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Einsatz von "Schulschwestern" für chronisch kranke Kinder sollte bundesweit Schule machen

Geschrieben am 14-08-2014

Berlin/Recklinghausen (ots) - Die neuesten Daten zum
Kindergesundheitssurvey (Kiggs-Studie) belegen es erneut: chronische
Krankheiten im Kindesalter rücken zunehmend in den Fokus. In Zeiten
der Inklusion hat dies gerade auch Folgen für den Alltag in
allgemeinen Schulen, die aber auf chronisch kranke Kinder bislang nur
unzureichend eingestellt sind. Anpassungen, besser tief greifende
Reformen der Schulgesundheitspflege im Regelschulalltag, sind also
überfällig, meint Dr. Ulrike Horacek vom Vorstand der Deutschen
Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ).

Denn die die Zahl chronisch kranker Schüler nimmt insgesamt zu.
2012 hatten in Brandenburg nach repräsentativen Erhebungen des
Landesgesundheitsamts 13 % der Untersuchten eine chronische
Erkrankung. 2009 waren es erst 10 %. Der Anteil chronisch kranker
Kinder liegt in Familien mit niedrigem Sozialstatus sogar bei 21,5 %.
Bei Kindern aus Familien mit hohem Sozialstatus ist es nicht einmal
jedes zehnte Kind (8,6 %). Während der Schulzeit verschlimmern sich
Gesundheitsprobleme von Kindern oder Jugendlichen sogar noch. So sind
bei knapp 19 % der Entlass Schüler in Brandenburg im Jahr 2012
Sehfehler aufgedeckt worden. Im entsprechenden Einschulungsjahrgang
2012 waren es dagegen knapp 15 % gewesen.

Können aber alle Lehrer zu Experten von allen chronischen
Erkrankungen werden? Wohl kaum. Doch wie lauten die Alternativen?
Gibt es nachahmenswerte Modelle? In Kanada, in Australien, in den
meisten Staaten der USA, aber auch in vielen europäischen Staaten hat
sich zum Beispiel die Schulschwester sehr bewährt. An jeder Schule in
Schweden, Finnland und England gibt es mindestens eine
Schulschwester, die zumeist in einem Team aus Lehrern, Schularzt,
Schulpsychologe und Schulsozialarbeiter arbeitet. Sie ist Bestandteil
der Schulgemeinde und des regelhaften Schullebens, und ihre Arbeit
wird in hohem Maß wert geschätzt. Pflegewissenschaftler Andreas Kocks
von der Universität Witten-Herdecke plädiert schon seit fast zehn
Jahren dafür, dieses Modell auf Deutschland zu übertragen. Ganz
allgemein gilt die Schulschwester in vielen Ländern als erste
kompetente Ansprechpartnerin für alle gesundheitlichen Belange der
Kinder im schulischen Alltag sowohl für Schüler und Eltern, aber auch
für Lehrer. Sie entscheidet auch darüber, ob oder wann ein Schularzt
einzuschalten ist. Speziell für chronisch kranke Kinder in der Schule
fungiert sie als Case-Managerin, indem sie die Schüler und deren
Eltern unterstützt und begleitet. Zudem soll sie stets überprüfen, ob
alle nachgehenden Fürsorgemaßnahmen umgesetzt und Behandlungspläne
eingehalten werden.

Speziell bei chronisch kranken Kindern kümmert sich die
Schulschwester um die

- Medikamentengabe und spezifische individuelle Pflegeleistungen;

- spezielle Krankenbeobachtung (z.B. zur Unterzuckerung neigender
Schüler mit neu eingestelltem Diabetes mellitus) oder um die
Überprüfung des Hör- und Sehvermögens;

- die Berücksichtigung individueller Erfordernisse z.B. bei
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien in der
Gemeinschaftsverpflegung und

- die Herstellung des Kontakts zum Jugendhilfeträger. Und
umgekehrt fungiert sie beim Thema Kinderschutz als fachliche
Ansprechpartnerin für Fachkräfte in den Jugendämtern.

All diese Unterstützungsleistungen wären auch hierzulande
hilfreich. Für Schüler mit Benachteiligung durch gesundheitliche
Einschränkungen würde so eine passgenaue und alltagsnahe fachliche
Unterstützung möglich. Eine Schulschwester kann zudem vor Ort als
Ansprechpartner für Inklusionshelfer und Schulbegleiter fungieren.
Die öffentlichen Kinder- und Jugendgesundheitsdienste - so die DGSPJ
- könnten für die Schulschwester Fachverantwortung übernehmen und von
ihr dann hinzugezogen werden, wenn die sozialpädiatrische Kompetenz
gefordert ist.

Chronisch kranke Kinder aus sozial benachteiligten Schichten
würden von einer Schulschwester besonders profitieren, ist Ulrike
Horacek überzeugt. Durch eine enge Kooperation mit
Schulsozialarbeitern und -Psychologen vor Ort könnte dieser Effekt
noch verstärkt werden. Auch Lehrer würden durch eine solche
Unterstützung entlastet und könnten sich leichter auf das
pädagogische Kerngeschäft fokussieren. Und all das kommt, direkt oder
indirekt wieder den(chronisch kranken) Schülern zugute.

Der Einsatz von Schulschwestern macht also Sinn und sollte im
wahrsten Sinne bundesweit "Schule machen", fordern die
Sozialpädiater.



Pressekontakt:
Dr. Ulrike Horacek
Kinder- und Jugendärztin
Leiterin des Gesundheitsamtes Kreis Recklinghausen
DGSPJ- Vorstandsmitglied
Mail: u.horacek@kreis-re.de


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