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Schwäbische Zeitung: Kommentar zur Pleite der Baumarktkette Praktiker: Ruinöser Wettbewerb

Geschrieben am 11-07-2013

Ravensburg (ots) - Ruinöser Wettbewerb

Praktiker ist pleite. Das Aus für die Baumarktkette ist die
logische Folge einer Reihe von Managementfehlern und Irrtümern.
Ausbaden müssen die Misere allerdings Tausende Angestellte, die ihren
Arbeitsplatz verlieren.

Aus ökonomischer Sicht geht die Insolvenz Praktikers in Ordnung.
Es liegt im Wesen einer funktionierenden Marktwirtschaft, dass
Unternehmen kommen und gehen. Praktiker war schon lange angezählt.
Verwunderlich ist allenfalls, dass der Baumarkt immer wieder
Geldgeber fand, die sein Siechtum verlängerten.

Weitere Handelshäuser werden Praktiker wohl in die Insolvenz
folgen. Denn die deutsche Baumarktlandschaft ist reif für eine
Flurbereinigung. In keinem Land gibt es mehr Heimwerkerläden - viel
zu viele. Traditionsgemäß müssen Einzelhändler mit kümmerlichen
Gewinnmargen auskommen. Wer vier Prozent verdient, ist schon gut
dabei. Etliche Baumärkte liegen angeblich bei unter einem Prozent.
Solche Gewinnspannen reichen kaum, um in Deutschland 2500 Baumärkte
zu betreiben. Experten sind sich einig, dass höchstens die Hälfte der
14 Ketten überleben kann.

Doch das Scheitern Praktikers lässt sich nicht nur auf ein
Überangebot an Baumärkten schieben. Der Niedergang ist hausgemacht.
Praktiker steht sinnbildlich für ruinöse Rabattschlachten. Vor allem
mit dem Rivalen Hornbach lieferte sich das Unternehmen einen absurden
Wettstreit um den Titel "Billigster Baumarkt". Die Nachlässe fielen
so großzügig aus, dass offenkundig kaum noch Geld in der Kasse blieb.

Die Rabattschlacht im Gewerbegebiet hat schlussendlich aber nicht
nur Praktiker die Grundlage entzogen, sondern auch viele andere Opfer
gefordert: familiengeführte Gärtnereien am Stadtrand, Tierhandlungen
und kleine Eisenwarenhändler. Bis heute gehören sie zu den
liebenswertesten Gestalten der deutschen Geschäftswelt. Wer einen
Kunden drei Minuten lang berät, nur um eine Schraube für acht Cent zu
verkaufen, hat den Erfolg verdient. Mehr jedenfalls als ein Konzern,
der pauschal "20 Prozent auf alles" verspricht.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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