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Börsen-Zeitung: Es wird kräftig spekuliert, Marktkommentar von Grit Beecken

Geschrieben am 31-01-2014

Frankfurt (ots) - Die Teuerung in der Eurozone ist überraschend
stark zurückgegangen. Dem europäischen Statistikamt Eurostat zufolge
sank die Inflationsrate im Januar von 0,8% im Dezember auf 0,7%. Am
Markt hatten die meisten mit 0,9% gerechnet. Anscheinend behalten nun
aber diejenigen Recht, die vor einer Deflation im Währungsraum
gewarnt haben.

Da schon die vorangegangenen Zahlenwerke der Europäischen
Zentralbank (EZB) Kopfzerbrechen bereiteten und sogar eine
Zinssenkung auslösen konnten, wird nun kräftig darüber spekuliert,
wie die Währungshüter am kommenden Donnerstag auf die niedrige
Teuerung reagieren werden. Zunächst dürften sie im März die
Inflationsprognosen nach unten revidieren, so lautet der Konsens der
Marktbeobachter. Die Deutsche Bank hingegen erwartet schon im neuen
Monat eine Zinserhöhung. Dagegen spricht, dass die konjunkturellen
Stimmungsindikatoren zuletzt unerwartet stark ausgefallen sind.
EZB-Chef Mario Draghi hat seine Handlungsbereitschaft in den
vergangenen Wochen mehr als einmal betont und deutlich gemacht, dass
sein Werkzeugkoffer prall gefüllt ist. Neben einer weiteren
Zinssenkung ist der Ankauf von verschiedenen Rentenpapieren denkbar,
oder auch weitere Langzeittender für Europas Banken. Mittelfristig,
so lautet der Konsens am Markt, wird Draghi liefern - und damit den
Euro schwächen.

Wenn nämlich die Geldpolitik in den USA durch die stetige
Reduktion der monatlichen Anleihenkäufe durch die amerikanische
Notenbank Federal Reserve (Fed) straffer wird, steigert das den Wert
des Greenbacks. Wird die Gangart in Europa gleichzeitig weiter
gelockert, hat die Gemeinschaftswährung naturgemäß das Nachsehen.

Stützender Ausverkauf

Zum Wochenausklang hin war davon allerdings zunächst nicht viel zu
sehen. Denn der anhaltende Ausverkauf in den Schwellenländern
schwemmt derzeit große Summen in die Finanzmärkte auf dem Alten
Kontinent. Am Freitag schwankte der Kurs der Gemeinschaftswährung
ungewöhnlich stark. Europäische Staatsanleihen legten unterdessen
eine Rally hin.

Bundespapiere verbuchten deutliche Zugewinne, die Rendite im
30-Jahres-Bereich fiel auf den niedrigsten Wert seit August.
Zehnjährige Bundesanleihen rentierten bei 1,65%, das waren ganze
sechs Basispunkte niedriger als am Vortag. Und am Terminmarkt zog der
Bund-Future um 65 Basispunkte auf 143,42% an. In Spanien und Italien
fielen die Renditen angesichts der starken Nachfrage auf lange nicht
gesehene Tiefstände.

Dabei dürfte es auf Sicht auch bleiben. Denn die Turbulenzen in
den Schwellenländern werden nicht so schnell enden, und die
Inflationserwartungen in der Eurozone bleiben niedrig. Zwar deuten
viele Frühindikatoren auf wirtschaftliche Erholung hin, und der
Rückgang der Teuerungsrate ist in erster Linie auf gesunkene
Energiepreise zurückzuführen. Damit hat sich nach Ansicht der
Postbank das Risiko deflationärer Tendenzen nicht weiter erhöht. Der
Rückgang der Energiepreise sei vielmehr eine gute Nachricht, da er
die Kaufkraft stärken wird und damit den privaten Verbrauch steigern
könnte. Andererseits spricht eine Arbeitslosenquote von 12% nicht
grade für stark anziehende Löhne.

All das deutet an, dass die Eurozone gegenüber den USA schon bald
im Zinsnachteil steht. Zwar hat die EZB den Leitzins bislang nicht in
dem Ausmaß gesenkt, in dem die Inflationsrate zurückging, und daher
für leicht steigende Realzinsen gesorgt. Da die amerikanischen
Währungshüter nun aber Ernst machen mit der Straffung der
Geldpolitik, wird der US-Markt für all jene interessant, denen die
Aktienbewertungen bereits Schauder über den Rücken laufen lassen. Die
hohe Nachfrage nach einer - zunächst - mager, aber variabel
verzinsten US-Staatsanleihe zeigte in der abgelaufenen Woche
deutlich, wie viele Anleger schon mittelfristig mit einer deutlichen
Zinswende rechnen. Das Anleihenkaufprogramm könnte bereits im Herbst
auslaufen. Zwar sollen die Zinsen auch danach niedrig bleiben, doch
immer mehr Marktteilnehmer bereiten sich auf den gegenteiligen Fall
vor.

Doch auch wenn auf längere Sicht klar zu sein scheint, wo die
Reise an den Kapitalmärkten hingeht, dürfte die Nervosität der
Investoren anhalten. Sie wollen antizipieren, was EZB und Fed planen.
Hinzu kommen die Notenbanken der Schwellenländer, die in der
abgelaufenen Woche gezeigt haben, dass auch sie für Überraschungen
gut sind. So könnte die türkische Notenbank im Nachgang zu den
massiven Zinserhöhungen schon bald nachlegen, um den Markt zu
beruhigen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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