten, viele Franz Beckenbauers, die reisen und machen und
tun. Und die überzeugende Argumente haben für Olympische Spiele in
Deutschland.

Zur Person:

Henry Maske (*6. Januar 1964 in Treuenbrietzen) war als Amateur
1988 Olympiasieger, 1989 Weltmeister und dreimal Europameister. Ab
1990 führte er seinen Siegeszug als Profi weiter und entwickelte sich
zu einer Leitfigur des vereinten Deutschlands. Maske siegte in 31 von
32 Kämpfen, gewann 1993 die Weltmeisterschaft des Verbandes IBF im
Halbschwergewicht und verteidigte diesen Titel bis Ende 1996 zehn
Mal. Damit begründete er den deutschen Box-Boom Anfang der 1990er
Jahre. Wegen des typischen Boxstils und seines Auftretens in der
Öffentlichkeit bekam er den Spitznamen "Gentleman". Nach dem Ende der
aktiven Laufbahn stieg Henry Maske als Unternehmer erfolgreich in die
Gastronomie ein und ist als Manager von zehn McDonald's-Filialen
heute für mehr als 400 Mitarbeiter verantwortlich. Maske gründete
1999 eine nach ihm benannte Stiftung für Kinder und Jugendliche in
schwierigem Lebensumfeld. Gefördert werden vor allem Bildungs- und
Ausbildungsangebote, durch die Kinder und Jugendliche ein
gewaltfreies und positives Lebensumfeld erhalten. Ein Engagement, für
das Maske vielfach ausgezeichnet worden ist. Unter anderem ist er
Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Goldenen Sportpyramide,
seit 2012 ist er zudem Mitglied der "Hall of Fame des deutschen
Sports". Bei der Deutschen Sportlotterie gehört er zum
Gesellschafterkreis.

Abdruck honorarfrei. Quelle: Deutsche Sporthilfe.



Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069-67803 - 511
Fax: 069-67803 - 599
E-Mail: heike.schoenharting@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de


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