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Ostthüringer Zeitung: Gesprächsangebot zum Mindestlohn/ Gewerkschaftsbund rechnet mit einigen Betriebsschließungen, wenn Hungerlöhne nicht mehr erlaubt sind.

Geschrieben am 23-04-2014

Gera (ots) - Selbst der Deutsche Gewerkschaftsbund hält es für
möglich, dass einige Betriebe wegen des gesetzlichen Mindestlohns in
ihrer Existenz bedroht sind. "Wahrscheinlich müssen etliche der
besonders schlecht zahlenden Firmen sogar aufgeben", vermutet Sandro
Witt, Vizevorsitzender des DGB Hessen-Thüringen. Das seien dann genau
jene, die eigentlich nicht marktfähig sind und sich nur aufgrund von
Hungerlöhnen im Geschäft halten, erläuterte Witt gestern bei einem
Besuch der OTZ-Hauptredaktion in Gera. Bei größeren Unternehmen und
den gut im Markt etablierten Mittelständlern seien die 8,50 Euro
Stundenlohn in der Regel "kein Thema". Witt forderte Thüringer
Firmen, die sich durch den gesetzlichen Mindestlohn gefährdet sehen,
dazu auf, das Gespräch mit den Gewerkschaften zu suchen. "Sie werden
dort mit offenen Armen empfangen", bekräftigte der 32-Jährige das
Angebot. Noch sei Zeit, auch über Stufenpläne zum Erreichen des
gesetzlichen Mindestlohns zu reden, sagte er. Der Gesetzentwurf des
Bundes sehe eine Frist bis 2017 vor, und Gewerkschaften seien an
Tarifabschlüssen immer interessiert. Der Vizechef des DGB-Bezirks,
der erst im Januar in sein Amt gewählt wurde, bekannte sich zur
Tarifautonomie. Eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
über die Löhne sei immer besser, als wenn der Staat Festlegungen
treffe. Dennoch sei der gesetzliche Mindestlohn notwendig, sagte
Witt. Alles unter 8,50 Euro pro Stunde verstoße gegen die Würde von
Beschäftigten. Deshalb wende sich der DGB auch vehement gegen die von
der Politik geplanten Ausnahmen. Langzeitarbeitslose und Jugendliche
unter 18 sollen nicht unter die Mindestlohnregelung fallen. Das sei
aus Gewerkschaftssicht eine unzulässige Stigmatisierung. Besonders
ärgert Witt die Annahme, junge Leute würden auf eine Lehre
verzichten, wenn sie in anderen Tätigkeiten mehr verdienen könnten.
Damit werde "einer ganzen Generation unterstellt, sie würde sich
geldgeil verhalten und im Zweifel nicht ausbilden lassen", so der
DGB-Funktionär. Das sei Unfug. Ebenso die Befürchtung, ein
Mindestlohn von 8,50 Euro würde Tausende Arbeitsplätze dauerhaft
vernichten. Die Erfahrungen anderer Staaten mit Mindestlohn sprächen
dagegen, sagte Witt. Die ökonomischen Auswirkungen seien viel
komplexer und könnten ohnehin erst in etwa zehn Jahren umfassend
beurteilt werden.

Autor: Volkhard Paczulla



Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 3447 52 59 70
redaktion@otz.de


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