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Börsen-Zeitung: Das Kreuz mit den Gewinnen, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Geschrieben am 13-06-2014

Frankfurt (ots) - Eine Verschnaufpause nach den zurückliegenden
Avancen hat dem Aktienmarkt gewiss nicht schaden können. In der
abgelaufenen Woche gab es aber auch handfeste Gründe für die
Marktteilnehmer, nach dem Anstieg über die Schwelle von 10.000
Punkten im Dax erst einmal einen Gang zurückzuschalten. Kaum schien
mit dem Ukraine-Konflikt ein geopolitisches Störfeuer sich gerade zu
entschärfen, trat ein Neues und völlig Unerwartetes in Form des
Vormarsches islamistischer Extremisten im Irak als "Nachfolger" an.
Derzeit ist noch nicht absehbar, welche Ausmaße dieses Problem
annehmen wird, was es für die Märkte bedeuten kann und wie lange es
dauern wird, bis es aus Sicht der Märkte seinen Schrecken verliert.

Mindestens ebenso gravierend war, dass sich die Grundproblematik
des Aktienmarktes eindrucksvoll wieder in Erinnerung brachte. Seit
rund zwei Jahren treten die Unternehmensgewinne auf der Stelle, die
Konsensschätzungen befinden sich nach wie vor im Abwärtstrend. Das
hat bei gleichzeitig aufgrund der Liquiditäts- und Niedrigzinsimpulse
stark steigenden Kursen zur Folge, dass sich die Bewertungen spürbar
erhöhen. So hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der
Konsensprognosen für das Jahr 2014 der Marke von 14 angenähert. Die
KGV-Bewertung befindet sich am oberen Rand ihrer Spanne der
zurückliegenden zehn Jahre, wie die Helaba in ihrem jüngsten
Aktienmarktkommentar betont.

Kein Wunder, dass die Marktteilnehmer am Mittwoch so empfindlich
reagierten, als die Lufthansa ihre Ergebnisziele kräftig
zusammenstrich, für das Jahr 2015 von 2,65 auf 2 Mrd. Euro. Um mehr
als 14% rauschte die Aktie allein am Mittwoch in die Tiefe. Auch an
den beiden Folgetagen war die Aktie mit Einbußen von 1,3% und 3,5%
Schlusslicht des Index, gedrückt von einem wahren Hagelschauer von
Zurückstufungen und Kurszielsenkungen. Muss die erhoffte Wende in der
Dax-Gewinnentwicklung abermals nach hinten verschoben werden? Und was
würde das für den Aktienmarkt bedeuten?

"Mit dem zwischenzeitlichen Überschreiten der Marke von 10.000
Punkten hat der Dax zwar eine eindrucksvolle Kursperformance
hingelegt, allerdings macht zunehmend Sorge, dass die
Unternehmensgewinne schon seit geraumer Zeit nicht mehr Schritt
halten konnten mit dem Kursanstieg", so die DZ Bank. Dies führe zu im
historischen Vergleich zunehmend anspruchsvollen
Bewertungsrelationen. Zwar sehe die Betrachtung auf Basis der für das
nächste Jahr geschätzten Unternehmensdaten noch nicht dramatisch aus,
weil die meisten Kennzahlen noch im Rahmen rangierten. Jedoch müssten
diese Schätzungen erst einmal erreicht werden. Sie lägen aktuell 25%
oberhalb der letzten realisierten Zahlen aus dem Jahr 2013. Seit 2010
sei es den Dax-Unternehmen in der Summe nicht gelungen, einen
nennenswerten Zuwachs der Ergebnisse je Aktie zu realisieren. "Sollte
sich dieser Trend fortsetzen, würden sich die Bewertungsparameter
ohne weiteren Kursanstieg um ein Viertel ausweiten". Allerdings geht
das Institut von einem Gewinnzuwachs in diesem Jahr aus. Dem Dax
traut es aber auch für diesen Fall nur noch einen Anstieg auf 10.200
Punkten per Jahresende zu.

Skeptischer ist die Helaba. Sie erwartet den Dax zum Ultimo nur
bei 8.900 Zählern. "In den letzten Wochen haben Aktien in erster
Linie die lockere Geldpolitik der EZB gefeiert. Inzwischen hat sich
jedoch eine gefährliche Mischung aus extremer Gelassenheit der
Anleger, technischer Überhitzung und hoher Bewertung zusammengebraut,
die für Kursrückschläge sorgen könnte." Jenseits des Dauerthemas
"Anlagenotstand" spreche nicht mehr allzu viel für Aktien. Die
Konjunkturerholung sei bereits abgefeiert, die Wirtschaftsdaten in
den Industrieländern seien zuletzt eher hinter den Erwartungen
zurückgeblieben. Auch die Unternehmensgewinne entwickelten sich
weniger günstig als von vielen Marktteilnehmern erwartet. Bei den
durchschnittlichen Schätzungen für die kommenden zwölf Monate
überwögen weiter die negativen Revisionen.

Betrachtet man zudem neben dem KGV weitere wichtige Kennziffern
wie das Kurs-Cashflow-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und
die Dividendenrendite, seien deutsche Standardwerte inzwischen höher
bewertet als in früheren Zyklen. Damit bestehe aus fundamentaler
Sicht kaum Spielraum für nachhaltig höhere Notierungen. Kurzfristige
Übertreibungen seien zwar durchaus möglich, das
Chance-Risiko-Verhältnis sei inzwischen allerdings ausgesprochen
ungünstig. Das Institut empfiehlt, antizyklisch Aktienpositionen
abzubauen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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