(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar: "Schwamm drüber" von Andrea Schurian

Geschrieben am 08-08-2014

Kulturpolitik in der Krise(Ausgabe ET 9.8.2014)

Wien (ots) - Sie verstünde das Interesse, ließ Ex-Kulturministerin
Claudia Schmied unlängst via E-Mail wissen, aber: "Sorry. Kein
Kommentar von meiner Seite. Ich schau nach vorn." Abgesehen von
diesem doch ziemlich unterentwickelten Verständnis von politischer
Verantwortung, winkt dort vorn, wohin sie nun so gern schaut, ein Job
nicht mehr, auf den sie angeblich ziemlich scharf war: Die Chance,
Georg Springers Nachfolgerin in der Burgtheaterholding zu werden, ist
mittlerweile Geschichte.

Ein Blick zurück würde sich lohnen. Denn wie Salzburgs
Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf so richtig sagte: Am Anfang stand
nicht das Verbrechen, sondern die Not. Siebzehn Jahre - bis auf zwei
Ausnahmen - keine Subventionserhöhungen haben den Burg-Palawatsch
maßgeblich verursacht. Ja, es muss mit öffentlichen Geldern sorgsam
gewirtschaftet werden, aber zur Erinnerung: Die staatlichen Ausgaben
für Kultur machen nicht einmal ein Prozent des Budgets aus. Es kann
daher auch nicht oft genug wiederholt werden: Subventionen etwa an
die Salzburger Festspiele fließen mit Zins und Zinseszins zurück ins
Staatssäckel. Sie machen das Land reich, nicht arm.

Und obwohl Österreich umwegrentabel von der Kunst profitiert,
mahnen Politiker in Krisenzeiten (und populistisch) gerade hier
sparefrohes Wirtschaften ein, während sie den maroden Banken
fürsorglich einen Rettungsschirm nach dem anderen aufspannen.
Kulturtouristen bringen Geld; der Pleitebanker-Tourismus, der sich am
Kärntner Milliardengrab Hype Alpe Adria versammeln und zumindest
einen Bruchteil unserer Steuerlast wieder zurückbringen würde, ist -
bisher jedenfalls - unterentwickelt. Doch was passiert? Der
Carinthische Sommer wird - ebenso wie andere kleine Festivals und
Institutionen - systematisch totgespart. Mutige Kulturpolitik sähe in
der Krise anders aus.

Apropos: Interessant sind die Erkenntnisse des von Kulturminister
Josef Ostermayer beauftragten Juristen Thomas Angermair in Sachen
Burg: Alle sind mitschuldig, niemand ist schuldig. Nicht Schmied,
nicht Springer, nicht die Aufsichtsräte. Nur die gefeuerte
kaufmännische Direktorin, Silvia Stantejsky, und der ebenfalls in die
Fristlose entlassene Ex-Burgchef Matthias Hartmann. Das entspricht
wie angegossen der bisherigen Argumentation Ostermayers, nicht aber
den schweren Geschützen des unabhängigen Rechnungshofes. Hoffentlich
wird Ostermayer nicht irgendwann sagen: "Vergangenheit, Schwamm
drüber."

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

541220

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Interview Medien mit dem Schauspieler Hannes Jaenicke Osnabrück (ots) - Hannes Jaenicke: Vorerst kein neues Buch Schauspieler will trotz des Erfolges von "Die große Volksverarsche" kürzer treten - Umweltschützer räumt ein: "Mein CO2-Footprint ist eine Katastrophe" Osnabrück.- Der Schauspieler, Dokumentarfilmer und Buchautor Hannes Jaenicke will trotz des großen Erfolgs seines Bestsellers "Die große Volksverarsche" vorläufig kein weiteres Buch auf den Markt bringen. "So wie ich es die letzten Jahre gemacht habe, stehe ich es nicht mehr allzu lange durch," sagte der 54-Jährige mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur veganen Ernährung von Haustieren: Kein Zwang zum Salat - von Katrin Wolf Regensburg (ots) - Menschen, die sich vegan ernähren, haben sich sehr gut über das Thema informiert. Sie sind oft besonders tierlieb und lehnen es ab, Tiere zu töten oder auszubeuten. Diese Entscheidung verdient großen Respekt. Trotzdem dürfen Veganer diese ihren Haustieren nicht aufzwingen. Ein Mensch kann für sich entscheiden, ob ihm die vegane Ernährung guttut. Hund oder Katze können das allerdings nicht. Sie sind von ihren Haltern abhängig. Und die tragen deshalb auch eine große Verantwortung. Dazu kommt, dass es zu dem Thema, mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Der Unbeugsame: Obwohl Gustl Mollath vor Gericht immer nur gewinnen konnte, hat er seine zweite Chance vertan. Von Pascal Durain Regensburg (ots) - Gustl Ferdinand Mollath, 57: Ein Mann ohne Pass, Einkommen und festen Wohnsitz, dafür aber mit einem Anliegen. Seit dem 7. Juli steht er wieder vor Gericht. In wenigen Tagen wird das Urteil verkündet. Mollath hatte nur eine Bitte an die Richterin: Das Urteil solle bitte fair und gut begründet sein. Doch Mollath kämpft nicht für seine Unschuld, sondern für sein Ansehen. Kaum ein anderer Fall hat das Vertrauen in die Justiz so stark erschüttert - und den Rechtsstaat vor eine so schwierige Prüfung gestellt. Und kaum mehr...

  • Scarlett Johansson erobert als LUCY die FBW im Sturm/"Besonders wertvoll" für Luc Bessons neuen Action-Film - Prädikate auch für SAPHIRBLAU, DIDO ELIZABETH BELLE sowie die Dokumentation RHEINGOLD Wiesbaden (ots) - Wiesbaden, 11. August. Die Prädikate der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) stehen für unabhängige Filmempfehlungen in allen Genres. Dies beweisen einmal wieder die aktuellen Filmtipps der FBW für das Kinoprogramm der kommenden vierzehn Tage. Luc Bessons Filme sind immer besonders. Von klassischem eindeutigen Genrekino weit entfernt, zeichnet sein Kino eher der Mix aus verschiedenen Kategorien aus. Auch mit LUCY (Start: 14. August) verbindet Besson wieder verschiedene Stilrichtungen. Die Geschichte mehr...

  • Wenn es den Städter aufs Land zieht - neue Doku-Serie "Landschwärmer" in Einsfestival Köln (ots) - Regisseurin Lola Randl begleitet Stadtmenschen bei ihrer Erkundungstour durchs Landleben. Warum lesen junge Menschen begeistert Zeitschriften über das Landleben, legen mitten in Großstädten Äcker an und suchen Häuser im Grünen? Es ist die neue Sehnsucht nach dem Leben auf dem Lande! Immer mehr junge, erfolgreiche Bildungsbürger schwärmen aus in die deutsche Provinz. Die neue Doku-Serie "Landschwärmer" begleitet moderne Städter bei ihrer Erkundungstour durch das echte Landleben - ab 10. September 2014 in Einsfestival. mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht