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Badische Zeitung: Pflege ist auch Männersache Der Sozialwissenschaftler Eckart Hammer beklagt, dass männliche Angehörigenpflege unterschätzt wird / Von Karlheinz Schiedel

Geschrieben am 27-03-2014

Freiburg (ots) - 25 Männer hat der Ludwigsburger Gerontologe und
Sozialwissenschaftler Eckart Hammer für sein neues Buch
"Unterschätzt - Männer in der Angehörigenpflege" interviewt. Es sind
intensive, anrührende Gespräche, die da protokolliert wurden.
Authentische Lebens-, manchmal auch Leidensgeschichten, die
buchstäblich unter die Haut gehen. Hammer will Männer, die ihre
Angehörigen pflegen, aus ihrem Schattendasein holen, ihnen
Orientierung und praktische Unterstützung geben. Und Männer, die vor
einer solchen Entscheidung stehen, ermutigen, ihnen zu einer
förderlichen Pflegehaltung verhelfen. Das ist auch bitter nötig.
Wegen der demografischen Entwicklung zählen Pflege und Demenz zu den
zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Hochaltrigkeit ist
längst nicht mehr ein singuläres, privates Ereignis, sondern
Massenphänomen. Pflegebedürftigkeit und Altersdemenz werden zum
biografischen Regelfall. Männer müssen sich in Zukunft stärker in der
Pflege engagieren. (...) Ohne sie ist dem drohenden Pflegenotstand
nicht beizukommen. Völlig kontraproduktiv ist, dass pflegende Männer
in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle spielen. Hammer
spricht gar von Marginalisierung und macht den Grund hierfür an einem
in unserer Gesellschaft tief verwurzelten, jahrhundertealten Leit-
und Rollenbild fest, nach dem Pflege durch und durch weiblich ist.
Mit der bundesdeutschen Wirklichkeit hat das - zum Glück! - nicht
mehr viel zu tun. Nach repräsentativen Infratest-Untersuchungen ist
der Männeranteil zwischen 1996 und 2010 von 20 auf 28 Prozent aller
Pflegenden gestiegen, der Anteil der pflegenden Söhne hat sich im
gleichen Zeitraum von fünf auf zehn Prozent verdoppelt. Nach
Berechnungen des Autors lag 2008 bei den 60- bis 86-Jährigen der
Anteil der Männer, die nach eigener Aussage pflegen, sogar bei 40
Prozent. (...) Heftige Kritik übt Hammer an der skandalösen
Unterfinanzierung familiärer Pflege. Das Pflegegeld, das Angehörige
bekommen, ist mehr als die Hälfte geringer als die
Pflegesachleistung, die an Pflegedienste oder stationäre
Einrichtungen geht. Die Folge: Oft verarmen pflegende Angehörige und
werden ungewollt zu Hartz-IV-Empfängern. Zudem werden die durchaus
positiven Ansätze des Pflegezeitgesetzes konterkariert, das - ob nun
politisch gewollt oder nicht - vormoderne Lebensentwürfe und
traditionalistische Rollenbilder zementiert. Am Ende sind es wieder
die Frauen, die aus finanziellen Gründen ihren häufig schlechter
bezahlten Beruf aufgeben und die Pflegearbeit leisten: Erst ziehen
sie Kinder groß, opfern hierfür ihre Karrierechancen und später haben
sie sich um die betagten Eltern oder Schwiegereltern zu kümmern, weil
sie weniger verdienen als ihre Männer. Geschlechtergerechtigkeit
sieht anders aus. Die vollständige Buchbesprechung unter:
http://mehr.bz/khs555



Pressekontakt:
Badische Zeitung
Karlheinz Schiedel
Telefon: 0761/496-5113
schiedel@badische-zeitung.de


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