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"Ist Fleischkonsum heute noch zu verantworten?" / Deutsche Geflügelwirtschaft lädt zum Zukunftsdialog ein

Geschrieben am 14-06-2013

Berlin (ots) - Die deutsche Geflügelwirtschaft setzt ein weiteres
Zeichen für einen offenen und konstruktiven Dialog zur modernen
Nutztierhaltung: Am Donnerstagabend sind in Berlin rund 50 geladene
Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und von NGOs zum
"Zukunftsdialog der deutschen Geflügelwirtschaft" zusammengekommen,
um die Frage zu diskutieren: "Ist Fleischkonsum heute noch zu
verantworten?". Ein bewusst provokantes Thema habe die
Geflügelwirtschaft gewählt, um die unterschiedlichen
Interessensgruppen der Gesellschaft an einem Tisch zusammenzuführen,
bilanzierte Leo Graf von Drechsel, Präsident des Zentralverbands der
Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), im Anschluss an die
Veranstaltung: "Ob mit Veganern, Tierschützern oder der Politik: Die
Geflügelwirtschaft scheut die Auseinandersetzung nicht, wir sind
offen für jeden Dialog. Deswegen haben wir uns sehr gefreut, dass so
viele hochkarätige Vertreter unterschiedlicher gesellschaftlicher
Gruppen unserer Einladung gefolgt sind und konstruktiv mit uns
diskutiert haben."

Mit Graf Drechsel auf dem Podium diskutierten Renate Künast,
Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Hajo
Schumacher alias Achim Achilles, SPIEGEL-Autor, Hans-Michael
Goldmann, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Dr. Jörg Styrie,
Geschäftsführer des Bundesverbands Tierschutz, Prof. Dr. Thomas
Jungbluth, Präsident des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der
Landwirtschaft, sowie Jan Bredack, Gründer des veganen Kaufhauses
"Veganz", zu Fragen rund um den ethischen Konsum und die
verantwortungsvolle Nutztierhaltung.

Eingeläutet wurde der Abend durch einen Impulsvortrag des
Philosophen Prof. Dr. Richard David Precht, der aus
ethisch-moralischer Perspektive die Frage "Ist Fleischkonsum heute
noch zu verantworten?" dahingehend beantwortete, dass der
Fleischkonsum als solcher nicht zu verurteilen sei, die industrielle
Nutztierhaltung hingegen müsse sich in Richtung einer ethischeren
Produktion entwickeln. Seinen Ausführungen zugrunde legte Precht eine
philosophische Differenzierung zum Begriff Tier: "Es gibt zwei
Kategorien von Tieren: Die eine glaubt, dass es zwei Kategorien von
Tieren gibt, und die andere ist die Leidtragende dieser
Unterscheidung." Precht würdigte auch das gesellschaftliche Umdenken
der vergangenen Jahrzehnte: "Vor 150 Jahren hätte man uns für die
Frage 'Ist Fleischkonsum heute noch zu verantworten?' ausgelacht. Nur
weil wir uns erheblich weiterentwickelt haben, können wir es uns
überhaupt erlauben, diese Frage stellen."

Zu ebendieser Frage kam das Podium anschließend überwiegend zu dem
differenzierenden Fazit, dass diese nicht gesamtgesellschaftlich
beantwortet werden könne, sondern vielmehr in der freien Entscheidung
des Einzelnen liege. Renate Künast richtete den Blick vom Konsum auf
die Erzeugungsbedingungen: "Es geht nicht um die Frage, ob
Fleischkonsum heute noch zu verantworten ist, sondern vielmehr darum,
wie und wie viel Fleisch wir konsumieren. Hier kommt es vor allem
darauf an, wie das Fleisch erzeugt worden ist." Graf Drechsel machte
sich gegen eine Bevormundung des Einzelnen stark: "Warum sollte man
die Fleischproduktion noch weiter regulieren? Lassen wir dem Menschen
doch die Freiheit zu essen, was ihm schmeckt und was gut ist, solange
es nicht der Umwelt schadet!" Einen klar ablehnenden Standpunkt zum
Thema Fleischkonsum nahm hingegen Jan Bredack als Veganer in der
Diskussionsrunde ein: "Wie erklären Sie Ihrem Kind, dass man den Hund
streicheln und das Schwein essen soll? Leben und leben lassen!" Von
der Frage des Fleischkonsums ausgehend waren die Standards in der
deutschen Nutztierhaltung ein weiteres zentrales Thema des Abends.
Aus Sicht des Tierschutzes argumentierte Dr. Jörg Styrie: "Fleisch
hat seine Wertigkeit verloren. Die Umkehr dieses Prozesses kann nur
gelingen, wenn wir unseren Fleischkonsum halbieren, den Tieren
doppelt so viel Platz zur Verfügung stellen und den zweifachen Preis
für Fleisch zu zahlen bereit sind." Hans-Michael Goldmann hingegen
würdigte die Fortschritte der vergangenen Jahre in der deutschen
Tierhaltung: "Viele Dinge sind sehr in Ordnung in der Tierhaltung,
weitere werden vorangetrieben, und die werden nicht nur erforscht,
sondern auch umgesetzt. Ich denke, wir sind bei der konventionellen
Produktion auf einem guten Weg." Aus wissenschaftlicher Perspektive
appellierte Prof. Dr. Thomas Jungbluth an die Politik,
Genehmigungsverfahren für neue, moderne und damit tiergerechtere
Ställe zu vereinfachen: "Gerade die Halter, die sich bewegen wollen,
etwa mit getrennten Funktionsbereichen und mehr Fläche, geraten
häufig in einen Genehmigungskonflikt zum Beispiel wegen der
Emissionsbestimmungen. Hier sehe ich klaren Handlungsbedarf vonseiten
der Politik." Den substanziellen Willen der Geflügelwirtschaft zur
kontinuierlichen Weiterentwicklung, belegt durch die jüngst
aktualisierten "Bundeseinheitlichen Eckwerte" zur Putenhaltung mit
ihren tierschutzrelevanten Neuerungen, bekräftigte Graf Drechsel:
"Wir sind innovativ, wir kämpfen für Standards, die von der
Gesellschaft verstanden werden. Wir wollen auf den Verbraucher
zugehen und das produzieren, was sich die Verbraucher wünschen. Wir
dürfen aber nicht den Wettbewerb in einem europäischen und
internationalen Geflügelfleischmarkt ausblenden." Dr. Hajo
Schumacher, der als "Spiegel"-Autor "Achim Achilles" den
Selbstversuch gemacht hatte, sieben Wochen lang auf Fleisch zu
verzichten, kam zu der Schlussfolgerung: "Keine dieser Methoden -
weder die Massentierhaltung noch Bullerbü - keines davon ist
irgendwie realistisch. Ich würde mich durchaus freuen, wenn wir das
unter dem Freiheitsaspekt hinkriegten, und deswegen finde ich es
toll, dass wir alle mal an einem Tisch sitzen."

Das darf auch als Fazit des Abends gelten: Von allen Beteiligten
wurde das gemeinsame Gespräch als Zeichen des Willens zu einer
konstruktiven gesellschaftlichen Auseinandersetzung gewertet. "Wir
müssen das Vertrauen der Verbraucher stärken, indem wir
Informationslücken schließen und Transparenz zeigen", resümierte Graf
Drechsel. "Hier sind wir auf einem guten Weg." Denn mit dem
Zukunftsdialog treibt die Branche den persönlichen Austausch über die
Zukunft der Geflügelfleischerzeugung mit Beobachtern und Kritikern
der Branche sowie politischen Entscheidungsträgern aktiv voran.
Gleichzeitig erweitert sie ihr Informations- und Dialogangebot, das
sie auf der Internetseite www.gefluegel-thesen.de bereits
Verbrauchern bereitstellt. Dort diskutieren seit April unter anderem
bekennende Fleischliebhaber, Veganer, praktizierende Landwirte und
Experten der Geflügelbranche über aktuelle Themen der
Nutztierhaltung. Dabei beantwortet die Branche konkrete Fragen,
bringt faktenbasierte Informationen ein und reagiert auf Kritik.



Pressekontakt:
ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
Christiane von Alemann
Claire-Waldoff-Str. 7
10117 Berlin
Tel.030 288831-40
Fax 030 288831-50
E-Mail: c.von-alemann@zdg-online.de
Internet: www.zdg-online.de


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