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BERLINER MORGENPOST: Die wahren Stars von Wembley Hajo Schumacher über die Trainer Jürgen Klopp und Jupp Heynckes

Geschrieben am 25-05-2013

Berlin (ots) - Das Finale hat zwei Gewinner: Jürgen Klopp und Jupp
Heynckes. Die beiden Trainer zeigen, jeder auf seine Art, dass
Führen, Verändern und Erfolg in diesem Land auf solide Weise möglich
sind.

Die Welt des Fußballs ist die Härte. Kindergartenknaben werden
gedrillt wie chinesische Kunstturner. Eltern drehen durch vor
Erfolgshunger, Trainer sieben gnadenlos; wer nicht mithält, fliegt
raus. Heul doch! Es geht um Kohle, Minderjährige werden gehandelt wie
Schweinehälften. Wer es schafft bis nach oben, wer es gar bis ins
Finale der Champions League bringt, der hat die Rente durch, für die
normale Menschen 40 Jahre rackern.

In einer überversicherten, überhysterischen, überwaldorften Welt
bietet der Profi-Fußball die letzte Insel des Darwinismus. Das Dasein
als wöchentliche Schlacht, der Sieg dem, der schneller, gewitzter,
abgebrühter ist. Kein Mitleid, keine Förderung für Schwache, sondern
Abstieg.

Warum gelten all die Sozial- und Mitgefühls-Debatten nicht, wenn
es um Fußball geht? Wie kann es sein, dass ausgerechnet das Land der
Burnout-Opfer und Achtsamkeits-Prediger einmütig der schieren
kapitalistischen Brutalität huldigt? Wie kann man sich über ein
Bobbycar im Wert von wenigen Euro empören oder über ein paar Euro
mehr Diäten, aber nicht über 37 Millionen Ablöse für ein
Milchgesicht?

Ordnung in dieser Wildnis schaffen zwei Männer, die gar nicht auf
dem Platz stehen, sondern am Rand. Jürgen Klopp und Jupp Heynckes
geben ihren brillanten Spielern, ihren Klubs, dem ganzen deutschen
Fußball Halt und Haltung. Sie stehen für Glaubwürdigkeit, Ernst und
Erfolgswillen, für sympathische deutsche Wertarbeit. Beide haben die
Gabe, aus einem Haufen egomanischer Solisten in kurzen Hosen eine
Funktionsgemeinschaft zu schmieden, die nicht nur
sportlich-technisch, sondern auch emotional funktioniert. Hier der
bisweilen zum Über-Okay neigende Klopp, der seine Mannschaft perfekt
in den Mythos vom Aufsteiger aus Ruinen einpasst, stellvertretend für
eine ganze Region. Dort Sir Heynckes, der bei seinem ersten
Engagement bei den Bayern vor 30 Jahren respektlos "Osram" gerufen
wurde, der nach Berti Vogts klang, aber inzwischen ein Maß an
weltläufiger Souveränität gewonnen hat, das aus der bayerischen
Bussi-Provinz angenehm herausstrahlt. Es passt zu den Gernegroßen aus
München, dass ausgerechnet der als Übergangstrainer gedachte Heynckes
die wohl beste Bayern-Mannschaft aller Zeiten geformt hat - leise,
beharrlich, schlau und dennoch empathisch. In seiner alten Heimat
Mönchengladbach hat er jüngst eine Träne verdrückt, weil die Fans so
nett zu ihm waren. Souverän und einfühlsam - so wünscht man sich
manchen Konzern- oder Parteichef.

Die beiden Coaches zeigen, jeder mit seinem Stil, dass Führen
durchaus eine Kunst ist, behutsames Verändern ein wesentlicher
Erfolgsfaktor und Siege nicht automatisch hässlich und überheblich
machen so wie Niederlagen keine Schande sind. Klopp und Heynckes
haben zwei bislang nicht als deutsch bekannte Tugenden -
Selbstbewusstsein und Bescheidenheit - über den Fußball in die
deutsche Gesellschaft gespeist. Weniger die Spieler als vielmehr ihre
Trainer sind die wahren Stars dieses Finales. Sie zählen zu den raren
Vorbildern, hinter denen sich das Land mit leisem Stolz versammeln
kann.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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