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Börsen-Zeitung: Rarer Kurssprung, Kommentar zur Entwicklung der Commerzbank-Aktie, von Bernd Neubacher.

Geschrieben am 23-04-2013

Frankfurt (ots) - Heute steht Aktionären der Commerzbank ein
ansonsten sehr rares Erlebnis ins Haus. Der Kurs ihrer Aktien steigt
kräftig. Der Grund: Die Bank legt ihre Anteilscheine im Verhältnis
von 10:1 zusammen. Dies verhindert, dass die zweitgrößte Bank
Deutschlands zum Penny Stock degeneriert und ihr Dasein im Reich der
Zocker und in Gesellschaft jener Werte fristet, deren Börsenwert mit
jeder Kursveränderung um mindestens 1% schwankt.

Vor allem aber rettet der Reverse Split die zweite Kapitalmaßnahme
der Bank in gerade einmal zwei Jahren. Denn andernfalls fände sich
kein Bankenkonsortium, das die Emission garantieren würde. Eine
Aktienemission im Umfang von rund 40% des Restbörsenwerts erfordert
nun einmal einen anständigen Emissionsabschlag. Kurse aber, wie sie
die Commerzbank am Dienstag mit einem Rekordtief von 1,04 Euro
markiert hat, bieten kaum mehr Puffer zur gesetzlichen Untergrenze
von 1 Euro Nennwert je neuer Aktie. Der Kurs wird nun also künstlich
erhöht, damit er anschließend wieder kräftig fallen kann. Als
Mindestpreis garantiert das Konsortium 1,10 Euro - wohlgemerkt der
zusammengelegten Aktien.

Die Bank will mit Hilfe der Platzierung die stillen Einlagen des
Staates tilgen. Was aber bringt Anlegern ein Investment in eine Bank,
die jüngst angesichts längerfristig verminderter Erfolgsaussichten
560 Mill. Euro latenter Steueransprüche abgeschrieben hat? Wie sieht
die Equity Story eines Instituts aus, dessen Aktien in den
vergangenen sechs Jahren gut 96% ihres Wertes verloren haben?

Vor zwei Jahren, als das Institut schon einmal das Kapital
herabsetzen musste, um sage und schreibe 11 Mrd. Euro an Eigenkapital
zu platzieren, warb Commerzbank-Chef Martin Blessing sinngemäß,
Anleger würden mit den Aktien günstige Wetten auf die deutsche
Konjunktur kaufen. Seither entpuppte sich Deutschland im Lichte der
Staatsschuldenkrise als Insel der Seligen. Die mit der
Megakapitalerhöhung erlösten Milliarden lösten sich an der Börse
unterdessen rückstandslos in Luft auf.

Die Argumente für die Aktie werden denn auch immer exotischer. So
hieß es zuletzt in Bankenkreisen, als Zeichner kämen Anleger in
Betracht, die sich bereits die Finger verbrannt hätten und nun ihre
Einstandskurse verbessern wollten. Einer solchen Argumentation kann
nur folgen, wer nicht sein eigenes, sondern anderer Leute Geld
verwaltet - sie kommt der Aufforderung gleich, schlechtem Geld gutes
hinterherzuwerfen.

Alles hat seinen Preis, auch die neuen Commerzbank-Aktien sind
platzierbar. Den Kurssprung aber sollten Aktionäre in Erinnerung
behalten. Es dürfte für eine Weile der letzte sein.

(Börsen-Zeitung, 24.4.2013)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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