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"Nicht anfassen!" - Die Gefangenen der Ebola-Seuche (FOTO)

Geschrieben am 16-09-2014

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Weitere Info
http://ots.de/2nbTm
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Freetown/München (ots) -

Das Ebola-Virus breitet sich rasend schnell aus. In Sierra Leone
haben schon mehr als 1000 Kinder ihre Eltern an die tödliche
Krankheit verloren und es werden täglich mehr. Über 950.000 Menschen
leben dort in einem streng abgeriegelten Gebiet, dass unter
Quarantäne gestellt wurde.

Der Leiter der SOS-Kinderdörfer in Sierra Leone, Emmanuel Woode,
hat sich in das Ebola-Epizentrum gewagt und berichtet von Menschen,
die sich selbst überlassen wurden, stigmatisierten Kindern, um sich
greifender Angst und Hunger.

Herr Woode, Sie haben gerade das Epizentrum der Ebola-Epidemie in
Sierra Leone besucht, was haben Sie gesehen?

Woode: In Kenema, einer der zwei am schwersten betroffenen Städte,
bewachen Militär und Polizei die Zugangsstraßen. Die ganze Stadt
steht unter Quarantäne. Niemand, mit Ausnahme von medizinischem
Personal und ein paar NGOs, kommt hier rein oder raus. Die Menschen
sind quasi in der Stadt mit dem Virus gefangen.

Wie ist die Versorgungslage in der Stadt?

Woode: Momentan sind Märkte und Geschäfte noch geöffnet und die
Menschen können sich versorgen. Aber je länger die Abriegelung
andauert, desto kritischer wird die Versorgungslage. In den drei
isolierten Stadtvierteln innerhalb von Kenema, wo die Seuche
ausbrach, ist die Lage verzweifelt. Es gibt jetzt schon weder
Nahrungsmittel noch medizinische Versorgung. Die Leute hungern,
dürfen aber nicht raus. Erkranken sie, sind die Chancen auf Heilung
sehr gering.

Und die medizinische Situation? Viele Kliniken wurden doch
geschlossen...

Woode: Die meisten privaten Kliniken sind in ganz Sierra Leone
geschlossen. Die staatlichen Ebola-Zentren sind die einzigen, die
noch arbeiten. WHO und MSF betreiben Ebola-Testlabors. Aber wer krank
wird, hat ein Problem. In der Quarantäne-Zone Kenema berühren selbst
die "Ebola-Teams" die Kranken nicht. Zu viel medizinisches Personal
ist bereits gestorben. Wie sie unter diesen Bedingungen Menschen
versorgen wollen, ist mir ein Rätsel. Es ist absurd.

Sind die Menschen mittlerweile über Präventionsmaßnahmen
aufgeklärt?

Woode: Nein, absolut nicht. Selbst im Zentrum der Epidemie, in
Kenema, nehmen die Leute die Gefahr noch immer nicht ernst. Das ist
das Problem bei einer Analphabeten-Rate von über 60 Prozent und einem
Feind, der so unsichtbar ist, wie der Ebola-Erreger. Überall in
Kenema sehe ich, wie die Leute sich zur Begrüßung umarmen, sich die
Hände schütteln oder sich zu sechst in ein Taxi quetschen.
Versammlungen sind zwar offiziell untersagt, aber die Märkte sind
voll. Die Seuche verbreitet sich so unaufhaltsam.

Wie schützen Sie sich vor Ebola?

Woode: Unsere Schulen, Kindergärten und Familienhilfeprogramme
sind vorübergehend geschlossen und unser Personal haben wir bis auf
eine Notbesetzung nach Hause geschickt. Die Kinderdörfer sind
abgeriegelt. Es gibt Kontrollen an den Eingängen und die Kinder und
Mütter dürfen das Areal nicht verlassen. Wenn die Ebola unser Tor
passiert, haben wir ein Problem. Unter solchen Schutzmaßnahmen ist
jegliche Art von Hilfe eine Herausforderung.

Der tödliche Virus hinterlässt mittlerweile auch immer mehr
Waisen. Was haben Sie bei Ihrem Vor-Ort-Besuch im Ebola-Epizentrum
Kenema erfahren?

Woode: Allein in Kenema gibt es mittlerweile mindestens 165
Waisenkinder. Die Kinder sind stigmatisiert. Sie waren mit ihren
kranken Eltern zusammen. Weder Verwandte noch irgendwer sonst ist
bereit, sich nach dem Tod ihrer Familien um die Kleinen zu kümmern.
Alle haben Angst vor Ansteckung.

Was kann SOS tun?

Woode: Wir wurden gebeten, die Kinder aufzunehmen, aber so einfach
ist das nicht. Die Waisen stehen unter Quarantäne und wir müssen
natürlich auch zu unserem Schutz eine Ansteckungsgefahr ganz sicher
ausschließen. Die traurige Wahrheit ist: Es werden noch eine Menge
Waisen mehr werden und wir können nicht alle retten. Wir werden
versuchen die Kinder bei Verwandten unterzubringen. Wenn das nicht
geht oder niemand mehr da ist, nehmen wir die Kinder bei uns auf.
Aktuell aber können wir nicht mehr tun, als das Überleben der Kinder
mit Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung zu sichern.

Tod der Eltern, Stigmatisierung... ist das nicht traumatisch für
die Kinder?

Woode: Absolut. Bei meinem Besuch der Waisen in Kenema wurden die
Kinder ständig ermahnt: "Nicht anfassen!" Wie sollen kleine Kinder
das verstehen? Mir zerriss es das Herz, weil auch mein 9-jähriger
Sohn mich vor meiner Abfahrt umarmte und sagte: "Daddy, bitte fasse
niemanden an!" Die Kinder dagegen haben niemanden, der sich um sie
sorgt oder sie beschützt.

Ein Interview mit Emmanuel Woode ist auf Anfrage möglich.



Pressekontakt:
Weitere Informationen:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin@sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de


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