(Registrieren)

Gendermedizin: Geschlechterspezifische Therapie zahlt sich aus

Geschrieben am 28-03-2014

Berlin (ots) -

"Männer können alles, Männer kriegen 'nen Herzinfarkt" sang
Herbert Grönemeyer in den 80er Jahren über die Schwächen des
"starken" Geschlechts. Und auch heute noch hält sich das Vorurteil
vom Herzinfarkt als reinem Männerleiden beharrlich. Dabei sprechen
die Statistiken eine ganz andere Sprache, denn zahlreiche Frauen sind
betroffen. Die Kardiologin Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek, Leiterin
des Berliner Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin an
der Berliner Charité erklärt, warum das oft vergessen wird:

O-Ton1: "Insgesamt haben in Deutschland fast genauso viele Frauen
wie Männer Herzinfarkte. Nur haben Männer ihre Herzinfarkte etwa zehn
Jahre früher. Das heißt, wenn ein sechzigjähriger Mann einen
Herzinfarkt bekommt, dann sitzt er häufig am Schreibtisch oder ist
mit Kollegen zusammen oder auf dem Sportplatz und wird gesehen. Wenn
Frauen ihren Herzinfarkt mit siebzig bekommen, dann leben die Frauen
häufig alleine oder sie leben im Altersheim und sie sind nicht mehr
berufstätig. Mit anderen Worten, der Kreis, der das mitbekommt und
wahrnimmt, ist wesentlich kleiner."

Warum aber erkranken Männer früher? Nach Angaben der Deutschen
Herzstiftung sind Frauen bis zur Menopause "vergleichsweise gut" vor
Herzinfarkten geschützt. Erst wenn mit Beginn der Wechseljahre die
Produktion des weiblichen Hormons Östrogen schlagartig abnimmt,
steigt zugleich auch das Risiko für Infarkte. Das Östrogen soll nach
neuesten Erkenntnissen japanischer Forscher sogar dazu beitragen,
dass das Immunsystem bei Frauen insgesamt langsamer altert und sie
damit länger vor Gesundheitsgefahren wie Infektionen oder bestimmten
Krebserkrankungen geschützt sind. Auch für Prof. Regitz-Zagrosek ist
das vermeintlich "schwache" Geschlecht in vielerlei Hinsicht von der
Natur begünstigt:

O-Ton2: "Frauen haben biologische Vorteile. Wir wissen, wenn wir
weibliche Zellen in Zellkulturen einbringen, dann sind sie gegenüber
Stressformen wie Hitze oder Sauerstoffmangel resistenter als
männliche Zellen. Und das hat mit zellulären Mechanismen zu tun, mit
dem Schutz der Telomere, mit besserer Mytochondrien-funktion, mit
geringerer Produktion freier Radikale unter Stress."

Natürlich gibt es aber auch Gesundheitsvorteile auf Seiten der
Männer. Glaubt man den Studienergebnissen amerikanischer Forscher an
der Universität Princeton, dann sind sie aufgrund des männlichen
Hormons Testosteron im Durchschnitt weniger schmerzempfindlich.
Deshalb schildern Männer bei der gleichen Krankheit mitunter auch
andere Symptome als Frauen. Außerdem funktioniert der Stoffwechsel
bei Männern in der Regel anders als bei weiblichen Patientinnen, so
dass zum Beispiel Arzneimittel unterschiedlich dosiert werden müssen.
Ärzte haben also viele gute Gründe, die Geschlechterunterschiede in
ihre Behandlung mit einzubeziehen. Für Prof. Regitz-Zagrosek zahlt
sich die geschlechterspezifische Therapie jedoch nicht nur für
Patientinnen und Patienten aus:

O-Ton3: "Wenn man Geschlecht, Sex und Gender in der Medizin
berücksichtigt, dann kann man für den einzelnen Patienten schneller
und besser die passende Diagnose finden und die richtige Therapie und
natürlich profitiert auch das Gesundheitssystem als solches. Denn
wenn man den einzelnen Patienten schneller und effektiver behandelt,
dann wird das ganze System auch billiger."

Im BPI Pressedienst Arzneimittel unter www.bpi/pressedienst.de
finden Sie weitere ausführliche Informationen, Grafiken und O-Töne
zum Thema Gendermedizin sowie das komplette Interview mit Prof.
Regitz-Zagrosek.

HINWEIS: Die Meldung enthält nur allgemeine Hinweise und darf
nicht zur medizinischen Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet
werden. Sie können keinen Arztbesuch ersetzen. Das gilt auch für alle
Artikel im Pressedienst Arzneimittel.



Pressekontakt:
Andreas Aumann,030 279 09 123, aaumann@bpi.de
Joachim Odenbach,030 279 09 131, jodenbach@bpi.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

519661

weitere Artikel:
  • Stellungnahme der Constantin Film zum EuGH-Urteil München (ots) - "Bislang mussten wir weitgehend tatenlos zusehen, wenn unsere Filme über illegale gewerbliche Portale wie z.B. kinox.to oder movie4k.to angeboten und verbreitet wurden. Oftmals schon mit Kinostart, spätestens zu Beginn der DVD-Auswertung. Mit dem gestrigen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) können Gerichte Internetanbieter dazu verpflichten, Webseiten, die illegale Inhalte anbieten, für ihre Kunden zu sperren. Auch das Internet ist auf rechtsstaatlich garantierte Rahmenbedingungen angewiesen, und daher ist mehr...

  • WDR Fernsehen: WESTPOL - Politik in NRW / Themenvorschau für Sonntag, 30.03.14, 19:30 - 20:00 Uhr / Thema u.a.: Krim-Krise - Folgen für NRW-Betriebe Düsseldorf (ots) - Geplant sind unter anderem folgende Themen: Krim-Krise - Folgen für NRW-Betriebe Russland isolieren - so der derzeitige Kurs der westlichen Staaten. Statt beim geplanten G8-Gipfel in Sotschi treffen sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen im Juni ohne Russland in Brüssel, drohen zudem mit Wirtschaftssanktionen. Die würden auch NRW treffen: 500 Unternehmen im Land sind in Russland aktiv, 50.000 bis 60.000 Arbeitsplätze hängen vom Handel mit Russland ab. Gefahr durch mehr...

  • Gefährliches Frühlingserwachen (FOTO) Bonn (ots) - Die Outdoor-Saison hat begonnen: Rad fahren, Inlineskating, Reiten machen jetzt noch mehr Spaß. Dies gilt auch fürs Motorradfahren. Die ZNS - Hannelore Kohl Stiftung weist darauf hin, dass jetzt zwangsläufig auch die Zeit mit den meisten Unfällen ist, deshalb Vorsicht, Rücksicht und natürlich Helm tragen! Es kann bei einem Unfall im Straßenverkehr passieren, aber auch am Arbeitsplatz, im Haushalt oder bei Spiel und Sport: Jedes Jahr erleiden in Deutschland 270.000 Menschen ein unfallbedingtes Schädelhirntrauma. mehr...

  • TÜV SÜD-Tipp: Auch Gartentrampoline brauchen Pflege - Netze rechtzeitig erneuern (FOTO) München (ots) - Viele Familien haben sich in den letzten Jahren ein Trampolin für den Garten zugelegt. Dabei werden häufig die Risiken unterschätzt, die von diesen Geräten ausgehen. Um die Verletzungsrisiken zu minimieren, müssen die Nutzungsregeln eingehalten werden. Nur durch regelmäßige Wartung und Austausch von defekten oder verschlissenen Teilen ist die technische Sicherheit auf lange Sicht garantiert. Beim Kauf eines neuen Geräts bietet das GS-Prüfzeichen eine wichtige Orientierungshilfe. Mehr als 83.000 Unfälle mit mehr...

  • Als "Bildungsidee" für Deutschland ausgezeichnet: Canto elementar - Das Generationen verbindende Singprogramm für Kindergärten Köln (ots) - In Anwesenheit des Kölner Oberbürgermeisters Jürgen Roters, des MdB Wolfgang Bosbach und der Schirmherrin Hedwig Neven Dumont wird in Köln am 29.3. das Singpatenprogramm für Kindergärten "Canto elementar" des Netzwerkes zur Förderung der Alltagskultur des Singens Il canto del mondo e.V. als herausragende "Bildungsidee" für Deutschland ausgezeichnet. Diese Auszeichnung verleiht das Bundesbildungsministerium im Rahmen ihres bundesweiten Wettbewerbes "Ideen für die Bildungsrepublik". "Singen fördert optimal den Spracherwerb mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht