(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Beim Geld hört Europa auf, Kommentar zur Bankenabgabe von Detlef Fechtner

Geschrieben am 21-10-2014

Frankfurt (ots) - Manchmal besteht der Unterschied zwischen
feilschenden Obsthändlern in Marrakesch und nationalen Diplomaten in
Brüssel im Wesentlichen darin, dass die einen Kaftan tragen und die
anderen Schlips. Das gilt im Besonderen für die Verhandlungen über
die EU-Bankenabgabe in den vergangenen Monaten: Meine Güte, was für
ein wildes Geschacher!

Das Ergebnis hat die EU-Kommission gestern vorgelegt. Der
Ausgangspunkt - ein größenabhängiger Sockelbetrag, der um einen
Risikofaktor nachjustiert wird, - wurde zwar beibehalten. Aber da
jede Menge Ausnahmen zugelassen und zahllose Sonderregeln ergänzt
wurden, ist ein kompliziertes Formelwerk herausgekommen - und wer
nicht Mathematiker und Buchhalter in einem ist, der kann im Grunde
nicht einmal andeutungsweise voraussagen, was für jede einzelne Bank
hinten rauskommt. Lediglich eines ist offensichtlich: Sachgerecht ist
es nicht.

Dass künftig jeder Mitgliedstaat selbst entscheidet, bis zu
welcher Bilanzsumme ein Institut klein ist, und dass Frankreichs
Institute einen Ausgleichsmechanismus zugestanden bekommen, der ihre
Beiträge anfangs deutlich mindert, oder auch dass die Verrechnung von
Derivaten erlaubt, aber auf 25% begrenzt wird - dies alles hat wenig
mit Finanzstabilität zu tun - aber viel mit politischer
Rücksichtnahme.

Es ist gewiss kein gutes Omen, dass ausgerechnet die Verhandlungen
über den Einstieg in die europäische Bankenunion von nationalen
Interessen dominiert werden, wie sie sonst nur beim Gezerre um das
EU-Budget üblich sind. Die Hartleibigkeit, mit der die Bankenabgabe
verhandelt und mit der um Risikofaktoren, Gewichtungen und
abzugsfähige Positionen gestritten wurde - und möglicherweise ja noch
weiter gepokert wird -, beweist aufs Neue: Beim Geld hört Europa auf.

Wenn man also das Negative hervorheben möchte, dann ist das die
erneute Erkenntnis, wie schwierig es ist, faire gemeinsame
Spielregeln für die Banken in Europa aufzustellen, ohne ständig
Extrawürste zu erlauben. Stellt man indes auf das Positive ab, dann
erinnert man an den eigentlichen tieferen Grund für die ganze Übung.
Europas Steuerzahler sollen entlastet werden und künftig nicht mehr
für marode Banken haften. Die geordnete Entsorgung einer Bank soll,
wenn das Geld der Eigentümer und Gläubiger nicht reicht, gefälligst
der Rest der Kreditwirtschaft übernehmen. Nach mühsamem Gefeilsche
wie auf einem Basar ist die EU diesem Ziel gestern zumindest einen
Schritt nähergekommen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

553443

weitere Artikel:
  • Offene Verlängerung der Zulassungsstudie zeigt Langzeitsicherheit und Wirksamkeit der Monotherapie mit einmal täglich einzunehmendem Zonegran® (Zonisamid) Hatfield, Großbritannien (ots/PRNewswire) - Zonegran(R) (Zonisamid) ist auch in der Langzeit-Monotherapie für die Behandlung fokaler epileptischer Anfälle bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie gut verträglich und wirksam, wie eine neue Publikation in Epilepsia zeigt.[1] Zonisamid ist angezeigt als Monotherapie für die Behandlung fokaler Anfälle mit oder ohne sekundärer Generalisierung bei Erwachsenen mit neu diagnostizierter Epilepsie sowie als Zusatztherapie für die Behandlung fokaler Anfälle mit oder ohne sekundärer mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Flughafen Leipzig/Halle Neuer Vorstoß gegen Fluglärm Halle (ots) - Die Interessengemeinschaft Nachtflugverbot Leipzig/Halle unternimmt einen neuen Vorstoß gegen Fluglärm am Flughafen Leipzig/Halle. Anlass sind zwei Studien der Universitätsklinik Mainz zu gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm, berichtet die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" in ihrer Mittwochausgabe. Die Wissenschaftler hatten bei Probanden einen Anstieg des Stresshormons Adrenalin und eine Verschlechterung von Gefäßfunktionen festgestellt. Die Nacht-fluggegner fordern nun eine Wiederaufnahme des bereits mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Verkehr Enormer Preissprung bei Taxifahrten Halle (ots) - In Sachsen-Anhalt wird Taxifahren im kommenden Jahr drastisch teurer. "Die Tarife werden überall zwischen 20 und 30 Prozent erhöht", sagte Frank Tempel, Vorsitzender des Landesverbands Personenbeförderung Taxi und Mietwagen, der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe). Grund sei die Einführung des Mindestlohnes von 8,50 Euro die Stunde. In Halle, Dessau-Roßlau und Magdeburg sollen die Preise zwischen 20 und 25 Prozent angehoben werden, im Burgenlandkreis sogar um 30 Prozent. Laut Taxi-Verband mehr...

  • Lockheed Martin wird auf der Euronaval 2014 die Marine-Kapazitäten in den Fokus setzen Paris (ots/PRNewswire) - Lockheed Martin wird auf der Euronaval 2014, der Internationalen Ausstellung und Konferenz für See- und Marineverteidigung, Medienveranstaltungen abhalten, die sich mit Themen von maritimen Überwachungssystemen bis hin zu Fortschritten des Unternehmens beim Littoral Combat Ship sowie vielen weiteren Produkten und Systemen beschäftigen. Die Messe Euronaval findet von Montag, den 27. Oktober, bis Freitag, den 31. Oktober, in Paris in Frankreich, statt. Fachleute des Unternehmensprogramms werden neueste mehr...

  • 52 Millionen Operationen und medizinische Prozeduren bei stationären Patienten im Jahr 2013 Wiesbaden (ots) - Knapp 52 Millionen Operationen und medizinische Prozeduren wurden bei den im Jahr 2013 aus vollstationärer Krankenhausbehandlung entlassenen Patientinnen und Patienten durchgeführt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren das 2,0 % mehr als im Jahr 2012. Dabei wird jedoch nicht berücksichtigt, ob der Zuwachs auf Veränderungen des Operationen- und Prozedurenschlüssels oder auf andere Gründe zurückzuführen ist. Die Anzahl der Krankenhausfälle, bei denen eine Operation oder medizinische Prozedur mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht