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Mahnung zur Gewaltlosigkeit/ Rat der EKD veröffentlicht Wort zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs

Geschrieben am 21-07-2014

Hannover (ots) - "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens".
Unter dieser Überschrift hat der Rat der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) am Montag (21. Juli) ein Wort zum 100. Jahrestag
des Beginns des Ersten Weltkrieges veröffentlicht. Angesichts des
millionenfachen Leidens und Sterbens im Ersten Weltkrieg ruft die EKD
zu Gewaltlosigkeit auf und erinnert an die Aktualität der
Friedensbotschaft des Evangeliums. "Gewalt bekommt in vielen Regionen
ein dramatisches, neues Gesicht und kann sich neuer, erschreckender
Technologien und Ideologien bedienen", heißt es in dem Papier. Umso
dringender sei der Einsatz für das humanitäre Völkerrecht und die
Bekämpfung von Konfliktursachen sowie für die Konfliktbearbeitung und
Versöhnung. In den vergangenen Monaten sei auch die Gefährdung der
europäischen Friedensordnung schmerzlich offenbar geworden. "Wir
stehen in der Verantwortung für ihren Erhalt", erinnert das EKD-Wort.

Deutlich benennt das Wort zum 100. Jahrestag des Beginns des
Ersten Weltkrieges auch das damalige kirchliche Versagen: "Kirche und
Theologie in Deutschland versagten im Hinblick auf die im Wort
Gottes gegründete Aufgabe, zur Gewaltbegrenzung beizutragen und sich
zu Anwälten der Menschlichkeit und des Lebens zu machen", heißt es in
dem Papier. Zudem sei der deutsche Protestantismus auch nach Ende
des Ersten Weltkrieges nicht zur Versöhnungskraft geworden und habe
sich dem Gift des aufkommenden Nationalismus nicht entzogen. "Dieses
Versagen und die Schuld erfüllen uns heute mit tiefer Scham", so das
EKD-Wort. "Daraus müssen und wollen wir Lehren ziehen." Wörtlich
heißt es weiter: "Darum bitten wir Gott heute, 100 Jahre nach dem
Beginn des Ersten Weltkrieges: "Richte unsere Füße auf den Weg des
Friedens".

Hannover, 21. Juli 2014

Carsten Splitt Pressestelle der EKD

Das "Wort des Rates der EKD zum 100. Jahrestag des Beginns des
Ersten Weltkrieges" im Wortlaut ist unten angefügt sowie in Kürze im
Internet unter
www.ekd.de/EKD-Texte/wort_des_rates_zum_ersten_weltkrieg.html
abrufbar Das Wort der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
(GEKE) "The Community of Protestant Churches in Europe commemorates
the outbreak of the First World War" ist im Internet abrufbar unter:
http://www.leuenberg.eu/sites/default/files/Weltkriegsgedenken%201914
_Wort%20des%20Rates%20der%20GEKE.pdf

Eine umfangreiche Materialsammlung zum Gedenken an den Beginn des
Ersten Weltkrieges steht auf EKD.de zur Verfügung unter
www.ekd.de/themen/material/erster_weltkrieg

Wort des Rates:

»Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens« Wort des Rates der
EKD zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges

Im Sommer des Jahres 1914 taumelte Europa in den Abgrund des
Ersten Weltkrieges. »In ganz Europa gehen die Lichter aus« - so
drückte der britische Außenminister Sir Edward Grey am 3. August 1914
seine düstere Erwartung aus; und sie sollte sich bewahrheiten: Dieser
Weltkrieg wurde der erste totale Krieg der Geschichte. Millionen von
Opfern und verwüstete Länder waren sein schreckliches Ergebnis. Es
gab in Europa und in Deutschland auch die Stimmen des Friedens und
der Versöhnung, aber sie waren zu schwach. Die Saat von Hass und
Gewalt wirkte weiter. Ein weiterer Weltkrieg und die ungeheuren
Verbrechen der Shoah waren furchtbare Früchte auch dieser Saat. Man
spricht vom Ersten Weltkrieg als der »Urkatastrophe« des 20.
Jahrhunderts. Denn dieses ungeheure Ereignis bedeutete nicht nur das
Leiden und Sterben von Millionen von Menschen, sondern es stellte die
Errungenschaften von Aufklärung und Moderne, die Bemühungen um
Humanität und Einhegung der Gewalt in Kriegen radikal in Frage. Der
tiefliegende Schaden von Kirche und Theologie in Deutschland wurden
durch diesen Krieg deutlich sichtbar. Sie versagten im Hinblick auf
die im Wort Gottes gegründete Aufgabe, zu Frieden und Versöhnung oder
auch nur zur Gewaltbegrenzung beizutragen und sich zu Anwälten der
Menschlichkeit und des Lebens zu machen. Ihr Glaube an den liebenden
und versöhnenden Gott, ihre Verbundenheit im einen Leib Christi mit
anderen Kirchen und die Universalität ihres Glaubens hat sie 1914
nicht vor Kriegsbegeisterung und -propaganda bewahrt, noch vor der
Rechtfertigung nationaler Kriegsziele bis zum Ende. So konnten sie
nach Kriegsende auch nicht zur Versöhnungskraft werden und sich 1933
nicht dem Gift des wieder aufkommenden Nationalismus entziehen. Zu
sehr dem nationalistischen Zeitgeist verhaftet war ihre Theologie und
zu schwach war ihr ökumenisches Bewusstsein. Dies gilt in besonderer
Weise für den deutschen Protestantismus - jedenfalls in seiner
Mehrheit: Die wenigen Mahner aus seinen Reihen wurden mundtot
gemacht. Dieses Versagen und diese Schuld erfüllen uns heute mit
tiefer Scham. Daraus müssen und wollen wir Lehren ziehen. Wie können
wir solchen Verirrungen in Zukunft entgegentreten?

Nach 1945 hat die evangelische Kirche in Deutschland Schritte auf
einem langen Weg der Veränderung getan. Sie ist zu einem lebendigen
Mitglied der weltweiten und der europäischen Ökumene geworden und
tritt aktiv für humanitäre Prinzipien und Anliegen ein. Sie hat
gelernt, die Friedensbotschaft des Evangeliums von Jesus Christus neu
mit befreiender und verpflichtender Kraft zu hören. Sie versteht sich
heute als Anwältin des gerechten Friedens, und sie bekennt mit den
Worten der weltweiten Christenheit: »Krieg soll nach Gottes Willen
nicht sein.« (Ökumenischer Rat der Kirchen Amsterdam 1948) Die Völker
Europas leben heute weitgehend in Frieden zusammen. Diese europäische
Friedensordnung aber ist nicht selbstverständlich wie wir in diesen
Monaten mit Schmerzen erfahren. Sie ist gefährdet. Wir stehen in der
Verantwortung für ihren Erhalt. Noch fragiler ist der Frieden
außerhalb Europas. Gewalt bekommt in vielen Regionen ein
dramatisches, neues Gesicht und kann sich neuer, erschreckender
Technologien und Ideologien bedienen. Umso dringender ist unser
uneingeschränkter Einsatz für das humanitäre Völkerrecht, für die
Bekämpfung der Konfliktursachen, für zivile Konfliktbearbeitung und
Versöhnung. Darum bitten wir Gott heute, 100 Jahre nach dem Beginn
des Ersten Weltkrieges: »Richte unsere Füße auf den Weg des
Friedens.« In dieser Bitte und in dem Auftrag, dem Geist der Gewalt
zu widerstehen und für den Frieden einzustehen, sind wir zutiefst
verbunden mit unseren Schwestern und Brüdern in den Kirchen Europas.
So macht sich der Rat der EKD das Wort der Gemeinschaft Evangelischer
Kirchen in Europa (GEKE)www.leuenberg.eu > Weltkriegsgedenken
ausdrücklich zu eigen und unterstützt den Vorschlag einer
Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Krieges am 1. August um
12 Uhr MEZ.



Pressekontakt:
Carsten Splitt
Evangelische Kirche in Deutschland
Pressestelle
Stabsstelle Kommunikation
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: presse@ekd.de


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