(Registrieren)

DER STANDARD-Kommentar "Hygiene-Schub für Staatsbanken" von Andreas Schnauder

Geschrieben am 02-07-2013

Ohne Brüsseler Auflagen würden Kärntner Hypo & Co zu echten
Zombie-Banken - Ausgabe vom 3.7.2013

Wien (ots) - Die Auflösungserscheinungen bei der Kärntner Hypo
sind unübersehbar. Der Abgang von Bankchef Gottwald Kranebitter ist
dafür nicht das erste Indiz, aber doch ein neuer Höhepunkt in der
langen Geschichte des Niedergangs des Instituts. Kranebitter hatte
eine Strategie gewählt, die einen Mittelweg aus rascher Verwertung
vorhandener Wertbestände und Fortsetzung des Neugeschäfts darstellte.
Die EU-Kommission machte diesem Vorhaben mit den Forderungen nach
einer raschen Abwicklung aber einen dicken Strich durch die Rechnung.
Das wurde vom Bankchef und seinem im Juni abgetretenen
Aufsichtsratschef Johannes Ditz angeprangert. Finanzministerin Maria
Fekter wollte mit der Angelegenheit lange nichts zu tun haben und
überließ diese den zuständigen Organen. Erst als sie erkannte, dass
es die EU-Wettbewerbsbehörde ernst meint und der Kapitalbedarf der
Bank immer höher wird, nahm sie sich der Sache ernsthaft an.
Dazwischen wechselte sie noch munter politisches Kleingeld auf dem
Rücken der Steuerzahler: Ein in einem Verkaufsprozess steckendes
Institut als "Fass ohne Boden" zu bezeichnen, zählt zu den teuersten
Fehltritten der letzten Jahre. Kurz darauf legte sie noch nach:
"Also, will wer eine Bank? Ich habe welche zu verkaufen", polterte
sie bezeichnenderweise im Festsaal der Raiffeisen Zentralbank. Die
Folgen: kurzes Gelächter, langfristiger Schaden. Tatsächlich
entpuppte sich der geplante Verkauf der Kommunalkredit als Schimäre.
Das notverstaatlichte Institut wird nun abgewickelt. Die Hypo wird
der Steuerzahler nicht so schnell los. Denn selbst wenn die Weichen
nun auf Schließung gestellt wurden - übrigens erst, nachdem die
Regierungsspitze Fekter eine Taskforce zur Seite gestellt hatte -,
werden die faulen Kredite des Instituts noch Unsummen verschlingen.
Immerhin ist es der EU-Kommission zu verdanken, dass sich die
Regierung zusehends über ein Hypo-Ende mit Schrecken Gedanken machen
muss. Davor wurden ständige Kapitaleinschüsse aus dem Budget lapidar
mit einer irgendwann schon eintretenden Konjunkturverbesserung in
Südosteuropa begründet. Wird scho werden! Das sind die besten
Voraussetzungen dafür, dass aus maroden Instituten echte
Zombie-Banken werden. Mit den Brüsseler Abwicklungsvorgaben - die
sind übrigens weniger abrupt als gerne dargestellt - ist die
Regierung endlich gezwungen, die Karten auf den Tisch zu legen. Und
die sind schlecht: Offenbar schlummern noch fantastische
Beteiligungsansätze in den Bilanzen, die wegen der angeordneten
Schließung wertzuberichtigen sind. Daher benötigt die Hypo schon zum
Halbjahr 700 Millionen Euro - ein für die Regierung und insbesondere
für die ÖVP kein allzu großer Pluspunkt im Wahlkampf. Werner Faymann
versucht, tunlichst nicht an der Hypo anzustreifen und die Inflation
bei den Mehrkosten den Banken zu verrechnen. Die Frage, auf wen der
Kreditapparat wohl neue Belastungen überwälzen könnte, hat der
Bundeskanzler bisher nicht schlüssig beantwortet. Das Hypo-Debakel
ist facettenreich und hat vor allem mit dem System Jörg Haider zu
tun. Doch auch unter bayerischer und dann staatlicher Ägide wurden
eklatante Fehler gemacht und ständig unter den goldenen Teppich
gekehrt. Die EU sorgt nicht nur, aber auch hier für mehr Hygiene. Die
benötigt Österreich dringender denn je.

Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

472982

weitere Artikel:
  • WAZ: NRW fehlt Konzept für Luftverkehr - Kommentar von Michael Kohlstadt Essen (ots) - Luftverkehr ist ein boomendes Geschäft. Rund um den Globus schrauben sich die Zahlen der Fluggäste in die Höhe - vor allem in Übersee. Es wird viel Geld verdient in der Branche. Da ist es besonders ärgerlich, dass viele NRW-Bürger für die Bereitstellung der Infrastruktur auch noch draufzahlen. Denn mit dem Betrieb eines Flughafens lässt sich abseits der großen Drehkreuze hierzulande kein Geschäft mehr machen. Im Gegenteil: Die meisten der kleineren Regionalflughäfen sitzen auf hohen Schuldenbergen, hängen am Tropf einer mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Datenschutz in der Wirtschaft Stuttgart (ots) - Es ist leicht, angesichts der jüngsten, spektakulären Datenskandale in ein Gefühl der Ohnmacht zu verfallen. Was soll der Einzelne schon gegen die geballte Macht der Schnüffler und Spione ausrichten? Doch das ist eine einseitige und schiefe Wahrnehmung. So frustrierend die Spionage des vermeintlichen großen Bruders USA auch ist - die tägliche Bedrohung für die Internetnutzer kommt nicht aus Washington. Große und kleine Kriminelle sind schon längst damit beschäftigt, aus unserem alltäglichen Leichtsinn im Netz Kapital mehr...

  • Börsen-Zeitung: Skandalsumpf, Kommentar zur Vatikanbank von Thesy Kness-Bastaroli Frankfurt (ots) - Mit Frömmigkeit hat die Vatikanbank traditionell nicht viel im Sinn - obwohl ihr offizieller Name "Institut für die religiösen Werke" genau eine solche gottverbundene Haltung suggeriert. Seit Jahrzehnten machen dem Heiligen Stuhl nicht nur dubiose Finanzgeschäfte zu schaffen. Manche Vorgänge in der Geschichte der 1944 gegründeten Bank muten vielmehr regelrecht wie Teufelswerk an. Der seit März amtierende Papst Franziskus scheint nun ernsthaft den Versuch zu unternehmen, beim "Istituto per le Opere di Religione" (IOR) mehr...

  • Allgemeine Zeitung Mainz: Karl Schlieker zum Schufa-Projekt für Jugendliche: Nachhilfe Mainz (ots) - Es war einmal ganz einfach: Wenn das Portemonnaie leer war, war man ganz einfach pleite. An einen Einkauf war dann, nicht zu denken. Kein Musikgeschäft gab für Umme Schallplatten heraus, kein Süßigkeitenhändler verschenkte seine Ware. Und das coole T-Shirt war ebenfalls nur mit Bargeld bezahlbar. Denn eine ec-Karte hatte zumindest der Autor dieser Zeilen als Jugendlicher nicht. Die Begehrlichkeiten waren durchaus mit heutigen Verlockungen vergleichbar. Aber die Grundlagen haben sich mit dem Siegeszug des Internets entscheidend mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Auto / Konjunktur Osnabrück (ots) - Bremsspuren Eigentlich könnte alles so schön sein: Die Autohersteller locken mit einer fast schon unüberschaubaren Zahl von Modellen, die Rabatte sind hoch, die Zinsen niedrig, gute Voraussetzungen für ordentliche Absätze. Und dennoch stockt die Fahrt. Selbst im wirtschaftlich stabilen Deutschland werden die Bremsspuren immer länger. Verunsichert die Schuldenkrise nach den Südeuropäern nun auch die bislang so konsumfreudigen Deutschen? Die Vermutung liegt nahe. Und doch erklärt sie allein nicht die deutlich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht