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Deutsche Geflügelwirtschaft sucht neue Alternativen in der Futtermittelproduktion: Versorgung mit GVO-freiem Soja nicht mehr sichergestellt

Geschrieben am 18-02-2014

Berlin (ots) - Seit rund 14 Jahren verzichten die deutschen
Hähnchen- und Putenhalter - als einziges Segment innerhalb der
Fleischerzeugung - in weiten Teilen auf gentechnisch verändertes Soja
in ihrem Futter. "Die deutsche Geflügelwirtschaft hat große
Anstrengungen unternommen, um Geflügelfleisch von Tieren anbieten zu
können, die gentechnikfreies Futter bekommen", erklärt Rainer Wendt,
Vorsitzender des Bundesverbands bäuerlicher Hähnchenerzeuger e.V..

Heute müssen die deutschen Geflügelhalter ihre Zusage,
gentechnikfreies Futter zu verwenden, aus verschiedenen Gründen
zurücknehmen. Das Angebot an GVO-freiem Soja wird in 2014 geringer
sein. So hat einer der weltweit größten Sojaproduzenten im
Hauptlieferland Brasilien erklärt, nur noch 50 % der Vorjahresmenge
bereit stellen zu können. Begründet wird dies mit einer verstärkten
Nutzung der Anbauflächen für GVO-Soja aufgrund des deutlich höheren
Ertragspotentials im Vergleich zu GVO-freien Sorten.

Der in den vergangenen Jahren stark gewachsene Anbau von GVO-Soja
führt zudem immer häufiger, bereits auf den brasilianischen
Soja-Feldern, zu sogenannten "Kreuzkontaminationen". Auch auf dem
Produktionsweg, bei der Lagerung und beim Transport ist die Gefahr
von Kontaminationen in den letzten Jahren drastisch gestiegen. "Trotz
hoher Investitionen und intensiver Anstrengungen seitens der
Geflügelwirtschaft, jegliche Form der Kontamination zu vermeiden,
nimmt die Zahl dieser von Jahr zu Jahr zu", erklärt Thomas Storck,
Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger.

Die Angebotsknappheit von GVO-freiem Soja stellt eine auch in
anderen Ländern schwerwiegende Herausforderung dar: Britische
Einzelhändler haben bereits im April des vergangenen Jahres ihre
Gentechnikfrei-Garantie für Eigenmarken zurückgezogen, da nicht
ausreichend gentechnikfreies Futter zur Verfügung stünde. Der
dänische Verband Dansk Slagtefjerkræ beschloss den Rückzug im
Dezember 2013. "Diese Entwicklung macht auch vor Deutschland nicht
Halt", so Rainer Wendt und Thomas Storck. Eine Fütterung ohne
Gentechnik für die Hähnchen- und Putenaufzucht in Deutschland sei
angesichts der aktuellen Marktsituation leider nicht mehr
sicherzustellen. Die speziellen Futtermittelwerke zur Herstellung von
Geflügelfutter brauchen eine durchgängige Lieferkette von
einwandfreiem GVO-freiem Soja, welche für die benötigten Mengen
jedoch nicht mehr garantiert werden kann.

In Deutschland besteht darüber hinaus keine Rechtssicherheit bei
der Auslegung der EG-Verordnung Nr. 1829/2003. Diese besagt, dass
Futtermittel nur dann als "frei von Gentechnik" beurteilt werden
darf, wenn es weniger als 0,9 Prozent gentechnisch veränderte
Organismen (GVO) enthält. Diese Verunreinigungen dürfen aber nur
"zufällig" und aufgrund "technisch unvermeidbarer" Bedingungen
entstanden sein. "Was wir heute in unserem laufenden Monitoring
feststellen, ist eine systematische Verunreinigung der Sojapartien
mit GVO-Soja, auch wenn die Kontaminationen sich unter dem
Toleranzwert von 0,9 Prozent bewegen. Damit sind wir
futtermittelrechtlich angreifbar", so Wendt. Es werden zudem immer
häufiger Kontaminationen über dem Toleranzwert von 0,9 Prozent
festgestellt.

Die aktuellen Rahmenbedingungen ändern jedoch nichts an dem
Anspruch der deutschen Geflügelhalter, ihrer Vorreiterrolle weiterhin
gerecht zu werden: "Die deutschen Hähnchen- und Putenhalter waren die
einzigen innerhalb der gesamten Fleischbranche, die sich zu
GVO-freiem Futter bekannt haben. Sie werden sich auch künftig nicht
der Möglichkeit versperren, wieder auf GVO-freie Fütterung zu setzen
- Voraussetzung dafür sind jedoch stark veränderte Rahmenbedingungen
und tragfähige Strategien für die Futtermittelproduktion der
Zukunft," sagt Thomas Storck. Aus Sicht der Branche stellen
Rezepturänderungen, die den Anteil von Soja am Futter reduzieren,
eine Erweiterung des Anbaus von GVO-freiem Soja innerhalb Europas,
der Einsatz alternativer Eiweißträger sowie die Nutzung neuer
Technologien in der Futtermittelerzeugung zur effizienteren Nutzung
des Eiweißes in der Tierernährung zu prüfende Ansätze dar.

Unabhängig von der Diskussion um gentechnikfreie Futtermittel ist
das Soja-Moratorium, das 2006 zum Schutz der Amazonas-Region ins
Leben gerufen wurde, der deutschen Geflügelbranche ein besonderes
Anliegen. "Weitere Abholzungen des Regenwaldes müs-sen unbedingt
vermieden werden. Deshalb wird sich die deutsche Geflügelbranche auch
weiterhin für den Schutz und Erhalt des Regenwaldes einsetzen und
somit konsequent nur zertifiziertes Soja füttern, das den
spezifischen Anforderungen einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten
Erzeugung entspricht", betonen Wendt und Storck. Diese
Zertifizierungsprogramme verpflichten zu einem Sojaanbau außerhalb
des Amazonas-Bioms und umfassen u.a. die menschliche und soziale
Verantwortung, die gute fachliche Praxis und insbesondere die
Umweltverantwortung.



Pressekontakt:
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Katharina Wolfhard
Claire-Waldoff-Str. 7
10117 Berlin
Tel. 030 288831-40
Fax 030 288831-50
E-Mail: k.wolfhard@zdg-online.de
Internet: www.zdg-online.de


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