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Unveröffentlichte Diplomarbeit von 09/11-Todespilot Atta: Bibliotheken scheuen sich, Dokument zu archivieren

Geschrieben am 11-06-2014

Hamburg (ots) - Erstmals konnten Medien die unveröffentlichte
Diplomarbeit einsehen, die 09/11-Terrorpilot Mohammed Atta im August
1999 an der Technischen Universität Hamburg-Harburg im Fach
Stadtplanung eingereicht hatte. Attas 152 Seiten dicke Arbeit, die
dem ARD-Magazin "Panorama" (Sendung: Donnerstag, 21.45 Uhr, Das
Erste) und der Süddeutschen Zeitung unlängst vorlag und von den
Ermittlern damals inhaltlich nicht ausgewertet worden war, ist in
gutem Deutsch verfasst und gestattet ungewöhnliche Einblicke in die
Gedankenwelt des Operationschefs und Todespiloten des 11. September.

Atta, der am 11. September 2001 ein Flugzeug in den Nordturm des
World Trade Centers steuerte, befasst sich in der Diplomarbeit mit
der Sanierung eines Altstadtviertels der nordsyrischen
Handelsmetropole Aleppo. Der 1968 in Ägypten geborene Atta studierte
von 1992 bis 1999 Städtebau in Hamburg.

In seiner Diplomarbeit zeigt er ein enormes Interesse, die von
Abriss und Verfall bedrohten Altstädte des islamischen Orients zu
sanieren. Die traditionellen Wohnstrukturen böten den Bewohnern eine
bessere Lebensqualität als Neubaugebiete mit modernen Hochhäusern,
argumentiert Atta. Wörtlich schreibt er: "Der Mensch steht im
Mittelpunkt des planerischen Interesses."

Atta führt den schlechten Zustand arabischer Altstädte auf die
Bevölkerungsexplosion, das Desinteresse der jeweiligen Regierungen
und auch auf den in seinen Augen schädlichen Einfluss europäischer
Berater zurück. In seiner Diplomarbeit entwirft er einen Vorschlag,
wie eine Abrissfläche in Aleppo sinnvoll wieder bebaut werden kann.
Seine islamische Frömmigkeit verheimlicht Atta in dem Text nicht.
Allerdings wird darin paradoxerweise das Profil eines Mannes
deutlich, der aufbauen und nicht zerstören will.

Sein inzwischen emeritierter Betreuer Dittmar Machule erklärt, er
habe die Diplomarbeit nach den Anschlägen von Washington und New York
bewusst nicht thematisiert. "Ich hatte das Gefühl, man würde das
nicht verstehen. Man liest da ja das Gegenteil von dem, was man
vermutet, wenn man die Bilder von 09/11 sieht." Dass Atta die
Diplomarbeit schrieb, um seine Terrorpläne zu vertuschen, schließt
Machule aus. "Das ist eine ernsthafte, ehrliche Arbeit", sagt der
Professor für Städtebau.

Das Bundeskriminalamt zog sich nach den Terroranschlägen, bei
denen 3000 Menschen ermordet wurden, eine Kopie der Diplomarbeit.
Gegenüber "Panorama" und SZ erklärte eine Sprecherin des BKA, dass
die Arbeit inhaltlich jedoch nicht ausgewertet worden sei.

Machule plädiert dafür, Forschern und Interessierten den
geregelten Zugang zu dem Dokument der Zeitgeschichte zu ermöglichen.
Bislang hat die Diplomarbeit jedoch keinen offiziellen Archivar
gefunden. "Niemand möchte die Diplomarbeit haben", so Machule. "Es
ist nicht unsere Aufgabe, eine unveröffentlichte Diplomarbeit in den
Lesebestand aufzunehmen", sagte eine Mitarbeiterin der Hamburgischen
Staats- und Universitätsbibliothek auf Anfrage von "Panorama" und SZ.
Die Leiterin der Bibliothek der TU Harburg antwortete auf die Frage,
ob sie bereit sei, die Diplomarbeit von Mohammed Atta zu archivieren:
"Ungern bei uns. Wir sind kein Archiv, sondern eine
Gebrauchsbibliothek." Sie fügte jedoch hinzu: "Wenn sich sonst
niemand findet, würde ich das zumindest bei uns zwischenlagern. Das
ist ja Teil unserer Geschichte." Nach der gängigen Regel gibt die TU
Harburg unveröffentlichte Diplomarbeiten nach fünf Jahren dem
Verfasser zurück. Ist der Verfasser verstorben und sind keine Erben
erreichbar, wird die Diplomarbeit nach fünf Jahren vernichtet.

Mehr unter www.panorama.de



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040/4156-2304


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