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Zur Lage der EZB: Deflation ist nichts, wovor man sich fürchten muss (FOTO)

Geschrieben am 07-08-2014

Leipzig (ots) -

Interview zur aktuellen Geldpolitik der EZB mit Daniel Franke,
Finanzexperte vom Sparerportal Tagesgeldvergleich.net.

Rückblickend, waren die bisherigen Maßnahmen der Europäischen
Zentralbank (EZB) sinnvoll oder wirkungsvoll?

Daniel Franke: Teilweise können die Maßnahmen gar nicht die
gewünschte Wirkung entfalten! Die angestrebte Ausweitung der
Kreditvergabe ist trotz negativer Einlagezinsen in den südlichen
Ländern Europas kaum möglich. Erstens sitzen die Banken dort auf
Unmengen ausfallgefährdeter Kredite und sind entsprechend vorsichtig
bei der Neukreditvergabe. Zweitens sind die Unternehmen in den
Peripheriestaaten bereits bis zum Anschlag mit Krediten zugedeckt -
haben also weder Bonität noch finanzielle Reserven um zusätzliche
Kredite zu bedienen. Ein dritter Punkt: Viele Unternehmen haben sich
nach Alternativen zu Bankkrediten umgesehen. Seit 2008 bzw. 2009 ist
das Mittel der Finanzierung über die Ausgabe von Anleihen stark in
Mode gekommen. Abschließend haben zahlreiche Unternehmen vorgesorgt
und hohe Bargeldreserven angehäuft. Unterm Strich zeigt die Erfahrung
der Vergangenheit - etwa mit negativen Einlagezinsen in den
Niederlanden - dass dieses Mittel nicht zwingend zum Erfolg führen
muss, also zur Ausweitung der Kreditvergabe führt.

Die letzten Maßnahmen der EZB waren geprägt vom Gedanken, das
Damokles-Schwert "Deflation" zu verhindern. Wie groß ist die Gefahr
wirklich, die von einer niedrigen Inflationsrate ausgeht?

Daniel Franke: Grundsätzlich stellt sich die Frage, wieso die EZB
unbedingt von einem "Normzustand" der Inflationsrate um die zwei
Prozent ausgeht? Eine Deflation an sich ist nichts, wovor man sich
fürchten muss - vorausgesetzt sie ist zeitlich begrenzt und den
betroffenen Volkswirtschaften wird die Möglichkeit gegeben, ihr
Preisniveau zu senken. In Europa sind es derzeit vor allem Staaten im
Süden, denen eine Deflation trotz aller Nebenwirkungen gut tut. Das
Problem ist, dass durch die Einheitswährung des Euro starke
Volkswirtschaften ebenfalls betroffen sind. Die EZB kann mit ihrer
Politik nicht einzelne Volkswirtschaften bei ihrer Problemlösung
unterstützen, sondern nur nach dem Gießkannenprinzip austeilen.

Verbraucher sollten keine Angst vor dem Begriff Deflation haben.
Tendenzen einer Inflationsspirale wie in Japan sehe ich in Europa und
speziell in Deutschland nicht. Zum einen haben wir 2013 die höchsten
Tariflohnsteigerungen seit langem erzielt. Zum anderen drücken
saisonale Effekte die offizielle Inflationsrate. Lohnsteigerungen
wirken - wie viele volkswirtschaftliche Größen - erst mit einer
gewissen Verzögerung. Es ist für Deutschland aus meiner Sicht
keinesfalls mit Deflation, sondern vielmehr mit einer moderat
ansteigenden Inflation zu rechnen.

Was raten Sie Sparern in Deutschland derzeit?

Daniel Franke: Ich rate Sparern derzeit, ihr Geld zu streuen. Drei
Monatseinkünfte als Liquiditätsreserve auf ein solide verzinstes
Tagesgeldkonto. Im Vergleich zum Girokonto oder Sparbuch sind das
immer noch ordentliche Aussichten.

Aktuell empfehlen wir auf http://www.tagesgeldvergleich.net
Angebote mit langer Zinsgarantie, z. B. Cortal Consors mit 1,20
Prozent für 12 Monate garantiert. Oder Anbieter, die sich seit
einiger Zeit durch stabil hohe Zinsen auszeichnen, z. B. MoneYou und
die Renault Bank. Bei Festgeld rate ich momentan, keine Laufzeiten
von mehr als drei Jahren zu wählen. Für ein Jahr gibt es aktuell
maximal 1,50 Prozent, für zwei Jahre 1,80 Prozent und für drei Jahre
2,10 Prozent. Bei zehn Jahren Laufzeit sind bis zu 2,75 Prozent pro
Jahr drin, allerdings steckt das Geld auch zehn Jahre fest -
schlecht, wenn zwischenzeitlich die Zinsen anziehen sollten.

Wovon raten Sie ab?

Selbst wenn es verlockend klingt, sollten Sparer die Finger von
sogenannten "Festzins"-Angeboten, Genussscheinen oder ähnlichen
Produkten lassen. Deren Risiken werden gerne klein- und die Zinsen
groß geredet. Keine Einlagensicherung, keine Zinsgarantie, Risiko des
Totalverlustes - klingt hingegen weniger attraktiv. Relevantere
Risiken drohen anderenorts durch die kürzlich beschlossene
Bankenunion. Wie Sie unserer Infografik unter
http://www.tagesgeldvergleich.net/ratgeber/bankenunion.html entnehmen
können, werden ab sofort auch vermögende Sparer an der
Rekapitalisierung in Schieflage befindlicher Banken beteiligt. Unser
Tipp für diese Zielgruppe lautet deshalb: Größere Vermögen unbedingt
auf mehrere Banken verteilen und nicht mehr als die gesetzlich
abgesicherten 100.000 Euro pro Kreditinstitut anlegen, da theoretisch
erst ab dieser Grenze eine Beteiligung der Sparer an der
Bankenrettung stattfindet.



Pressekontakt:
Mario Hess
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
E-Mail: mario.hess@franke-media.net
Tel.: 0341/ 24 39 95 00
Fax: 0341/ 24 39 95 09


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