(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Die Hand gereicht, Kommentar zum Bankentag von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 09-04-2014

Frankfurt (ots) - Bundespräsident Joachim Gauck hat beim 20.
Deutschen Bankentag mit einer unspektakulären, aber wohltemperierten
Rede überzeugt. Das ist nicht selbstverständlich. Beim Bankentag vor
drei Jahren hatte sein Vorgänger Christian Wulff eine Philippika
gehalten, undurchsichtige Anlageprodukte, die leichtfertige
Kreditvergabe an Staaten, unangemessene Vergütungen und den
Hochfrequenzhandel gebrandmarkt und eine strengere Regulierung
gefordert. Dessen Vorgänger Horst Köhler wiederum hatte 2008, bei
anderer Gelegenheit, die internationalen Finanzmärkte als "Monster"
geschmäht. Den Unterschied machen nicht nur die drei bzw. sechs
Jahre, die zwischen diesen Äußerungen liegen und in denen sich viel
getan hat. Den Unterschied machen auch der jeweilige Stil des
Staatsoberhaupts, nicht zuletzt sein Freiheits- und damit sein
Regulierungsverständnis sowie die Erkenntnis Gaucks, dass das Thema
zu komplex ist für undifferenzierte Schuldzuweisungen.

Der heutige Bundespräsident will, wie er sagt, weder die Banken
beschimpfen noch eine heile Bankenwelt besingen. Er kritisiert
ethisch fragwürdige, wenn nicht sogar gesetzeswidrige Geschäfte,
falsche Anreize im Bonussystem oder übersteigerte Gewinnansprüche,
würdigt aber auch, dass es längst zahlreiche neue Regeln gebe, und
vergisst zudem nicht zu erwähnen, dass Gewinnstreben keineswegs
verwerflich sei. Er betont, dass alle Akteure verantwortungsbewusst
handeln müssten: nicht allein die Banken, sondern auch
renditehungrige private Anleger und schließlich der Staat, dessen
Rahmenordnung Fehlverhalten doch erst ermöglicht habe.

Diese Ausgewogenheit wird der Sache und allen Beteiligten gerecht,
scheint aber sogar Bankenpräsident Jürgen Fitschen ein wenig
überrascht zu haben, der wohl mit einer schärferen Schelte gerechnet
hatte. Andererseits reicht auch der Co-Chef der Deutschen Bank der
Politik demonstrativ die Hand, wenn er als Regulierungsbefürworter
auftritt - einzelne Punkte wie Trennbankengesetz und
Finanztransaktionssteuer ausgenommen -, wenn er die große Leistung
der Politik bei der Krisenbewältigung hervorhebt, zum x-ten Mal
Fehler einräumt und seiner Zunft "Demut statt Übermut" ins Stammbuch
schreibt.

Beim Bankentag haben sich Politik - Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble eingeschlossen - und privates Kreditgewerbe also aufeinander
zubewegt. Das kann man nur begrüßen, denn ein dauerhafter
Konfrontationskurs wäre schädlich nicht nur für diese beiden Seiten,
sondern für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und die deutsche
Volkswirtschaft insgesamt.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

521903

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: "Teurer Rotstift": Kommentar von Bernhard Fleischmann zu Toyota Regensburg (ots) - Rotstift und Rendite - sie gehen mitunter eine unheilvolle Allianz ein. Die Trennlinie zwischen unnützen Kosten und Einbußen bei der Qualität ist schmal und scharf. Der jüngste Rückruf bei Toyota zeigt, dass die Japaner diese Grenze zur falschen Seite hin überschritten haben. Sie mussten vor geraumer Zeit einräumen, dass eine Zeit lang Wachstum Vorrang vor der Qualität hatte. In dieser Zeit wurden die nun betroffenen Autos gebaut. Allerdings heißt das keineswegs, dass Toyota besonders schlampig arbeitet. Auch andere mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Daimler/Zetsche Stuttgart (ots) - Während der Chef der Lkw-Sparte einen eigenen Teilkonzern mit mehreren Marken von der Entwicklung über die Produktion bis zum Vertrieb steuert, ist der Löwenanteil der Aufgaben der Autosparte Mercedes-Benz Cars beim Vorstandsvorsitzenden des Konzerns angesiedelt. Der Posten des Mercedes-Produktionschefs ist zwar wichtig, er bewegt sich in der internen Rangordnung aber nicht auf Augenhöhe mit dem Lkw-Chef. Auch mit Blick auf die Modelloffensive von Mercedes-Benz würde einiges dafür sprechen, die Aufgaben der mehr...

  • Westfalen-Blatt: zu Auto-Rückrufen Bielefeld (ots) - VW-Chef Martin Winterkorn ist ein Verfechter kompromissloser Qualität. Nicht nur dabei liegt er mit den Chefs von General Motors und Toyota, den beiden anderen Großen der Autoindustrie, auf einer Linie. Sie alle wollen auch möglichst viele Autos verkaufen. Das aber funktioniert auf Dauer nur, wenn die Kunden mit den Fahrzeugen zufrieden sind. Und hier kommt die Qualität ins Spiel. Sie muss hinsichtlich der Materialien ebenso stimmen wie bei der Verarbeitung. Fehler bei Komponenten, ob aus eigener Herstellung oder mehr...

  • AuRico Gold Announces Details for First Quarter Results and Annual General Meeting Toronto (ots/PRNewswire) - AuRico Gold Inc. , ("AuRico" or the "Company") today announced that it will release the Company's first quarter financial results for the period ended March 31, 2014 after market close on Thursday, May 8, 2014. The financial statements will be available on the Company's website at http://www.auricogold.com or http://www.sedar.com. Additionally, the Company will host its Annual General and Special Meeting on Friday, May 9, 2014. Webcast and Conference Call A webcast and conference call will mehr...

  • ET Solar stellt in Israel 7,8-MWp-Photovoltaik-Kraftwerk für EDF fertig München (ots/PRNewswire) - Wie ET Solar Energy Corp. ("ET Solar"), ein führender Anbieter intelligenter Energielösungen heute bekanntgab, hat die deutsche EPC-Tochtergesellschaft ET Solutions AG aus München erfolgreich ein Photovoltaik-Kraftwerk mit 7,8 Megawatt Spitzenleistung (MWp) geplant und in Betrieb genommen. Das Kraftwerk steht in Israel und wird von EDF Energies Nouvelles betrieben, einem weltweit führenden Stromerzeuger. Beim Bau der Anlage in Mishmar Hanegev, ca. 100 km südlich von Tel Aviv, arbeitete ET Solar mit den mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht