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A.T. Kearney Studie zeigt: Das Privatkundengeschäft der europäischen Banken profitiert noch nicht von der wieder stabileren Konjunktur (FOTO)

Geschrieben am 17-06-2014

Düsseldorf/Zürich (ots) -

Europas Privatkundenbanken haben die Krise noch längst nicht
abgeschüttelt. 2013 wurden in Europa über 4.500 Retail-Bankfilialen
geschlossen, knapp dreimal so viel wie in herkömmlichen Jahren. Das
zeigen die diesjährigen Ergebnisse des "Retail Banking Radar" der
globalen Managementberatung A.T. Kearney. Demnach stabilisieren sich
die Institute zwar langsam und schrittweise. Die Gewinnmargen liegen
aber nach wie vor unter dem Niveau von vor der Krise. Für die Studie
wurde die Performance von 104 Privatenkundenbanken und
Retail-Banking-Segmente in 24 west- und osteuropäischen Ländern
ausgewertet. Sie bietet einen umfassenden Überblick über das
Privatkundengeschäft der europäischen Banken.

Untersucht wurden sechs entscheidende Performance-Indikatoren:

Ertrag pro Kunde: Die Sparquoten bleiben unverändert hoch. Damit
sind auch die privaten Sparguthaben ein weiteres Mal gestiegen, wenn
auch langsamer als in jüngster Vergangenheit. Auf der anderen Seite
sind die Darlehensvolumen leicht zurückgegangen. Daher steigerten die
europäischen Retail-Banken die Einnahmen pro Kunde nur marginal von
667 Euro im Jahr 2012 auf 668 Euro im Jahr 2013. "Kunden großer
Retail-Banken schieben wichtige finanzielle Entscheidungen und
größere Investitionen noch auf die lange Bank, das wirkt sich auch
auf die Einnahmen aus", sagt Andreas Pratz, Partner bei A.T. Kearney
und einer der Autoren der Studie.

Ertrag pro Mitarbeiter: Das ist der einzige Indikator, bei dem
europäische Retail-Banken annähernd das Vorkrisenniveau
wiedererlangen konnten und sowohl 2012 als auch 2013 einen Anstieg
erzielten, nunmehr auf 218.000 Euro. Die Retail-Banken bauten weiter
Personal ab - so wurden im vergangenen Jahr ca. 1,5 Prozent der
Mitarbeiter reduziert. Insgesamt haben die Banken im Laufe der
vergangenen sechs Jahre mehr als 250.000 Stellen gestrichen, das sind
ca. 7 Prozent der Stellen im Vergleich zur Zeit vor der Krise.
Zinseinnahmen im Verhältnis zu Gesamteinnahmen: Dieser Indikator gab
um einen halben Prozentpunkt auf 70 Prozent nach. Damit schwankt er
seit fünf Jahren in einem engen Korridor zwischen 70 und 71 Prozent.
Begrenztes Wachstum im Darlehensgeschäft und das dauerhafte Zinstief
belasten weiterhin die Zinseinnahmen. Wegen der geringen
Wachstumsraten bei Kapitalmarktprodukten stagnierten auch die
Provisionseinnahmen.

Cost-to-income-ratio: Dieser Indikator (Kosten/Einnahmen-Quote)
verbesserte sich 2013 trotz Restruktierungsmaßnahmen nur leicht auf
61 Prozent. "Interessanterweise zeigen unsere Ergebnisse praktisch
keine Korrelation zwischen Stellenabbau und Kosten, obwohl die
Personalkosten bei den meisten europäischen Retail-Banken mindestens
die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen", so Pratz. "Wir gehen davon
aus, dass viele Banken, die effektiv Kosten eingespart haben, die
daraus resultierenden Gewinne reinvestiert haben und sich für größere
Umstrukturierungen rüsten." 2013 wurden in Europa über 4.500
Retail-Bankfilialen geschlossen, knapp drei Mal so viel wie in den
Jahren zuvor. "Die durchschnittliche Filiale ist heute für wesentlich
mehr Menschen zuständig als früher und betreut ca. 5.000 Kunden, das
sind knapp 18 Prozent mehr als im Jahr 2008", sagt Daniela Chikova,
Partnerin bei A.T. Kearney und Autorin der Studie.

Risikovorsorge im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen: Nachdem die
Risikovorsorge 2012 auf den Höchststand von 24 Prozent gestiegen war,
geht sie nun langsam zurück. Die Steigerung 2012 war auf die
umfangreichen neuen Rückstellungen von Banken auf der Iberischen
Halbinsel und in Italien sowie in bestimmten osteuropäischen Märkten
zurückzuführen. "Maßnahmen zur Bereinigung der Alt-Portfolios, ein
strikteres Risikomanagement und rigidere Risikomodelle lassen hoffen,
dass die Retail-Banken 2015 auf ein niedrigeres Risikovorsorgeniveau
von 16 Prozent zurückkehren", so Chikova. "Aber immer noch drohen
konjunkturelle Probleme, und die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor
sehr hoch. Wir raten weiterhin zu Vorsicht."

Gewinn pro Kunde: Mit 127 Euro Gewinn pro Kunde hat sich die
Gesamtrentabilität erholt, ist aber noch weit vom Vorkrisenniveau
entfernt. Trotz umfassender Umstrukturierungen operieren die
Institute in Portugal und Italien mit einem Verlust von 96 Euro bzw.
279 Euro pro Kunde nach wie vor tief in den roten Zahlen. Auch auf
dem übrigen Kontinent bleibt profitables Privatkundengeschäft eine
Herausforderung.

Regional gesehen herrschen für die Banken große Unterschiede: In
Skandinavien und in der Schweiz operieren die Banken nach wie vor auf
einem höheren Einnahmen-, Produktivitäts- und Gewinnniveau als die
anderen europäischen Institute. In Westeuropa prägen auch weiterhin
niedrige Wachstumsraten und eine Erosion der Margen das Bild.
"Challenger-Banken" wie Einzelhandelsunternehmen, Online-Banken oder
Peer-to-Peer-Plattformen gewinnen an Boden und erhöhen den Druck. In
Südeuropa haben die Banken ihre Bilanzen bereinigt und halten ihren
ambitionierten Restrukturierungskurs. In Osteuropa erholen sich die
Institute wegen der wirtschaftlichen Abhängigkeit von den großen
europäischen Playern nur langsam, aber die Aussichten für die Region
bleiben positiv. "Restrukturierungsmaßnahmen sind überall in Europa
zu beobachten, aber je nach Region verlaufen diese unterschiedlich
schnell", stellt Pratz fest.

Je nach Geschwindigkeit des Konjunkturaufschwungs und der
Finanzstärke der einzelnen Banken werden sich die europäischen
Retail-Banken 2014 und 2015 leicht erholen: Die Zinsspannen und damit
die Erträge dürften langsam wieder steigen. Die Risikovorsorge wird
angesichts der Stabilisierung des Arbeitsmarktes etwas sinken,
genauso wie die Cost-to-income-ratios aufgrund der
Restrukturierungsmaßnahmen. Wegen des schleppenden Ertragswachstums
und der laufenden Investitionen in neue Geschäftsmodelle werden die
Institute jedoch für lange Zeit nicht mehr so rentabel arbeiten
können wie vor der Krise, so die Autoren der Studie.

Doch wie sollten sich die Banken nun für die Zukunft rüsten? Die
Experten von A.T. Kearney haben vier Bereiche identifiziert, die
Banken auf kurze Sicht in den Mittelpunkt stellen sollten:
Kosteneffizienz neu bewerten: Die Kosteneffizienz befindet sich seit
fünf Jahren auf der Agenda jeder Bank, auch wenn Ziele und Maßnahmen
regional sehr unterschiedlich sind. Angesichts des nach wie vor
schwachen Wachstums und hohen Regulierungsdrucks bleibt das
Kostenmanagement ein wichtiger Faktor zur Verbesserung der
Performance. Nach Meinung der Autoren der Studie kann eine
ganzheitliche Sicht der Kosten und des Geschäftsmodells viel dazu
beitragen, eine tragfähigere Kostenbasis zu schaffen. "Die führenden
Banken in unserer Datenbank erreichen Kosten/Einnahmen-Quoten
zwischen 37 und 45 Prozent. Das macht das Verbesserungspotenzial für
Retail-Banken in Europa deutlich", kommentiert Daniela Chikova.

Filialen in einem Multikanal-Umfeld auf den Prüfstand stellen:
Banken werden in Zukunft weniger und kleinere Filialen betreiben mit
Hauptschwerpunkt auf Beratung und Stärkung der Markenidentität. Zudem
werden sie neue Technologien und andere Formate nutzen. Die
Transformation wird weder schnell gehen, noch einfach sein. Die
Reduzierung der Filialgrößen und die Schließung von Filialen
erfordert genaues Wissen über Kundenanforderungen und Kundenzahlen
sowie eine gute Planung verfügbarer Kapazitäten. Zudem müssen die
Mitarbeiter mehrfach qualifiziert und Experten für komplexe Themen
(wahrscheinlich nicht mehr vor Ort) bereitgestellt werden.
Digitaltechnologien einbinden: Digitalisierung ist nicht nur ein
wünschenswertes Add-on für bestehende Produkte, sondern führt zu
einer Transformation des Geschäftsmodelles an sich. Das betrifft die
Kundenseite, aber auch alle Aspekte der internen Organisation.
Digitale Banking-Angebote sollten die Vorteile der Online- und der
Offline-Welt vereinen, um einen exzellenten Kundenservice zu
garantieren. Voraussetzung dafür ist aber interner Backend-Support -
schlankere Betriebsmodelle, optimierte Entscheidungsprozesse und
Governance sowie eine integrierte IT-Infrastruktur, die eine extrem
schnelle Verarbeitung ermöglicht.

Profitabler werden: Beim Retail-Banking geht es definitionsgemäß
um den Massenmarkt, aber in vielen Ländern ist der Durchschnittskunde
für die Bank bestenfalls leicht profitabel. Angesichts der großen
Unterschiede bei der Kundenrentabilität selbst innerhalb ein und
desselben Instituts müssen die Banken ihre Kundengruppen
segmentieren, um sich ein wirklich profitables Privatkundengeschäft
zu sichern.

Über A.T. Kearney

A.T. Kearney zählt zu den weltweit führenden
Unternehmensberatungen für das Top-Management. Mit strategischer
Weitsicht und operativer Umsetzungsstärke unterstützt A.T. Kearney
Klienten bei der Transformation ihres Geschäftes und ihrer
Organisation. Das Unternehmen wurde 1926 in Chicago gegründet. Vor 50
Jahren, am 1. November 1964, eröffnete in Düsseldorf das erste Büro
außerhalb der USA. Heute beschäftigt A.T. Kearney rund 3.500
Mitarbeiter in 40 Ländern der Welt. Seit 2010 berät das Unternehmen
seine Klienten klimaneutral.

Weitere Informationen finden Sie unter http://ots.de/NJj2r



Pressekontakt:
Thomas A. Becker
Director Marketing & Communications
A.T. Kearney GmbH
Kaistraße 16A
40221 Düsseldorf
+49 211 1377 2533
Thomas.achim.becker@atkearney.com


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