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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Zinspolitik der EZB

Geschrieben am 26-05-2013

Bielefeld (ots) - Es gab eine Zeit, und so lange ist sie gar nicht
her, da galt Sparsamkeit als Tugend. Heute ist Sparsamkeit eine
Dummheit - jedenfalls aus ökonomischer Sicht. Das erste Mal sind
Deutschlands Sparer 1923 grausam bestraft worden. Damals hat die
Hyperinflation die Geldbesitzer fast über Nacht enteignet. Derzeit
werden die Vermögen schleichend und ohne Inflation entwertet - ohne
Aussicht auf baldige Besserung. Am 2. Mai 2013 hat die Europäische
Zentralbank (EZB) alle Finanzexperten, die glaubten, nun könne der
Leitzins nicht noch weiter in den Keller rutschen, eines anderen
belehrt: Sie senkte ihn noch einmal um 0,25 Prozentpunkte auf 0,5
Prozent. Aus deutscher Sicht macht diese nochmalige Absenkung
überhaupt keinen Sinn. Doch die deutsche Sicht ist bei der EZB nicht
allein ausschlaggebend. Erklärtes Ziel von EZB-Präsident Mario Draghi
ist es, die Konjunktur, die in Südeuropa am Boden liegt,
aufzurichten. Als ob ein Viertelprozentpunkt irgendetwas ausrichten
könnte! Sicher, der Autokäufer, der den neuen Wagen mit 20 000 Euro
fremdfinanzieren muss, nimmt die 50 Euro, die er dafür im ersten Jahr
- später weniger - spart, gerne mit. Aber er wird den Autokauf nie
und nimmer von diesem Betrag abhängig machen. Ebenso wenig wird der
Unternehmer eine neue Halle deshalb bauen oder die neue Maschine eher
kaufen, weil er für sein Darlehen ein um einen Viertelprozentpunkt
verringerten Zins bezahlen muss. Betriebe investieren, weil sie sich
eine angemessene Rendite versprechen - und vielleicht auch, weil sie
der Konkurrenz nicht den Vorsprung überlassen möchten. Den etwas
günstigeren Zinssatz nehmen sie mit, ohne dass er aber die
Entscheidung beeinflusst. Sicher, die sogenannten Märkte ticken in
dieser Hinsicht anders. Hinzu kommt das Interesse der Staaten, die
die Zinslast ihrer enormen Schulden auf diese Weise real eleganter
reduzieren als mit dem althergebrachten ungeliebten Mittel der
Inflation. Für den Sparer aber läuft es aufs Gleiche hinaus: Am
Jahresende ist sein Erspartes inklusive Tagesgeldzins weniger wert.
Vielleicht weist sein Sparbuch statt 100 jetzt 100,75 Euro aus. Doch
die Hose, die er dafür kaufen wollte, kostet jetzt 102 Euro. Nicht
zuletzt entzieht der Niedrigzins auch den Lebensversicherungen ihre
Berechnungsgrundlage. Wohl gibt es Möglichkeiten, eine höhere Rendite
zu erzielen - zum Beispiel mit Aktien, Unternehmensanleihen oder
höher verzinsten Staatsanleihen. Doch haftet an diesen Anlageformen
immer ein höheres Risiko. Das wird derjenige, der nur zockt,
achselzuckend wegstecken. Dem kleinen Sparer aber, der das Alter oder
die Ausbildung der Kinder im Blick hat, entzieht es die Grundlage.
Die EZB ist mit der Niedrigzinspolitik nicht allein. Fast im
Gleichschritt marschiert die Fed in den USA. Beide sollten damit
aufhören. Dass es nichts bringt, zeigt Japan. Dort hat die
Zentralbank Jahrzehnte versucht, so die Konjunktur anzukurbeln -
vergebens.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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