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So wenige Firmenpleiten wie zuletzt in den 90er-Jahren / Inkasso-Herbstumfrage: Zahlungsmoral überraschend stabil / BDIU warnt: "Konsum auf Pump ist eine tickende Zeitbombe"

Geschrieben am 22-10-2013

Berlin (ots) - Überraschend sinken die Unternehmensinsolvenzen in
diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende.
Trotz schwachen Wirtschaftswachstums erwartet der Bundesverband
Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) einen Rückgang auf rund
26.000 Fälle (2012: 28.297) - weniger gab es zuletzt 1996. Dennoch
bleiben die Gläubigerschäden hoch: Alleine im ersten Halbjahr
verursachten Insolvenzen Forderungsverluste von 12,8 Milliarden Euro.

Die gute Binnennachfrage, nicht zuletzt gefördert durch die
anhaltende Niedrigzinsphase, bringt den positiven Trend. Genau hier
sieht der BDIU aber auch kommende Gefahren. "Ein Konsum auf Pump ist
eine tickende Zeitbombe, die bei einem Abschwung der Wirtschaft
enormen Schaden zufügen kann", warnte Verbandspräsident Wolfgang
Spitz bei der Vorstellung der Inkasso-Herbstumfrage am Dienstag in
Berlin. Laut Angaben der Schufa laufen derzeit etwa 17,4 Millionen
Ratenkredite für Verbraucher - die Hälfte mehr als noch vor zehn
Jahren.

Die Zahlungsmoral ist aktuell stabil. Das meldet die Mehrheit der
Inkassounternehmen in ihrer Herbstumfrage. Allerdings berichten auch
33 Prozent der BDIU-Mitglieder, dass private Schuldner jetzt
schlechter zahlen als noch vor einem halben Jahr. Grund sind
Überschuldung (laut 80 Prozent der Inkassounternehmen), ein
unkontrolliertes Konsumverhalten (69 Prozent) sowie Arbeitslosigkeit
(61 Prozent - Mehrfachantworten waren möglich).

53.000 Euro Gläubigerforderungen pro Verbraucherinsolvenz

Gleichzeitig gehen die Verbraucherinsolvenzen auf voraussichtlich
90.000 Verfahren zurück (2012: 97.608). Im Durchschnitt haben
insolvente Verbraucher rund 53.000 Euro Verbindlichkeiten. "Viele
Überschuldete warten derzeit ab, bis die beschlossene Verkürzung der
Wohlverhaltensperiode im Verbraucherinsolvenzverfahren von aktuell
sechs auf dann drei Jahre in Kraft tritt", wie BDIU-Vizepräsidentin
Marion Kremer erklärt. Spätestens ab Juli 2014 sei wieder mit
steigenden Zahlen zu rechnen.

Problematisch ist laut den Inkassounternehmen das
Zahlungsverhalten junger Verbraucher. Unter 25-Jährige stehen
durchschnittlich mit 8.200 Euro bei ihren Gläubigern in der Kreide.
Zudem zahlen 18- bis 24-Jährige laut 47 Prozent der Umfrageteilnehmer
ihre Rechnungen schlechter als über 25-Jährige. Häufige Gläubiger
junger Verbraucher sind Telekommunikationsunternehmen (90 Prozent der
Inkassounternehmen melden das), Onlinehändler (84 Prozent) und
Internet-Serviceanbieter (66 Prozent). Grund, warum diese
Konsumschulden eingegangen werden, ist laut Umfrage eine mangelnde
Finanzkompetenz. "Wir fordern: Der Umgang mit Geld und das Vermeiden
von Schulden müssen Thema in den Schulen werden", so Marion Kremer.
"Wir unterstützen dabei insbesondere das Projekt Schulschwein, das
bereits Grundschulkindern und deren Familien den werteorientierten
und verantwortungsvollen Umgang mit dem ihnen zur Verfügung stehenden
Geld vermittelt."

Obwohl sich die finanzielle Lage der Unternehmen derzeit positiv
darstellt, melden gleichzeitig 40 Prozent der Inkassounternehmen,
dass Handwerker Schwierigkeiten haben, ihre berechtigten Forderungen
gegenüber ihren Kunden durchzusetzen. Weitere Problembranchen sind
demnach, wie ebenfalls 40 Prozent der BDIU-Mitglieder melden, der
Onlinehandel, der Versandhandel (39 Prozent) sowie Energieversorger
(35 Prozent).

80 Milliarden Euro Außenstände bei der öffentlichen Hand

Insbesondere Handwerker und Bauunternehmer leiden unter der
zögerlichen Rechnungstreue der öffentlichen Hand. Trotz
Rekordeinnahmen sind viele Kommunen insolvenzreif verschuldet.
Gleichzeitig summieren sich die Außenstände von Kommunen, Ländern und
Einrichtungen des Bundes auf inzwischen fast 80 Milliarden Euro. "Das
Forderungsmanagement der öffentlichen Hand muss besser werden",
fordert BDIU-Präsident Spitz. "Die neue Bundesregierung muss
gesetzliche Möglichkeiten schaffen, dass die öffentliche Hand mit
externer Unterstützung, zum Beispiel im Wege der Verwaltungshilfe,
ihre überfälligen Forderungen besser realisieren kann und so mehr
Mittel für den dringenden Erhalt und die Erneuerung unserer
Infrastruktur bekommt. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur
Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland."

Der BDIU und der Bundesverband Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen e.V. (BGA) kritisieren darüber hinaus die Pläne der
EU für eine Datenschutzgrundverordnung. Sie sehen unter anderem vor,
dass Personen künftig ihre Zustimmung erklären müssen, bevor
Unternehmen ihre Daten weitergeben. In der Praxis würde das bedeuten,
dass Gläubiger das Einverständnis von Schuldnern einholen müssten,
bevor sie Informationen zu unbezahlten Rechnungen an ein
Inkassounternehmen weitergeben. "Dadurch versperrt man Gläubigern den
Weg, ihre Zahlungsansprüche kostengünstig, effizient und vor allem
schnell mit den Mitteln des außergerichtlichen Inkassos
durchzusetzen. Kein Schuldner würde doch einer Weitergabe seiner
Daten unter diesen Umständen zustimmen", kritisiert BDIU-Präsident
Spitz. Um die Privatsphäre des Einzelnen besser zu schützen, dürften
auf den Forderungseinzug nicht dieselben Regeln angewendet werden,
wie sie etwa für soziale Netzwerke im Internet sinnvoll sein könnten.

Ein weiteres Problem für Gläubiger sind laut beider Verbände
Vorsatzanfechtungen im Rahmen von Insolvenzverfahren. Dadurch kommt
es in immer mehr Fällen vor, dass Firmen Gelder an Insolvenzverwalter
zurückführen müssen, die sie zum Teil bereits vor zehn Jahren von
ihren Kunden erhalten haben. Der BGA fordert Neuformulierungen im
Gesetz, die erreichen, dass von Insolvenzanfechtungen künftig nur
noch diejenigen Fälle betroffen sind, in denen es einem Schuldner
nicht auf die Erfüllung seiner vertraglichen Pflichten, sondern auf
die Vereitelung der Ansprüche anderer Gläubiger oder die Bevorzugung
einzelner Gläubiger ankommt. Der BDIU, der Mitglied im BGA ist,
unterstützt diese Forderung nachdrücklich.

Alle Ergebnisse der Inkasso-Herbstumfrage sowie detaillierte
Einschätzungen zur Entwicklung bei Verbrauchern und Unternehmen
unter:

www.inkasso.de/presse/herbstumfrage/index.html



Pressekontakt:
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen
Friedrichstr. 50-55 - 10117 Berlin

Pressesprecher: Marco Weber

Tel.: +49(0)30/206073640
Fax: +49(0)30/206073633

www.inkasso.de
https://www.twitter.com/BDIU_inkasso_de
https://www.xing.com/company/bdiu


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