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Baden-Württemberg braucht Initiativen, um Anschluss an die Spitze zu halten

Geschrieben am 02-12-2013

Stuttgart (ots) - Neue McKinsey-Studie "Baden-Württemberg 2020":
Wettbewerbsfähigkeit nimmt trotz hoher Wirtschaftskraft und vieler
Patente ab - Fokussierte Wirtschaftsförderung, Investitionen in
Infrastruktur, mehr Werben um Fachkräfte und neue industrielle
Wachstumsfelder nötig

Baden-Württemberg ist nach wie vor eine der wirtschaftlich
stärksten Regionen Europas, das Land droht jedoch seinen Spitzenplatz
zu verlieren, wenn es nicht gegensteuert. Gelingen kann dies durch
eine stärkere Fokussierung der Wirtschaftsförderung, zusätzliche
Investitionen in die Infrastruktur, ein aktiveres Engagement im
Wettbewerb um Fachkräfte sowie eine zielgerichteten Orientierung auf
wirtschaftliche Wachstumsfelder. Dies geht aus einer neuen Studie der
Unternehmensberatung McKinsey & Company mit dem Titel
"Baden-Württemberg 2020" hervor. Die Studie hat McKinsey auf eigene
Initiative - also ohne Auftraggeber und Bezahlung - erstellt. "Damit
wollen wir einen Beitrag zur Debatte leisten, wie dieses erfolgreiche
Bundesland seine Rolle als Zugpferd der ökonomischen Entwicklung in
Deutschland ausbauen kann", sagte Martin Lösch, Leiter des
Stuttgarter McKinsey-Büros, zur Vorstellung der Studie.

Das Land hat McKinsey zufolge eine starke Ausgangsposition: Die
Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) pro Einwohner liegt
mit 36.000 Euro um 10% über dem Bundesschnitt. Die Exportquote der
heimischen Unternehmen geht mit 45,3% ebenfalls über den deutschen
Durchschnitt (41,5%) hinaus. Jeder dritte deutsche Weltmarktführer
kommt aus Baden-Württemberg; die Arbeitslosenquote erreicht mit 4%
nahezu Vollbeschäftigung, ohne dass eine einzelne Region des Landes
als strukturschwach herausfiele. "Das Land sollte diese hervorragende
Position nutzen, um jetzt die Herausforderungen der kommenden Jahre
zu meistern", sagte Martin Lösch. Die Rolle des Südwestens als eines
der wirtschaftlichen Zugpferde Europas sei zunehmend infrage
gestellt: "Andere Regionen holen auf und überrunden Baden-Württemberg
in einzelnen Bereichen."

Die Studie zeigt: Die geleistete Arbeit pro Einwohner ist im
vergangenen Jahrzehnt in Baden-Württemberg um 3,5% gesunken, während
sie in anderen Flächenländern wie Bayern stabil geblieben ist. Das
spiegelt sich in der unzureichenden Nutzung des
Arbeitskräftepotenzials: Die Erwerbstätigenquote ist in
Baden-Württemberg seit der Jahrtausendwende nur um 1,9% gestiegen, in
Bayern hingegen um 2,9%. Noch alarmierender: Das produzierende
Gewerbe hat in diesem Zeitraum in Baden-Württemberg mehr als 50.000
Stellen abgebaut, beim östlichen Nachbarn blieb die Zahl konstant.
Auch das jährliche Produktivitätswachstum gehörte mit 2% im
Durchschnitt der vergangenen Jahre nicht zu den europäischen
Spitzenwerten (3%). "Von den Exporten wiederum gingen nur 25% in
wachstumsstarke Regionen", berichtete Lösch. Die Mehrheit der
Ausfuhren hingegen erreichte stagnierende Märkte wie Westeuropa und
Nordamerika.

Andere Regionen gelten bei Toptalenten als attraktiver

Die Wachstumschancen des Landes drohen zugleich vom sich
abzeichnenden Fachkräftemangel eingebremst zu werden: 200.000
Berufsqualifizierte und Akademiker werden im Jahr 2020 fehlen - bei
gleichzeitig geringer wahrgenommener Attraktivität der Region im
Urteil der deutschen High-Potentials: In einer McKinsey-Umfrage
benannten nur 24% der Befragten Stuttgart als einen attraktiven Ort
zum Leben gegenüber 86% für München, 81% für Hamburg, 75% für Berlin
oder immerhin noch 48% für Düsseldorf.

Um aktiv auf diese Herausforderungen zu reagieren und die starke
Stellung Baden-Württembergs für die Zukunft zu festigen, schlagen die
Stuttgarter McKinsey-Berater vier Initiativen vor:

- Fokussierung der Wirtschaftsförderung. Mit dem Streichen von
Doppelungen und klaren Zuständigkeiten und Kompetenzen ließe
sich die Schlagkraft der Wirtschaftspolitik ohne wesentliche
Ausweitung der Budgets erhöhen. Lösch: "Das Land sollte zudem
die ausgezeichnete Forschungsinfrastruktur besser nutzen, um
Start-ups und Innovationen gezielter zu fördern."

- Investitionen in Infrastruktur. Ein umfassender Entwicklungsplan
für die Infrastruktur sollte sicherstellen, dass
Baden-Württemberg auch in Zukunft die besten Voraussetzungen für
Unternehmen und Bürger bietet. "Ein Ziel mit hoher Priorität
wäre dabei der Ausbau der Breitband-Infrastruktur, um bis 2017
alle Haushalte mit einer Bandgeschwindigkeit von 50 Mbit pro
Sekunde zu versorgen", so Lösch. Derzeit ist dieser Wert erst
für rund 75% der Haushalte erreicht. Dieser Ausbau würde etwa 1
Mrd. Euro in den nächsten vier Jahren erfordern. Weitere
Eckpunkte in der Investitionsplanung sollten nach Einschätzung
der Berater die Vorbereitung der Energienetze auf schwankende
Stromeinspeisungen durch erneuerbare Energien und die
Beschleunigung von Verkehrsprojekten sein.

- Strategien im Wettbewerb um Fachkräfte. Um der sich
abzeichnenden Lücke an Fachkräften gegen zu wirken, sollte das
Land die Betreuungsangebote für Kinder ausbauen und Eltern
dadurch bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf zu ermöglichen. Während deutschlandweit für 24% der
Schulkinder eine Ganztagesbetreuung angeboten wird, sind es in
Baden-Württemberg nur 11%. Zudem besteht Verbesserungsbedarf in
der Schulbildung: Zurzeit landet jeder vierte Schulabgänger in
Baden-Württemberg in einem Übergangssystem, statt eine Lehre
oder ein Studium zu beginnen. Ein konzertiertes Anwerben
qualifizierter Fachkräfte aus anderen Bundesländern und dem
Ausland gehören ebenso zu den sinnvollen Maßnahmen gegen den
Fachkräftemangel wie eine stärkere Attraktivität des
Studienstandorts, vor allem durch wissenschaftliche Exzellenz.

- Neue Wachstumsfelder. Unternehmen in Baden-Württemberg können
das Wachstum weiter ankurbeln, indem sie aussichtsreiche
Themenfelder besetzen. Im Maschinenbau gehören dazu etwa die so
genannten Embedded Systems (in Maschinen integrierte Computer),
die Ressourceneffizienz und die gezielte Fokussierung des
Exports auf schnell wachsende Schwellenländer wie zum Beispiel
Indien oder Brasilien. In der IT-Branche sind es darüber hinaus
die digitale Vernetzung und die IT-Sicherheit. In der
Automobilindustrie zählen neue Antriebsformen, die
Digitalisierung und ebenfalls das Geschäft in Schwellen¬ländern
zu den Zukunftsthemen. Und im Bereich Biotechnologie, Pharma und
Medizintechnik lassen sich unter anderem durch stärkere
Entwicklungspartnerschaften und computergestützte
Behandlungsmethoden Wachstumsimpulse setzen.

McKinsey in Deutschland

McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 28 der 30 DAX-Konzerne
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart (seit 1986) und Wien aktiv,
weltweit mit mehr als 100 Büros in 52 Ländern.



Pressekontakt:
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Kai Peter Rath, Telefon 0211 136-4204,
E-Mail: kai_peter_rath@mckinsey.com
www.mckinsey.de


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