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DBU zieht Bilanz für 2013 - Schwerpunkt Wasser

Geschrieben am 01-08-2014

Osnabrück (ots) - DBU zieht Bilanz für 2013: 280 Projekte mit 44,3
Millionen Euro

Inhaltlicher Schwerpunkt war der Schutz des Lebenselixiers Wasser

Wasser ist ein kostbares Lebenselixier für Mensch und Natur, doch
seine Qualität ist vielerorts gefährdet. Täglich gelangen viele
Stoffe aus Landwirtschaft, Industrie und Haushalten ins Abwasser und
in Oberflächengewässer - zum Teil auch ins Grundwasser. Die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt (DBU) setzte deshalb 2013 stark auf den Schutz
der Ressource, indem sie unter anderem neue Ansätze für die
Behandlung von Klärschlämmen, Gärsubstraten und Gülle, Filtersysteme
für Kläranlagen oder biotechnologische Projekte förderte. "Wenn wir
den Menschen ein gesundes Leben ermöglichen und die biologische
Funktionsfähigkeit von Gewässern erhalten wollen, müssen wir das
Wasser effektiver und umweltfreundlicher schützen und bewusster mit
ihm umgehen", sagte DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann heute
bei der Vorstellung des Jahresberichts 2013. Die DBU werde diesen
Schwerpunkt mit ihrem Expertenwissen auch in einer Projektgruppe
weiterverfolgen. Im letzten Jahr bewilligte die Stiftung über alle
Themenfelder, die sie bearbeitet, 280 Projekte mit rund 44,3
Millionen Euro.

Laut Sachverständigenrat für Umweltfragen hat sich die
Wasserqualität der deutschen Oberflächengewässer in den letzten
Jahren verbessert. Kommunale Kläranlagen hätten sich auf einem hohen
Qualitätsniveau stabilisiert und hinsichtlich der
Stickstoffelimination noch weiter verbessert. Dagegen sei es nicht
gelungen, Nährstoffeinträge aus diffusen Quellen in gleicher Weise zu
verringern. So seien Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft
mittlerweile das Hauptproblem für die Wasserqualität nicht nur in
Deutschland, sondern in ganz Europa geworden.

Bottermann betonte, dass insbesondere in Regionen mit
umfangreicher Tierhaltung die in die Umwelt gelangenden
Stickstoffmengen zu hoch seien. Dadurch würden auch Oberflächen- und
Grundwasser belastet. Mit der Förderinitiative "Verminderung von
Stickstoffemissionen" wolle die DBU einen wirksameren Einsatz von
Stickstoff vorantreiben und damit die in die Umwelt gelangenden
Stickstoffmengen verringern. Ziel sei es einerseits,
Stickstoffverluste, die bereits im Stall oder bei der Lagerung
auftreten, weiter zu vermindern. Andererseits sollten sowohl
Mineraldünger als auch organische Dünger wie Gülle oder Gärreste
zielgenau aufgebracht werden, damit sie möglichst direkt von den
Pflanzen aufgenommen werden. Denn würden sie an die Luft gelangen,
bilde sich umweltschädliches Ammoniak. Dünger sollte am richtigen
Ort, zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge aufgebracht
werden.

"Ein großes Potenzial für das Verringern des Stickstoffverlustes
liegt im Optimieren landwirtschaftlicher Ausbringungstechnik", so
DBU-Experte Dr. Holger N. Wurl. Zurzeit entwickle die Hochschule
Osnabrück eine umweltfreundlichere Technik für den Maisanbau, die die
übliche mineralische Unterfuß-Düngung durch Gülle und Gärsubstrate
ersetzen und den Einsatz von Mineraldünger, der mit einem hohen
Energieverbrauch hergestellt werde, verringern soll. Dazu untersuche
sie auch, welche Düngestrategie sich am besten eigne.

Das Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beschäftigt sich, so Wurl,
mit einem Spezial-Verfahren, das mit einem gezielten Verteilen von
Gülle oder Gärsubstraten auf Reihenkulturen wie Mais, Rübe oder Raps
die übliche mineralische Unterfußdüngung ersetzt. Die Effizienz
dieses Verfahrens werde in praxisnahen Feldversuchen durch einen
Vergleich mit einer konventionellen Bewirtschaftung ermittelt. Neben
regelmäßig durchgeführten Bodenproben, die Aufschluss über die
Stickstoffverlagerung geben sollen, würden auch Pflanzen- und
Wurzelwachstum sowie die Erträge untersucht.

"Eine weitere Ursache für Schadstoffbelastungen im Wasser ist in
Haushalten zu finden: Rund 31.000 Tonnen Arzneimittel werden jährlich
in Deutschland eingenommen, ein Teil davon gelangt unvollständig
verstoffwechselt in die Umwelt", erläuterte Bottermann. Da der
menschliche Körper die meisten Antibiotika, Hormone oder
Schmerzmittel nicht vollständig abbaue, landeten sie als
Mikroschadstoffe im häuslichen Abwasser und könnten durch die
Kanalisation in Flüsse und Seen gelangen. Aber auch die nicht
verbrauchten Arzneimittel spielten eine Rolle: Laut einer Studie aus
dem Jahr 2008 in Deutschland gelangten 23 Prozent der flüssigen nicht
verwendeten Arzneistoffe und sieben Prozent der festen nicht
verwendeten Arzneistoffe aus den Privathaushalten in die Toilette.
Das seien etwa drei Prozent der vermarkteten Pharmazeutika in
Deutschland und entspreche 364 Tonnen Wirkstoffe. Viele dieser
Substanzen und Hormone seien chemisch so stabil, dass sie bislang
kaum oder gar nicht aus dem Wasser gefiltert und über die Kläranlagen
in den Wasserkreislauf geraten könnten - ein großes Problem für
Umwelt, Mensch und Tier, ergänzte DBU-Experte Franz-Peter
Heidenreich.

Das Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien der
Universität Bremen entwickle ein Verfahren für kleine und kommunale
Kläranlagen, bei dem erstmals mit Bio- bzw. Pflanzenkohle das Wasser
von speziellen Arzneimittelrückständen gereinigt werden könne. Die
Pflanzenkohle - also verkohltes Holz - funktioniere wie ein Schwamm
und binde die Schadstoffe aus dem Wasser. Die Filteranlage solle mit
robusten und anpassungsfähigen Pflanzen wie Rohrglanzgras sowie
speziellen Pilzen kombiniert werden, um einen zusätzlichen
Reinigungseffekt zu erreichen. Der ländliche Bereich biete zumeist
genügend Platz für die Pflanzenkläranlagen, "deren Technik sich auch
auf größere Kläranlagen übertragen ließe", so Heidenreich. Von
Vorteil sei auch, dass die Anlage mit wenig Pflege fast wartungsfrei
und sehr günstig zu betreiben sei.

Auch in der industriellen Produktion fielen etwa durch den Einsatz
von Chemikalien Belastungen des Abwassers an, so Bottermann. Mit
Hilfe der Industriellen Biotechnologie gelinge es oft, alternative
Verfahren und Produkte für verschiedene Industriezweige zu entwickeln
und den Eintrag giftiger Substanzen zu verringern. Positiver
Nebeneffekt: Die Ressourcen- und Energieeffizienz könnten häufig
gesteigert werden. Biotechnologie sei deshalb ein "wichtiges Werkzeug
des produktionsintegrierten Umweltschutzes und Schlüsseltechnologie
für nachhaltiges Wirtschaften".

Wichtiger Bestandteil von Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika
und Pharmazeutika seien Tenside, so DBU-Experte Dr. Hans-Christian
Schaefer. Sie lösten Fett- und Schmutzpartikel von den Oberflächen ab
und seien daher in Wasch- und Reinigungsmitteln für die
Reinigungswirkung verantwortlich. In Salben und Cremes ermöglichten
sie, dass sich Öl und Wasser zu einer Emulsion vermischten. "Das
Bayerische Landesamt für Umwelt gibt an, dass deutschlandweit etwa
200.000 Tonnen Tenside pro Jahr ins Abwasser gelangen", erklärte
Schaefer. Wegen der großen Mengen sei eine gute biologische
Abbaubarkeit wichtig. Zudem werde ein erheblicher Teil der Tenside
auf chemischem Wege auf Erdölbasis produziert oder aus pflanzlichen
Ölen, darunter Kokos- und Palmkernöl. Doch Tenside könnten auch durch
Mikroorganismen hergestellt werden, sogenannte Biotenside.

In einem Kooperationsprojekt mit sieben Partnern aus Forschung und
Industrie unter Federführung des Instituts für Pharmazeutische
Biotechnologie der Universität Ulm sei ein neues Verfahren zum
Herstellen von bestimmten Biotensiden, den sogenannten Rhamnolipiden,
entwickelt worden. Diese seien aus Zucker und Fettsäuren aufgebaut
und daher vollständig biologisch abbaubar. Als Kohlenstoffquelle
dienten die nachwachsenden Rohstoffe Glucose oder Glycerin. Derzeit
könnten Biotenside für einen breiten Einsatz in Wasch- und
Reinigungsmitteln wegen der hohen Herstellungskosten noch nicht mit
herkömmlich produzierten Tensiden konkurrieren. Langfristig könnten
durch Biotenside aber Gewässer und endliche Ressourcen geschont und
die Kohlendioxidbilanz der Tensidverwendung verbessert werden.

Das finanzielle Jahresergebnis nach Abschreibungen und
Verwaltungsaufwendungen habe die DBU auch 2013 zum fünften Mal in
Folge steigern können auf nunmehr 113,9 Millionen Euro (2012: 108
Millionen Euro), erklärte DBU-Finanzchef Michael Dittrich. Dem
Stiftungskapital seien 55 Millionen Euro als Rücklage zugeführt
worden. Es betrage aktuell 2,06 Milliarden Euro und sei damit auch im
Realwert, also unter Berücksichtigung der Inflation, seit
Stiftungsgründung vollständig erhalten. "Durch die extrem niedrigen
Zinsen wird die Vermögensanlage bei den verzinslichen Wertpapieren
zwar laufend schwieriger, durch eine breite Diversifikation ist es
aber bisher gelungen, die Erträge auf einem vergleichsweise hohen
Niveau zu halten", erklärte Dittrich. So habe der Ertrag aus der
Vermögensbewirtschaftung nach Kosten 120,6 Millionen Euro (2012:
114,6 Millionen Euro) betragen. Dabei seien Kurswertänderungen der
Wertpapiere im Bestand nicht eingerechnet. Die Performance der
Vermögensanlage habe 2013 bei 7,7 Prozent gelegen. Die
durchschnittliche Performance der Vermögensanlage über die letzten
zehn Jahre (2004 - 2013) habe 6,5 Prozent jährlich betragen, so
Dittrich.

Im Jahr 2013 gingen bei der DBU insgesamt 962 Anträge und
Projektskizzen ein (2012: 989). Bewilligt wurden 280 Vorhaben mit
rund 44,3 Millionen Euro (2012: 258 Vorhaben mit 47,6 Millionen
Euro). Damit hat die Stiftung seit Aufnahme ihrer Fördertätigkeit im
März 1991 bis Ende 2013 1,5 Milliarden Euro an Fördermitteln
bewilligt und damit mehr Geld in den innovativen Umweltschutz
investiert als sie seinerzeit als Stiftungskapital erhalten hatte
(1,288 Milliarden Euro).

Die DBU ist eine der größten Stiftungen Deutschlands. Im
Mittelpunkt ihrer Förderung stehen kleine und mittlere Unternehmen.
Die Stiftung vergibt jährlich den mit 500.000 Euro dotierten
Deutschen Umweltpreis. Der Jahresbericht kann kostenlos bei der DBU
bestellt werden: An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Telefon
0541/9633-0, Fax 0541/9633-190, E-Mail info@dbu.de.



Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Sina Hindersmann
Anneliese Grabara

Kontakt DBU
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633-521
Telefax: 0541|9633-198
presse@dbu.de
www.dbu.de


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