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"Ich gucke eben auch, was wirklich machbar ist!" / Der "Küchenbulle" zieht nach 10 Jahren TV-Präsenz Bilanz (FOTO)

Geschrieben am 06-12-2013

Hamburg (ots) -

Am 8.12.2003 erschien Tim Mälzer erstmals auf den TV-Bildschirmen der
Nation und wollte in "Schmeckt nicht, gibt's nicht!" (VOX) dem
Publikum beweisen, dass man aus wenigen, einfachen Zutaten ein
leckeres Menü zaubern kann. An dieser Tatsache hält Tim Mälzer auch
heute noch, nach zehn aufregenden, emotionalen und erfolgreichen
Jahren, fest! Vieles hat sich seit dem ersten Auftritt des jungen
"Küchenbullen" verändert. In der Fernsehlandschaft, aber auch bei Tim
Mälzer selbst. Zu Beginn seiner Karriere überraschte der junge,
freche Koch die Zuschauer mit seiner eher unkonventionellen Art des
Kochens. In "Schmeckt nicht, gibt's nicht!" vermittelte er zunächst,
dass man auch als Hobbykoch oder gar Laie mit ein bisschen Fantasie
positive Resultate in der heimischen Küche erzielen kann. Bereits
nach kurzer Zeit entwickelte sich die Sendung zu einem Erfolg.
Zu dieser Zeit gelingt es einem Koch zum ersten Mal, in diesem Ausmaß
mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Die authentische Art des
gebürtigen Elmshorners kommt an: Tim Mälzer wird zum gerngesehen Gast
in Talk-Shows, Einladungen in andere Fernsehsendungen folgen. Und
nicht zuletzt tragen Formate wir "Kerner kocht" verstärkt dazu bei,
dass sowohl das Thema Kochen als auch der Koch Tim Mälzer immer
weiter in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen. Rückblickend sieht
dieser diese Auftritte als den Beginn dessen, was sich in den
folgenden Jahren zu einem festen Format im deutschen Fernsehen
entwickelte:

"Ich glaube, dass ich mit meinen Kollegen durch meinen ersten
Auftritt bei Johannes B. Kerner sehr dazu beigetragen habe, dass sich
Kochen überhaupt zum Entertainment im deutschen Fernsehen entwickeln
konnte. In meinen Augen ist dieser Auftritt von uns, gepaart mit der
Vision von Markus Heidemanns zu dem damaligen Zeitpunkt die Keimzelle
aller Sendungen gewesen, die darauf folgten."

Markus Heidemanns (geschäftsführender Gesellschafter Fernsehmacher
und MHOCH2), den Mälzer heute noch zu den maßgeblichen Wegbereitern
seiner Anfangsjahre zählt, habe damals die Vision und den Mut gehabt,
vorauszusehen, dass Kochen "so viel mehr als nur Kochen" sein könne.

Tim Mälzer der Pionier.

Schon bald ist klar: Tim Mälzer ist gekommen und wird bleiben. Und
viele andere Köche folgen ihm. Was mit "Schmeckt nicht, gibt's
nicht!" dank des Innovationsgedankens von Hans Demmel, Frank Hoffmann
und Jörg Hoppe begann, führt er zunächst im Abendprogramm von VOX
mit "Born To Cook" weiter: Die Entwicklung eines neuen Fernsehformats
hin zu dem, was man heute problemlos als "TV-Kochlandschaft"
bezeichnen kann. Koch-Shows wie "die Küchenschlacht", "Lafer,
Lichter, Lecker!" oder "Topfgeldjäger" schießen aus dem Boden. Kochen
wird zu einem medialen Ereignis im deutschen Fernsehen und die Köche
zu Stars. Allen voran Tim Mälzer. Sein Wissen ist gefragt, genauso
wie seine Art, das Thema Kochen einem Millionenpublikum zu
präsentieren.

Mit dem Wechsel in die ARD, am 18. April 2009, tritt Tim Mälzer
offiziell die Nachfolge von Deutschlands bis dato bekanntestem
Hobbykoch an: Er übernimmt den Sendeplatz am Samstagnachmittag von
Alfred Biolek als neuer Chefkoch des Ersten Deutschen Fernsehens.
Seither ist er wöchentlich mit "Tim Mälzer kocht!" in der ARD zu
sehen, der einzigen Kochsendung im deutschen Fernsehen, bei der es
ausschließlich um die Zubereitung schmackhafter Gerichte geht. Keine
Show, kein Wettbewerb, keine Ablenkungen. Getreu dem Motto "das Essen
ist der Star", konzentriert sich Tim Mälzer auf das Wesentliche. In
einer Zeit, in der sich im Fernsehen fast alles um die Quote dreht,
stellt er bewusst das Produkt an sich in den Vordergrund. Und der
Erfolg gibt ihm Recht: "Tim Mälzer kocht!" wird seit 2009 wöchentlich
ausgestrahlt und zusätzlich auf verschiedenen Regionalprogrammen der
ARD mit erstaunlich guten Marktanteilen wiederholt. Trotz des
nachmittäglichen Sendeplatzes hat es Tim Mälzer geschafft, mit einer
Sendung, in der es einzig um das Kochen geht, bis heute erfolgreich
zu sein.

Rockstar mit Vorbildfunktion.

Neben seinen Auftritten als Koch im TV, ist es Tim Mälzers Anliegen,
die Zuschauer zusätzlich für Inhalte rund um das Thema Ernährung und
Lebensmittel zu sensibilisieren. Mit seinen Dokumentationen
"Deutschland...isst", "Lebensmittel-Check" und "Der Ernährungs-Check"
(ARD und NDR), wagt er es als erster deutscher Fernsehkoch, in den
Bereich der Ernährungsdokumentationen überzugehen. Wissenschaftlich
aufbereitet und mit der Unterstützung von Experten gelingt es ihm
auch hier, mit einem bis dato unbeachteten Format Montagabend zur
Primetime zu bestehen und weit über vier Millionen Zuschauer zu
informieren. Vor allem bei dem jüngeren Publikum der ARD kommen die
Ernährungsdokumentationen gut an: Bis zu über 10% junge Zuschauer
verfolgen die Sendereihen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich Tim
Mälzer weniger als Koch präsentiert, sondern in erster Linie als
Verbraucher. Ehrliches Interesse sieht der "Rockstar" unter den
Köchen auch hierbei als die Grundlage seines Erfolgs: "Bei den
Dokumentationen habe ich noch mehr Einblick erhalten und dazu
gelernt. Dadurch habe ich meine naive Sicht auf Lebensmittel und die
Lebensmittelproduktion verloren und mein persönliches und privates
Verhalten entsprechend angepasst", resümiert Mälzer.

"Frei nach Schnauze"

- so könnte man seine Kochphilosophie beschreiben. Tim Mälzer
verstellt sich nicht, er biedert sich nicht an und er hat klare
Prinzipien: Werbeverträge mit der Lebensmittelindustrie geht er
anders als viele andere Köche nicht ein. Und er schreibt seinem
Publikum nicht vor, was es zu essen oder zu kochen hat. In seinen
Sendungen appelliert Tim Mälzer viel mehr an die eigenen Interessen
seiner Zuschauer und regt zum Nachdenken an. Und ist dabei nicht
belehrend. Eine Mischung, die Seltenheitswert hat, für Mälzer aber
selbstverständlich ist: "Ich komme nicht als Naseweis daher, der sich
überheblich über alles stellt und sagt, wie die Dinge sein sollten.
Sondern ich gucke eben auch, was wirklich machbar ist für den
Verbraucher."

Dieser Grundgedanke zieht sich durch alles, was Tim Mälzer privat,
vor allem aber beruflich macht. Auf unterschiedlichen Kanälen will
Tim Mälzer Aufmerksamkeit auf das Thema Lebensmittel lenken. Das
Medium Fernsehen spielt dabei eine wichtige, aber nicht die einzige
Rolle. Durch Projekte wie "Klasse, Kochen!", bei dem Tim Mälzer
Kindern und Jugendlichen bundesweit in extra dafür eingerichteten
Übungsküchen zeigt, wie einfach Kochen sein kann, trägt er ebenfalls
zu einem größerer Verständnis für bewusstere Ernährung bei. Auch in
seinen Kochbüchern setzt er sich verstärkt mit dieser Thematik
auseinander. In der "Greenbox", seinem neuesten Kochbuch, stellt er
ganz bewusst fleischlose Gerichte in den Vordergrund. Ein Schachzug,
den man von dem "Küchenbullen" nicht erwartet hätte. Aber auch hier
bleibt Mälzer seiner Linie treu: Durch seine Dokumentationen hat er
sich in der Zwischenzeit verstärkt mit Themen wie Tierhaltung oder
Produktionsweisen beschäftigt. Die Forderung nach vermindertem
Fleischverzehr stelle seiner Ansicht nach aber nur einen
Lösungsansatz dar: "Wenn man Leute von etwas begeistern will", so
Mälzer, "muss man auch etwas Begeisterndes kreieren. Das ist mein
Lösungsansatz und nicht der, über Verbote und Verzicht zu
argumentieren. Daher die "Greenbox"."

In den vergangenen Jahren ist Tim Mälzer mit bisher insgesamt über
zwei Millionen verkauften Exemplaren seiner Kochbücher "Greenbox",
"Born to Cook I", "Born to Cook II", "Neues vom Küchenbullen",
"Kochbuch" und "Mälzer & Witzigmann. Zwei Köche - ein Buch", zum
Bestseller avanciert. Auch live gab ihm der Erfolg recht: als erster
TV-Koch begeisterte er mit seiner "Ham' se noch Hack-Tour" in
Deutschland, der Schweiz und Österreich über 60.000 Besucher in 26
Städten.

Doch Fernsehen, Kochbücher, Tour & Co allein scheinen dem
umtriebigen Geschäftsmann nicht zu reichen. Insgesamt vier
Restaurants nennt er inzwischen sein Eigen oder ist an ihnen
beteiligt: "Bullerei", "Altes Mädchen", "Hausmann's" und sein gerade
erst eröffneter "Off Club". Tim Mälzer weiß, dass ihm vor allem auch
seine Karriere im Fernsehen dabei geholfen hat, sich gastronomisch
ausleben zu können: "Mein Job im Fernsehen hat es mir auch möglich
gemacht, mich gastronomisch so zu entwickeln, wie ich jetzt gerade
bin oder wie ich mich vielleicht noch entwickeln werde. Ich habe eine
größere Sicherheit, weshalb ich Dinge riskieren kann, die andere
vielleicht gerade nicht können."

Koch. Gastronom. Showman.

Trotz seines Erfolgs im Fernsehen, ist es Tim Mälzer immer wichtig,
auch als Gastronom wahrgenommen zu werden. Neben "Tim Mälzer kocht!",
seinen Dokumentationen und vielzähligen Auftritten in
Unterhaltungssendungen, hat sich Mälzer in den vergangenen Jahren
abseits des Fernsehens verstärkt auf seine gastronomischen
Tätigkeiten konzentriert. Immer aktiv, immer bei der Sache - nur eben
nicht immer vor der Kamera.
Er braucht die Abwechslung, stellt sich gerne neuen
Herausforderungen. Und nicht selten führt dabei eine Idee zum
nächsten Projekt. So wie bei der neuen Koch-Show "The Taste" (Sat.1).
Seit einiger Zeit ist Mälzer verstärkt auf der Suche nach einer guten
Restaurant-Location in New York. Der Big Apple hat es dem
Norddeutschen angetan. Auf einer seiner Reisen in die USA stieß er im
Fernsehen auf die amerikanische Ausgabe von "The Taste" und wusste
sofort, dass er bei einer deutschen Ausgabe mitmachen wolle. In der
Zwischenzeit sind die Kandidaten gefunden, die Show konzipiert und
der selbsternannte "Wettbewerbstyp" Mälzer als Juror und Teamleiter
dabei. Mit dem Start von "The Taste" am 13.11.2013, feierte ein
weiteres Koch-Format im deutschen Fernsehen mit Tim Mälzer Premiere.

Ausblick.

Auch nach zehn Jahren Fernsehen hat er noch nicht genug davon, der
deutschen Kochlandschaft sein Gesicht zu verleihen. Und ein Ende ist
nicht abzusehen: Aktuell laufen im NDR wieder neue Dokumentationen
zum "Lebensmittel-Check mit Tim Mälzer" (montags, 21.00 Uhr im NDR
Fernsehen) sowie "The Taste" auf Sat.1 (mittwochs, 20:15 Uhr) und
auch für 2014 freut sich Tim Mälzer auf sein weiteres Engagement bei
der ARD. Noch immer behauptet sich der freche Jungspund von einst
gegenüber der Konkurrenz und ist beliebt wie eh und je.
Dass das Medium Fernsehen allein heutzutage für einen Künstler von
seinem Format nicht mehr zeitgemäß ist, weiß auch Tim Mälzer. Daher
zeigt er in den letzten Jahren auch verstärkt Präsenz im Internet.
Einzigartig auch hierbei: Seine eigene Homepage tim-maelzer.de ist -
wie sollte es anders sein - vollkommen werbefrei. Hier veröffentlicht
er in regelmäßigen Abständen neue Rezeptideen und freizugängliche
Folgen von "Tim Mälzer kocht!". Über eine Million regelmäßige User
verzeichnet die Seite bereits und die Anzahl wächst stetig. Auf
stern.de präsentiert er zudem mit "Jetzt gibt's Gemüse" seine eigene
Kochserie im Internet. Sein neuestes Projekt: für das Shopping Portal
SPRINGLANE ist er aktuell als Testimonial an Bord und möchte mit
vielseitigen Tipps, Tricks und Kochprodukten dazu beitragen, eine
Welt zu schaffen, die Lust aufs Kochen macht. So ganz kann sich Tim
Mälzer weder auf das eine noch das andere beschränken. Dafür ist ihm
die Balance zwischen Fernsehen, Gastronomie, Onlinemarkt oder
Kochbüchern zu wichtig. Der "Küchenbulle" ist eben vielseitig - genau
wie sein Beruf. Er hat noch viel vor.

TIM MÄLZER IM INTERVIEW ZUM 10-JÄHRIGEN TV-JUBILÄUM (Interview
geführt von Oliver Wirtz)

1)Sie blicken auf 10 Jahre im Fernsehen zurück - was bedeutet das
für Sie?

Generell ist es so, dass ich stolz drauf bin, dass ich 10 Jahre
geschafft habe, weil man mir schon nach 3 Monaten das
"Eintagsfliegen-Syndrom" vorausgesagt hatte. Mit guten Sendungen
haben wir es geschafft, dass es nicht so eingetreten ist und dass wir
maßgeblich dazu beigetragen haben, dass das Thema Kochen und
Ernährung so eine Präsenz in den Medien bekommen hat.

2)Was hat Sie damals dazu bewogen, eine Kochsendung im Fernsehen
zu machen?

Darzustellen, dass Kochen sich nicht immer nur rund um Süppchen
und Saucen bewegt hat, sondern dass gutes Kochen auch sehr einfaches
Kochen sein kann. Ich fand immer, dass die Herangehensweise für die
Hausfrauen oder für die Leute Zuhause, die kochen sollen, in den
meisten TV-Sendungen die Falsche war. Früher waren es immer eher
Experten, die dann auch expertenmäßig gekocht haben. Die haben nicht
geschaut, was der Konsument tagtäglich damit anfangen kann. Und genau
darin habe ich meine Aufgabe gesehen, nämlich zu zeigen, dass im
Grunde jeder mit einfachen Mitteln kochen kann.

3)Welche von Ihren Vorstellungen, die Sie damals vom TV-Geschäft
hatten, haben sich bewahrheitet und welche sind völlig anders
gekommen?

Ich habe mir das Machen leichter vorgestellt. Ich habe mir
gedacht, man stellt sich in die Küche und kocht was, erzählt ein
bisschen und wird dabei gefilmt. Das hat sich dann aber wirklich zu
knochenharter Arbeit entwickelt, das war Produktionsstress. Hinzu
kommt die fernsehtechnische Seite, mit der ich bis heute nicht ganz
klarkomme. Auf der einen Seite will ich mich emotional zeigen, muss
aber ganz rational agieren, weil ich mich an Timings zu halten habe
und auf Kamera, Licht und Co achten muss. Das bringt mich oft in eine
eher künstliche Situation, obwohl ich aber so authentisch wie möglich
rüberkommen möchte. Fernsehen ist eben nicht nur eine reine Abbildung
der Realität, sondern beinhaltet noch viele andere Faktoren, die man
als Zuschauer oft gar nicht wahrnimmt. Es ist auch anstrengend - im
positiven Sinne - dagegen anzuarbeiten, um es dann wirklich sehr
leicht und locker rüberkommen zu lassen. Worauf ich auch nicht
vorbereitet war, war die Auswirkung meiner TV-Präsenz auf meinen
privaten Alltag. Es ist halt ein Unterschied, ob du dich unerkannt
frei bewegen kannst oder ob alles was du tust, von der Öffentlichkeit
beobachtet wird.

4)Jetzt hat sich ja in den letzten 10 Jahren doch einiges in der
TV-Landschaft verändert und auch bei Ihnen - wenn Sie zurückblicken,
gibt es ein Ereignis und wenn ja, welches, von dem Sie sagen würden,
dass es im Nachhinein für Sie einer, wenn nicht der wichtigste
Karriereschritt war?

Ich glaube, für die gesamte Kochgeschichte war es überhaupt
wichtig, Ja zu sagen. Dann natürlich die ersten zehn Sendungen
"Schmeckt nicht, gibt's nicht", der Innovationsgedanke von Hans
Demmel, Frank Hoffmann und Jörg Hoppe, die damals gesagt haben, "wir
machen das", obwohl es zu dem Zeitpunkt noch gar keine
Unterhaltungskochsendung gab. Und ich glaube, dass meine Kollegen und
ich durch unsere ersten Auftritte bei Johannes B. Kerner mit der
Vision von dem Produzenten Markus Heidemanns ("Hey, Kochen ist so
viel mehr als nur Kochen", Kochen kann Entertainment werden") dazu
beigetragen haben, eine neue Form von Koch-Sendungen zu etablieren.
Und daraus haben sich dann wahnsinnig viele Formate entwickelt:
Kerners Köche, Küchenschlacht, Lafer Lichter Lecker...usw.

5)Welches Format hat Sie in Ihrem Schaffen als Koch ohne Kameras
am meisten beeinflusst?

Die Dokumentationen, die ich gedreht habe. Aus dem einfachen
Grund, weil ich mehr Einblick erhalten habe und noch mehr dazu
gelernt habe. Ich lerne zwar ständig, aber bei den Dokumentationen
habe auch ich meine naive Sicht auf Lebensmittel, die
Lebensmittelproduktion und die Industrie verloren und habe mein
persönliches und privates Verhalten entsprechend angepasst.

6)Gibt es einen TV-Moment, an den Sie sich besonders gerne
erinnern und wenn ja, welchen und warum?

An die Goldene Kamera. Das war ein sehr früher und emotionaler
Höhepunkt meiner TV-Karriere. Es gab auch mal eine Sendung mit
Günther Jauch, Kerner und Gottschalk und Co und ich war dabei. Das
war schon irgendwie skurril für mich, als Koch neben den ganz Großen
des Fernsehens zu sitzen. Zu Gast bin ich immer gerne bei "Zimmer
frei", für mich eine der schönsten Fernsehsendungen überhaupt.
Eigentlich bin ich immer gerne Gast in Sendungen, sogar lieber, als
der Gastgeber zu sein.

7)Einige Leute bereuen Dinge, die sie mal vor der Kamera gesagt
oder gemacht haben. Sind Sie mit sich im Reinen oder gibt es da eine
Sache, von der Sie sagen, dass sie Ihnen nicht entsprochen hat oder
Sie sie besser nicht gesagt hätten?

Es gibt schon oft den Moment, in dem ich mir denke, dass es
manchmal besser wäre, den Mund zu halten (lacht). Daraus ist ja
bekanntlich auch ein Lied entstanden, das mir gewidmet wurde:
"Einfach mal die Fresse halten" (Das Bo). Manchmal einfach ein
bisschen weniger aufgeregt sein, weniger überdreht, einfach mal auch
ruhig sein können.

8)Wenn Sie die TV-Landschaft von damals mit der von heute
vergleichen, was hat sich in puncto Kochsendung verändert?

Ich finde, dass Marcel Reich-Ranicki und Götz George zwar einige
Vertreter unserer Zunft zu recht kritisiert haben aber ich finde es
richtig, dass wir da sind. Die Vielzahl und die Vielfalt der
Kochsendungen. Die Präsenz der Köche und die Rolle, die sie dennoch
in der Branche einnehmen. Und dann ist da noch die Entwicklung der
Sendungen hin zum Unterhaltungsbereich. Was früher noch teilweise
eine reine Spielshow war, sind heutzutage Spielshows, die sich
ausschließlich rund ums Kochen drehen.

9)In den vergangenen 10 Jahren haben Sie ja in vielen Formaten
mitgewirkt und diese auch nachhaltig geprägt, wie z.B. Ihre eigene
Kochsendung, die Dokus, Kerners Köche - dabei hat man Sie gerade auch
bei den Dokus als nachdenklichen, interessierten Verbraucher
kennengelernt. Einige sagen, es wäre leichter gewesen, nur auf Show
zu machen - was hat für Sie den Ausschlag gegeben, vom Mythos des
vermeintlichen Tütenkochs hin zu einem, der genauer hinschaut zu
werden? Was war Ihre Motivation?

Ich habe einfach festgestellt, dass mit den Möglichkeiten des
Unterhaltungskochs, Du auf einmal auch einer gewissen Verantwortung
nachkommen kannst. Ich habe auch festgestellt, dass es nicht nur eine
Sicht der Dinge gibt und ich glaube, dass ich einen Gegenpart dazu
darstellen kann und dass meine Form der Didaktik bei den Leuten
oftmals sehr viel bewirkt. Ich behaupte, jeder kann kochen und lege
so auch meinen Schwerpunkt bei meinen Sendungen. Ich komme jetzt
nicht als Naseweis daher, der sich überheblich über alles stellt und
sagt, wie die Dinge sein sollten. Ich bin auch kein
Ernährungsapostel, sondern ich gucke, was wirklich machbar ist für
den Verbraucher. Es ist einfach, immer ethisch und moralisch 100% zu
verlangen, aber so zu handeln ist sehr viel schwerer. Ich gucke halt
eher, wie man das Fenster immer größer oder die Tür weiter aufmachen
kann.

10)Sie sind ja nicht nur im TV tätig, sondern schreiben auch
Kochbücher. Was hat Sie dazu bewogen, die "Greenbox" zu machen?

Die Tatsache, dass ich mich in meinen Dokus mit Themen wie
Massentierhaltung und Produktionsweisen beschäftigt habe, sowie die
ewige Forderung, weniger Fleisch zu essen, ohne einen Lösungsansatz
zu bieten. Wenn man Leute für etwas begeistern will, muss man auch
etwas Begeisterndes kreieren. Das ist mein persönlicher Beitrag, denn
ich möchte nicht mit Verboten und Verzicht argumentieren. Daher die
"Greenbox". Hier biete ich leckere und einfache Rezepte zum
Nachkochen an - ganz ohne Fleisch.

11)Was war für Sie ausschlaggebend dafür, bei "The Taste"
mitzumachen?

Ich bin ein Wettbewerbstyp. Ich wollte eine weitere Farbe in dem
Wettbewerb darstellen gegen die feine Sterneküche. Ich wollte
beweisen, dass eben auch meine Art und Weise des Kochens nicht nur
meine ist, sondern auch die von vielen anderen Menschen. Auch das
emotionale, das aus dem Bauch kochen, das Nicht-Koch-Kochen hat seine
Berechtigung. Und dass dies nicht qualitativ in irgendeiner Form
anders zu sehen ist, als das feine Kochen der Sterneköche.

12)Wie wichtig ist Ihnen Ihr eigenes Format "Tim Mälzer kocht!"?

Ich bin wirklich froh, dass ich im Ersten und im NDR die
Möglichkeit erhalte, eine pure Kochsendung zu machen. Bei "Tim Mälzer
kocht!" koche ich in meiner eigenen Studioküche und zeige den
Menschen im Studio und zu Hause, wie einfach tolle Gerichte
funktionieren können. Wir produzieren unter dem Motto "Das Essen ist
der Star" und sind immer bestrebt, die leckersten Foodbilder im
deutschen Fernsehen zu schaffen. Ohne Schnörkel und Ablenkungen. Und
wenn ich richtig informiert bin, dann schauen eine Erstausstrahlung
an einem gemütlichen Nachmittag immerhin gut 1 Million Menschen.

13)Erinnern Sie sich noch daran, als Sie die Nachfolge von Alfred
Biolek angetreten haben? Hat er Ihnen irgendwelche Tipps mit auf den
Weg gegeben? Und wenn ja, welche? Und wie war dieses Erlebnis für
Sie?

Das war schon etwas Besonderes. Als es hieß, Alfred Biolek würde
mir im Ersten den Kochlöffel selbst übergeben und mich quasi zum
Chefkoch der ARD küren. Ich dachte bis dahin immer, dass er mich gar
nicht leiden könne. Dann hatten wir gleich mehrmals miteinander zu
tun und hatten unseren Spaß. Ich glaube, wir haben ihn in der Sendung
auch ausreichend gewürdigt, das war mir persönlich sehr wichtig.
Alfred Biolek ist die lebende Legende vieler TV-Genres - auch die des
Kochfernsehens.

14)Wer war denn aus der Zeit vor Tim Mälzer im Fernsehen jemand,
den Sie geschätzt haben als Fernsehkoch?

Die Dudenhöfers, Rainer Sass und vor allem Jamie Oliver.

15)Wenn Sie jetzt in die Zukunft blicken, Fernsehen oder nicht, wo
sehen Sie sich in 10 Jahren als Koch? Und wenn im Fernsehen, was
macht Tim Mälzer dann im Fernsehen?

In 10 Jahren bin ich Nachfolger von Markus Lanz bei
"Wetten...dass?" (lacht). Und als Koch bin ich am Herd.

16)Gibt es irgendwas im Fernsehen, von dem Sie sagen, das würde
ich gerne noch einmal ausprobieren oder mitgestalten, das habe ich
noch nicht gemacht?

"Wetten...dass?" - die Rolle als Moderator. Und eine Talksendung,
in der es mal wieder richtig kracht.

So wie früher bei "3 nach 9", wo sie sich den Wein ins Gesicht
geschüttet haben?

Ja, wo es nicht nur darum ging, sich oder ein Produkt zu
präsentieren, sondern wo es darum ging, kontrovers wichtige Themen zu
diskutieren und eine Haltung zu vertreten. Die eigene Meinung kann ja
mal kritisch hinterfragt werden, aber es geht dabei nicht um
vernichten oder nicht vernichten, sondern um kontroverse
Diskussionen, wo Dinge auch mal wieder kritisch hinterfragt werden
dürfen untereinander, wo alle miteinander diskutieren und nicht nur
der Host mit den Gästen einzeln.

17)Was macht eine Sendung aus, die zu 100% Tim Mälzer ist oder was
würde sie ausmachen?

Kamera dabei, fertig. Wenig, was inszeniert ist, dann wenig, das
kontrolliert ist, sehr viel Freiraum, sehr viel Platz für
Spontaneität und manchmal auch bewusst das Risiko der Langeweile. Die
Muße, einfach mal zu ertragen, dass nicht unbedingt immer etwas
passieren muss. Und nicht immer nur "hau drauf". Manchmal ist es eine
Nichtigkeit oder die Belanglosigkeit, die spannend sein kann. Wozu ja
Deutsche weniger Geduld haben in ihren Filmen im Vergleich zu den
Amerikanern oder Briten, die ja Pausen zulassen. Ich tue mich ja auch
damit schwer, einfach mal den Mund zu halten. Weil ich darauf
trainiert wurde, immer zu reden. Und jetzt tue ich mich schwer damit,
damit wieder aufzuhören. Denn eigentlich finde ich manchmal einfach
nur das Kochen schön und es wäre noch schöner, wenn weniger darum
herum wäre. Also so etwas wie "Silent Cooking" wäre cool.

18)Welchen Stellenwert hat diese TV-Karriere für Sie in Ihrem
Leben?

Ich habe damit schon großes Glück gehabt. Privat, würde ich sagen,
habe ich mich dadurch relativ wenig verändert. Soweit es eben geht,
sich nicht in diesem Modus zu verändern. Einen Großteil der alten
Freunde habe ich noch. So viele neue sind nicht dazu gekommen. Ich
habe natürlich viele tolle Menschen kennenlernen können, aber im Kern
hat sich wenig verändert. Aber Fernsehen hat es mir auch möglich
gemacht, mich gastronomisch so zu entwickeln, wie ich jetzt gerade
bin oder wie ich mich vielleicht noch entwickeln werde. Ich habe eine
größere Sicherheit, weshalb ich Dinge riskieren kann, die andere
vielleicht ohne den Ruhm des Fernsehens gerade nicht können.

19)Wenn Sie an das Thema Kochen im Fernsehen denken, was vermissen
Sie?

Kochen und die Ästhetik rund ums Kochen. Das gemeinsame Essen. Ich
finde es nervig, dass manchmal alles so dramatisiert werden muss,
denn normalerweise ist gutes Kochen kein Thema, sondern gutes Kochen
passiert einfach.

20)Welche mediale Persönlichkeit hat Sie auf Ihrem medialen
Werdegang als TV-Koch am meisten beeinflusst?

Jan Fedder, der mich in der Krisenzeit runtergeholt hat.
Produzent, Wegbereiter und Visionär Markus Heidemanns (Fernsehmacher,
MHOCH2), mit dem man auch streiten kann. Begleitet haben mich aber
viele mehr. Gibt es jemanden, an dem Sie etwas bewundern? Jamie
Oliver. Als Freund, als TV-Koch und als engagierter
Ernährungsvisionär. Er ist und war mir ein Vorbild aber ich wollte
immer nur ich sein!

21)Wie haben Sie die gesamte mediale Entwicklung Ihrer Person
empfunden?

Ich bin stolz darauf. Ich habe mit einer täglichen Kochsendung
angefangen. Und bin dann über die tägliche Kochsendung in den
dokumentarischen Bereich gelangt, habe nebenbei natürlich auch sehr
viele Spielshows gemacht, mache das auch immer noch, aber halt nur
noch dosiert und nicht ausschließlich.

22)Wenn Sie sich noch etwas wünschen dürften für die nächsten 10
Jahre im Fernsehen? Was wäre das?

Dass die Quote nicht mehr ganz so interessant ist, weil ich daran
nicht wirklich glaube. Der Inhalt sollte mehr im Fokus stehen. Den
kann man besser beeinflussen. Dass es wieder mehr
Experimentierflächen gibt. Fernsehen muss sich entwickeln, das geht
nur on air und nicht auf dem Reißbrett. Ich freue mich, dass ich das
in 2014 ein gutes Stück weit auch in der ARD bzw. dem NDR leben kann.



Pressekontakt:
Sundance Communications GmbH
Barbara Kimeswenger
Tel: +49 (0)40 / 69 64 68 5 - 11
barbara.kimeswenger@sundance.de

Sundance Communications GmbH
Oliver Wirtz
Tel: +49 (0)40 / 69 64 68 5 - 0
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