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"Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken"/ Orientierungshilfe des Rates der EKD zum Thema Familie veröffentlicht

Geschrieben am 19-06-2013

Hannover (ots) - Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) hat eine Orientierungshilfe zum Thema Familie veröffentlicht.
Der Text trägt den Titel "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit -
Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken".

Bei der Vorstellung des Textes am heutigen Mittwoch im
Diakonischen Familienzentrum TAM in Berlin-Kreuzberg betonte der
Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus Schneider: "Die Erwartungen
an Familie und die Erfahrungen in Familie haben sich seit den
biblischen Zeiten der Reformationszeit und besonders in den
vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Familie heute existiert in
sehr verschiedenen Formen." Gerade deshalb sei es nicht einfach, sich
über Familie zu verständigen. Das gelte für die gesellschaftliche wie
für die kirchliche Diskussion. In der neuen EKD-Orientierungshilfe,
so Schneider, gehe es zum einem um eine Bestandsaufnahme der
Wirklichkeit von Familien, um einen Blick auf die jüngere Geschichte
der Familienpolitik in Ost und West und um die aktuellen
sozialpolitischen Herausforderungen, zum anderen "um die Bedeutung
biblischer Texte und evangelischer Theologie für unser Familienbild
und die Bedeutung, die kirchliches Handeln angesichts der Brennpunkte
der Familienpolitik heute haben kann." So würden Brennpunkte in
Erziehung, Bildung und Pflege, in Zeitpolitik und Geschlechterfragen
in der Orientierungshilfe differenziert entfaltet.

Zur biblisch-theologischen Einordnung sagte der Ratsvorsitzende:
"Angesichts der Vielfalt biblischer Bilder und der historischen
Bedingtheit des familiären Zusammenlebens entsprechen ein normatives
Verständnis der Ehe als ,göttliche Stiftung' und eine Herleitung der
traditionellen Geschlechterrollen aus einer vermeintlichen
,Schöpfungsordnung' weder der Breite des biblischen Zeugnisses noch
unserer Theologie. Das "geschichtliche Gewordensein und der Wandel
familiärer Leitbilder" setze die Orientierungshilfe der EKD voraus,
so Schneider. Dabei könne sie sich auch auf Martin Luther beziehen,
denn bei aller Hochschätzung als "göttlich Werk und Gebot" erklärte
Luther die Ehe zum "weltlich Ding", das von den Partnern gestaltbar
sei und gestaltet werden müsse." Schneider: "Aus einem evangelischen
Eheverständnis kann heute eine neue Freiheit auch im Umgang mit
gesellschaftlichen Veränderungen erwachsen - im Umgang mit
Geschiedenen genauso wie mit Einelternfamilie oder auch mit
gleichgeschlechtlichen Paaren."

Für die theologische Ethik, so der Ratsvorsitzende, sei die
Familie "ein generationenübergreifender Lebensraum, in dem
Verlässlichkeit in Vielfalt, Verbindlichkeit in Verantwortung,
Vertrauen und Vergebungsbereitschaft, Fürsorge und
Beziehungsgerechtigkeit" zu gestalten sei. Schneider: "Nach wie vor
ist Familie der erste und wichtigste Ort der religiösen
Sozialisation. Weit mehr als Pfarrer, Pfarrerinnen, Lehrerinnen und
ältere Jugendliche, prägen Eltern und Großeltern den Glauben der
nächsten Generation. Wenn es um die Weitergabe von Glauben und
Werten, Traditionen und Erfahrungen geht, brauchen Familie und
Gesellschaft alle Generationen."

Im Blick auf das Gelingen des eigenen Lebens, so Schneider, würden
Partnerschaften immer wieder auf den Prüfstand gestellt: "Paare und
Familien in Krisen zu begleiten, ihnen Hoffnung und Halt zu geben,
ist deshalb eine wichtige Aufgabe der Kirche. In biblischer
Perspektive, so Schneider weiter, "hat der Segen Gottes eine große
Bedeutung: der Segen, der bei Trauung und Taufe einer Familie die
Begleitung Gottes zuspricht; der Segen, der den Bund Gottes mit uns
Menschen zum Ausdruck bringt und uns auch dann Zukunft verspricht,
wenn wir scheitern."

Die Vorsitzende der Ad-hoc-Kommission des Rates der EKD, die
ehemalige Bundesministerin Christine Bergmann (Berlin), sagte
anlässlich der Vorstellung in Berlin: "Wo Menschen auf Dauer und im
Zusammenhang der Generationen Verantwortung füreinander übernehmen,
sollten sie Unterstützung in Kirche, Staat und Gesellschaft erfahren.
Dabei darf die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden,
nicht ausschlaggebend sein". Dabei, so Bergmann, gehe es nicht nur um
"Anpassung an neue Familienwirklichkeiten", sondern: " Es geht darum,
das Versprechen der Freiheit und Gleichheit aller Menschen ernst zu
nehmen und Gerechtigkeit auch in der Familie umzusetzen."

Die Änderung der Geschlechterrollen, die in den letzten
Jahrzehnten auch rechtlich fixiert worden sei, habe, so Bergmann,
genauso wie die wachsende Anerkennung der eigenständigen Rechte von
Kindern erheblichen Einfluss auf das familiäre Zusammenleben.
Bergmann: "Chancengleichheit und Fairness innerhalb der Familie sind
ein entscheidender Wert. Das Leitbild der partnerschaftlichen Familie
sollte der Maßstab für kirchliches Handeln bei der Unterstützung von
Familien sein."

Die stellvertretende Vorsitzende der Ad-hoc-Kommission, die
Sozialwissenschaftlerin Ute Gerhard (Frankfurt a. Main/ Bremen)
betonte in ihrem Statement, dass gerade in den Industrieländern die
familiale Alltagsarbeit bzw. die Möglichkeit, für andere zu sorgen,
zu einer knappen Ressource geworden sei. Gerhard: "Der evangelischen
Kirche in Gemeinde und Diakonie mit ihrem spezifischen Zugang zu
Familien, ihren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, nicht zuletzt
dem großen Kreis der ehrenamtlich Tätigen stellt sich hiermit ein
breites Aufgabenfeld." Die Kirche habe damit die Chance,
"Leitbildfunktionen zu übernehmen und ihr soziales Handeln an einem
'Ethos fürsorglicher Praxis' auszurichten."

Mit der Erkenntnis, so Gerhard, dass die private Alltagsarbeit in
Familie und Partnerschaften sowie die Erziehung und Pflege der Kinder
und Alten, überhaupt jede Form sozialer Hilfeleistung und
gesellschaftlicher Solidarität, die eigentliche und unverzichtbare
Grundlage gesellschaftlichen Reichtums und Zusammenhalts bilde,
müssten die Prioritäten in der Sozial- und Wirtschaftspolitik
grundlegend neu bestimmt werden.

"Zwischen Autonomie und Angewiesenheit - Familien als verlässliche
Gemeinschaft stärken". Eine Orientierungshilfe des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland. Gütersloh 2013. Preis: 5,99
Euro. ISBN 978-3-579-05972-3 http://www.ekd.de/download/20130617_fami
lie_als_verlaessliche_gemeinschaft.pdf

Die Statements der o.g. Personen sind auf der Homepage der EKD
veröffentlicht.

Hannover/Berlin, 19. Juni 2013

Pressestelle der EKD

Reinhard Mawick



Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de


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