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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Entscheidung des DLV, Prothesen-Springer Markus Rehm nicht zur EM zu lassen

Geschrieben am 30-07-2014

Bielefeld (ots) - Markus Rehm ist ein großartiger Athlet. Das
haben ihm nicht nur seine zweibeinigen Konkurrenten bescheinigt, die
der 25-jährige Weitspringer bei den nationalen Titelkämpfen in Ulm
besiegt hatte. Und das als Behinderter. Mit einer Prothese. Und genau
die ist jetzt der Grund, warum der Schützling von
Ex-Speerwurfweltmeisterin Steffi Nerius nicht bei der
Europameisterschaft starten darf. Der Deutsche Leichtathletik-Verband
(DLV) orientiert sich bei seiner Entscheidung an neuesten
biomechanischen Daten. Vereinfacht ausgedrückt: Der Übergang von
Anlauf über Absprung in den Sprung ist bei Rehm unmenschlich, ein
Katapulteffekt durch die Prothese müsse vermutet werden. Zur
Einordnung: Eine Karbonprothese gibt 80 Prozent der Energie wieder
ab, ein menschliches Bein nur 50. Der DLV wird sich diese
Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Schlimm genug, dass er sich
so lange vor einer tiefgreifenden Untersuchung des »Falles Rehm«
gedrückt hatte. Durch die Normerfüllung in Ulm ging das nun nicht
mehr. Der Sport als Ganzes muss sich jetzt dieser Problematik
stellen. Und eine Entscheidung, ob und wie behinderte und
nichtbehinderte Athleten in einem Wettbewerb gegeneinander antreten
können, wie gewertet wird, ist keine, die schnell gefällt werden
darf. Es ist keine, die geeignet ist, dass sich Sportwissenschaftler
dabei zu profilieren versuchen. Klar ist, dass nichts klar ist. Für
die einen sind die Vorteile, so widersinnig sich das anhört, einer
Prothese im sportlichen Wettbewerb offensichtlich. Andere sagen, die
aktuellen Daten reichten noch nicht aus, um ein abschließendes Urteil
zu fällen. Man sollte sich auch deshalb Zeit lassen, weil diese
Entscheidung weitreichende, noch unabsehbare Folgen haben könnte.
Letztlich geht es eben auch um den Einstieg ins Technik-Doping. Einen
beredten Hinweis, dass die Qualität der Prothesen durchaus einen
Effekt auf die Leistung hat, gab 2012 unfreiwillig Oscar Pistorius,
jener südafrikanische Läufer also, der sich einen Start bei Olympia
vor Gericht erstritt. Nachdem er bei den anschließenden Paralympics
gegen den Brasilianer Alan Oliveira über 200 Meter unterlag, klagte
Pistorius, dessen Stelzen seien zu lang. Ein Rückschritt für die
Inklusion ist die Entscheidung des DLV nicht. Viele Länder
subventionieren paralympischen Leistungssport. Es gibt auch bei
nationalen Wettbewerben beachtliche Leistungen. Die gehen aber unter,
weil meist nur über die Paralympics berichtet wird. Aber auch Markus
Rehm kann nicht wollen, dass sein Start in Zürich unter dem Titel
»Menschen, Behinderte, Sensationen« läuft. Für den
Weltklasseweitspringer ist die Nichtberücksichtigung für die EM ohne
Frage eine herbe Enttäuschung. Für die Fairness, die schon von so
vielen versucht wird auszuhebeln, ist es ein Sieg.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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