(Registrieren)

Erschreckende Gesellschaftsdiagnose: Die Kindheit ist in Gefahr! / Statement der Kinder- und Jugendtherapeutin Gabriele Pohl im Namen der JAKO-O Initiative "Lasst Kinder einfach Kinder sein" (FOTO)

Geschrieben am 12-02-2014

--------------------------------------------------------------
Download Themenmappe
http://ots.de/yPoNG
--------------------------------------------------------------


Bad Rodach (ots) -

Müssen wir uns damit arrangieren, dass die Kindheit als eigene,
geschützte und schützenswerte Zeit zu Ende gehen wird? Wir lesen
täglich Berichte über die Zunahme emotional gestörter und sozial
auffälliger Kinder, über Gewalt unter Kindern. Und wir hören
Expertenberichte über den besorgniserregenden körperlichen Zustand
unserer Kinder: Übergewicht bei mehr als 20 Prozent aller Kinder,
Diabetes, Haltungsschäden, schlecht ausgeprägte Fein- und
Grobmotorik. Viele Kinder bedürfen umfangreicher Bewegungsförderung
bereits in der ersten Klasse. Immer mehr Kinder leiden unter
körperlichen Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen, unter
Schlafstörungen und Sprachentwicklungsstörungen. Kinder werden immer
früher und immer häufiger mit Psychopharmaka versorgt.

Kindheit heute: Problematisch bis unsichtbar

Dabei sind Kinder immer noch Kinder: neugierig,
entdeckungsfreudig, fröhlich, mutig, lebhaft und voller Fantasie -
wenn sie unter kindgerechten Bedingungen aufwachsen. Leider sieht die
Wirklichkeit vieler Kinder heute anders aus: Erwachsene und Kinder
gleichen sich vom Habitus einander immer mehr an. Die Kinder tragen
die gleiche Art von Hosen, gehen in den gleichen Sportverein und -
als neuer Trend - absolvieren das gleiche Wellness-Programm wie ihre
Eltern. Kleine Mädchen werden wie Lolitas gekleidet und in der
Werbung unmissverständlich als Sexualobjekte präsentiert, kleine
Jungs werden für Sportlerkarrieren trainiert. Wer nicht in das
standardisierte Erwachsenenkonzept passt, dem werden Probleme und
Störungen unterstellt und in Richtung Norm therapiert.

Gleichzeitig werden Kinder über die Medien mit allem
konfrontiert, was Erwachsene tun, noch dazu in verzerrter Weise.
Neben allen Formen von Trivialitäten sind Gewalt und Sexualität
Hauptthema. Sendungen, die eigentlich für Erwachsene bestimmt sind,
dürfen Kinder trotzdem häufig sehen. Daneben sind Kinder auch sehr
gewieft darin, am Computer sowohl Pornos als auch Gewaltvideos über
Youtube oder über andere Wege zu finden - natürlich ohne das Wissen
ihrer Eltern. Das sind die Mutproben von heute: Wer hält den
schlimmsten Film aus? Die Welt schrumpft im Fernsehen zur Soap Opera.
Die Konfrontation mit dem Weltgeschehen durch das Fernsehen, mit
Krieg und Gräuel, tut das Ihrige, die Kinder zu verwirren und
Besorgnis bei ihnen auszulösen.

Umgekehrt ist Kindheit heute im Alltag fast unsichtbar: Spielende
Kinder unter sich sind von den Straßen und Plätzen unserer Städte
verschwunden. Diese pädagogikfreie Zone, in der Kinder dem Blick- und
Kontrollfeld der Eltern entkommen können, ist in den letzten 20
Jahren fast vollständig aufgegeben worden. Es bleibt kein Raum mehr
für Kindheit mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, für Orte, die Kinder auf
eigene Faust entdecken können. Stattdessen: eingezäunte
Spielplatzruinen, Disco für Kindergartenkinder, intellektuelle
Lernprogramme für Kleinkinder, verplante Zeit schon im Krabbelalter.
Erwachsene dringen dabei immer weiter in das Kinderleben vor. Kinder
sind seltener unter sich, fast immer sind Eltern, Erzieher, Lehrer,
Freizeitpädagogen oder Trainer anwesend.

Intellektuelle Frühförderung als zusätzlicher Druck

Von Kindern wird frühe Wissensaneignung gefordert. Insbesondere in
den letzten Jahren ist die Angst groß, Kinder könnten in dieser
Hinsicht etwas versäumen. Wenn überhaupt noch Zeit zum Spielen
bleibt, wird auf strukturierte Spiele im Sinne von Lern- und
Gesellschaftsspielen gesetzt, die im Sitzen absolviert werden können.
Selbst in den Kindergärten trifft man Kinder häufig vorwiegend
sitzend an. Und am Nachmittag fehlt der Freiraum für das freie Spiel:
Die Zeit ist verplant mit Förderprogrammen und Freizeitangeboten.
Durch ein Überangebot an Dingen, die Kinder zu passiven Konsumenten
machen, wird die Eigeninitiative der Kinder unterdrückt.

Förderung von Kindern kann aber, vor allem vor der Schulzeit,
keine intellektuelle Förderung im eigentlichen Sinne sein. Kinder
müssen sich erst eine körperliche, emotionale, soziale und geistige
Grundausstattung aneignen, um gerüstet zu sein für die Anforderungen,
die an sie in der Schule gestellt werden. Wenn wir nicht nur den
denkenden Menschen im Blick haben, sondern auch den Menschen, der
sozial kompetent, eigenverantwortlich und mitfühlend handeln soll,
reicht eine intellektuell anregende Umgebung für den sich zu
entwickelnden Menschen nicht aus. Kinder müssen eigeninitiativ auf
Entdeckungsreise gehen, um sich zu selbstständigen, selbstbewussten,
kreativen und sozialfähigen Menschen entwickeln zu können.

Eigene Erfahrungen prägen für's Leben

Für ihre gesunde Entwicklung müssen Kinder Kohärenz entwickeln.
Heißt: Sie sollten die Welt als bedeutsam und sinnhaft, als "gut"
erleben. Außerdem bedeutet es, dass Kinder ein Gefühl dafür
entwickeln sollten, dass sie Einfluss auf die Welt nehmen können und
dass sie die Welt - auf ihre Weise - als verstehbar erleben. Durch
Kohärenzerfahrungen entsteht die Fähigkeit, Probleme meistern zu
können, Mut zu entwickeln und Lebenssicherheit zu erlangen. Diese
Faktoren sind grundsätzlich beim Kind angelegt, können aber durch
schlechte Bedingungen erheblich gestört werden. Es ist wichtig, dass
Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich Hilfe zu holen,
wenn es erforderlich ist. Sie brauchen soziale Kompetenz. Sie
entsteht durch eine positive soziale Orientierung, durch das Erleben
von Zusammengehörigkeitsgefühl und durch die Fähigkeit, schwierige
Situationen auszuhalten und Lösungen zu finden. Gute, warmherzige
Bindungen und ein stabiles Netz aus Freunden sind zur Entwicklung
dieser Qualitäten wesentlich. Dass dirigistische Erwachsene,
übermäßige Kontrolle und wenig Möglichkeiten, Eigeninitiative zu
entwickeln, dem entgegenstehen, versteht sich von selbst. Kinder
müssen den Spielraum zur Verfügung haben, den sie benötigen, um ihre
Fähigkeiten entdecken und entwickeln zu können - und um seelisch
gesund und glücklich aufwachsen zu können. Dazu brauchen sie
Erwachsene, die nur dann Hilfestellung geben, wenn es wirklich nötig
ist, die nicht überbehüten und die Vertrauen in Kinder und deren
Fähigkeiten haben. Kinder brauchen Erwachsene, die Kinder Kinder sein
lassen können.

+++ Weitere Texte, Interviews, Tipps und Projektbeispiele aus der
Themenmappe "Kinderseele" kostenfrei zum Download unter
www.jako-o.de/kinderseele +++



Pressekontakt:
Johanna Wiese
MasterMedia GmbH
Schulterblatt 120
20357 Hamburg
Tel: 040 507113-56
Mail: wiese@mastermedia.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

511503

weitere Artikel:
  • Fit im Job - Umfrage: Fast jeder dritte Berufstätige lässt sich regelmäßig beim Arzt untersuchen, um fit zu bleiben Baierbrunn (ots) - Durch die Arbeit krank werden - das wollen Berufstätige natürlich vermeiden. Bei fast jedem Dritten (31,3 Prozent) stehen deshalb laut einer repräsentativen Umfrage des Gesundheitsmagazins "Apotheken Umschau" Gesundheits-Checks, Früherkennungs- und Vorbeugemaßnahmen beim Arzt regelmäßig auf dem Plan. Besonders umsichtig sind Selbstständige, freiberuflich Arbeitende und Beamte. Von ihnen lässt fast die Hälfte (48 Prozent) den Gesundheitszustand in bestimmten Zeitabständen kontrollieren oder sich vorbeugend behandeln. mehr...

  • Das Erste / ECHO 2014: Helene Fischer ist Gastgeberin der Gala-Show / Am Donnerstag, 27. März 2014, ab 20.15 Uhr live im Ersten München (ots) - Eine Gala mit hochkarätigen nationalen und internationalen Stars erwartet die Zuschauer am 27. März 2014 im Ersten, wenn in der Berliner Messe der ECHO, Deutschlands bedeutendster Musikpreis, verliehen wird. Gastgeberin der Live-Show ist Helene Fischer, die schon im vergangenen Jahr mit Können und Charme durch den ECHO-Abend geführt hat. Thomas Schreiber, ARD-Koordinator Unterhaltung: "Das gesamte Team, das seit einem knappen Jahr den ECHO 2014 vorbereitet, ist begeistert, dass die wunderbare Helene Fischer auch mehr...

  • Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen wird Mitglied des Bündnisses "Gemeinsam für Afrika" München (ots) - Im Januar 2014 ist die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe dem Kampagnenbündnis "Gemeinsam für Afrika" beigetreten. Durch den Beitritt soll eine breite Öffentlichkeit für die wichtige Projektarbeit in Äthiopien sensibilisiert werden. Der Zusammenschluss von über 20 Hilfs- und Entwicklungsorganisationen hat es sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Entwicklung in Afrika zu fördern, Not zu lindern und Armut zu überwinden. Bundespräsident Joachim Gauck unterstützt als Schirmherr die Entwicklungsarbeit mehr...

  • Titelthema in der aktuellen ELTERN: Die 7 Geheimnisse glücklicher Babys Hamburg (ots) - Das Titelthema in der aktuellen ELTERN: die Basics, die unverzichtbar sind, damit Säuglinge im ersten Jahr rundum zufrieden sind Wenn sich ihr Baby wohlfühlt, geht es allen jungen Eltern gut. Aber was genau brauchen die Kleinsten, um zufrieden zu sein und gut zu gedeihen? Es sind sieben unverzichtbare Basics, berichtet die Zeitschrift ELTERN im Titelthema ihrer aktuellen Ausgabe (ab heute im Handel). Das Baby-Glücksgeheimnis 1: Babys sind glücklich, wenn sie Körperkontakt haben. Den ersten Input, der sie mehr...

  • Matthias Schweighöfer: "Beim Wrestling lasse ich meine Tochter immer gewinnen" München (ots) - Der Schauspieler und Regisseur Matthias Schweighöfer ("Vaterfreuden") im ELTERN-Prominenten-Interview übers Vaterwerden und Vatersein Gerade ist seine Komödie "Vaterfreuden" in den Kinos angelaufen - und etwa zeitgleich erwartet Matthias Schweighöfers On-and-off-Lebensgefährtin Ani Schromm das zweite Kind. Die beiden haben bereits eine gemeinsame Tocher, die vierjährige Greta. Für ihre aktuelle Ausgabe traf die Zeitschrift ELTERN den 32-Jährigen zum Exklusiv-Interview. Matthias Schweighöfer in ELTERN über mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht