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Börsen-Zeitung: Koalitionsopfer, Kommentar zur Hypo Real Estate von Björn Godenrath

Geschrieben am 04-06-2014

Frankfurt (ots) - Nachdem die SPD Manuela Better mit der Absage
des Verkaufs der Hypo-Real-Estate-Tochter Depfa an einen privaten
Investor Mitte Mai desavouiert hat, erhielt die Regierungskoalition
mit dem abrupten Rücktritt der Pfandbriefbank-Chefin nun die Quittung
für die Abkehr vom Privatisierungskurs. Der CDU/CSU war das Beharren
auf marktwirtschaftlichen Prinzipien kein Gegengeschäft mit dem
Koalitionspartner wert; so wurde die Übertragung der Depfa in die mit
Abwicklung der HRE-Altlasten beauftragte FMS Wertmanagement
beschlossen. Damit habe sie "keine Basis mehr" für die Ausübung ihrer
Mandate gesehen, begründete Better ihren Abschied nach gut vier
Jahren an der Spitze der Institute.

Angesichts der Blamage für eine Bankchefin, die monatelang einen
Verkaufsprozess für letztendlich 320 Mill. Euro durchgefochten hatte,
erscheint es nur zu verständlich, dass Better analog zu ihrem
Vorgänger Axel Wieandt aus Frust über den ewig bremsenden Eigentümer
aus dem Amt flieht. Denn die Mühe, noch einmal einen solchen
Verkaufsprozess aufzusetzen, dieses Mal für den HRE-Kern Deutsche
Pfandbriefbank (PBB), kann man sich sparen. Welcher nicht mit den
Refinanzierungsmöglichkeiten einer Anstalt öffentlichen Rechts
gesegnete Käufer wird da noch seinen Hut in den Ring werfen wollen?
Manuela Better hatte nicht zu Unrecht vor den Kollateralschäden für
die Privatisierung der PBB gewarnt.

Den Preis für mögliche Schäden zahlt jedenfalls der Steuerzahler.
Denn mit der Option Abwicklung besteht neben der rechnerischen Chance
auf höhere Erträge vor allem das Risiko von heftigen Verlusten,
sollte es am Finanzmarkt noch mal zu Verwerfungen kommen, die
Wertkorrekturen bei den Assets erforderlich machen. Wie tief solche
Löcher ausfallen können, zeigte sich 2011, als allein der griechische
Schuldenschnitt bei der FMS 8,9 Mrd. Euro ausmachte. Die SPD-Fraktion
ist derweil gut beraten, ihr Verständnis von Risikosteuerung im Sinne
des Steuerzahlers sowie der zugrunde liegenden Marktprozesse
grundsätzlich zu überdenken. Besteht die Chance, potenzielle Lasten
vom Staat auf den privaten Sektor zu übertragen, sollte dies
wahrgenommen und nicht ein Portfolio mit Laufzeiten von bis zu 15
Jahren bei der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA)
geparkt werden - lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem
Dach. Und dass SPD-Fraktionsvize Carsten Schneider nun Betters
Rückzug kritisiert, nachdem er ihr jahrelang Knüppel zwischen die
Beine warf, ist blanker Hohn - und kein gutes Omen für die
Nachfolgesuche.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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