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Börsen-Zeitung: Der Run in den Köpfen, Kommentar zur Einlagensicherung von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 26-03-2013

Frankfurt (ots) - Deutschlands Sparer in Panik? Das wohl noch
nicht. Anzeichen von Bammel sind hierzulande eher in der Politik und
im Kreditgewerbe festzustellen. Man überbietet sich geradezu darin,
die Sicherheit der Einlagen zu beschwören. Bundeskanzlerin Angela
Merkel hatte ihre 2008 angesichts des unmittelbar drohenden
Zusammenbruchs der Hypo Real Estate gemeinsam mit dem damaligen
Finanzminister Peer Steinbrück gegebene Garantie ("Wir sagen den
Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür
steht die Bundesregierung ein") schon vorige Woche bekräftigen
lassen. Nun sah sich Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon veranlasst
festzustellen, es sei "völlig ausgeschlossen, dass es in Deutschland
einen solchen staatlichen Zugriff auf Spareinlagen geben könnte" wie
in Zypern.

Die Beschwichtigungsversuche kommen nicht von ungefähr. Denn der
Bank Run findet zwar noch nicht mit den Füßen statt, sehr wohl aber
schon in den Köpfen. Alle reden darüber, wie sie ihr Geld in
(vermeintliche) Sicherheit bringen und sich vor der Enteignung durch
die Rettungseuropäer schützen können. Ob mehr oder weniger als 100000
Euro auf dem Tagesgeldkonto liegen, scheint dabei kaum eine Rolle zu
spielen. Wie so oft haben solche Diskussionen und Verhaltensweisen
auch etwas Irrationales. Da taucht jetzt zum Beispiel ein alter
EU-Entwurf auf, dem zufolge Guthaben über 100000 Euro zur
Bankenrestrukturierung verwendet werden können. Welche Überraschung,
wenn sich die EU-weite Mindestgarantie auf ebenjene 100000 Euro
erstreckt! Nebenbei: Brüssel wollte einen höheren Schutz, wie er in
Deutschland in unterschiedlicher Form zumindest auf dem Papier in
allen Säulen des Kreditgewerbes gilt, mit der Reform und
Harmonisierung der Einlagensicherung zunächst sogar unterbinden.

"Völlig ausgeschlossen" ist gar nichts mehr. Aber natürlich macht
es einen Riesenunterschied, wenn man die Betroffenen ständig mit der
Nase auf einen relativ simplen Tatbestand - auch Einlagen sind
Risikoassets - stößt und, wie im Fall Zypern geschehen, zu allem
Überfluss gar den bisher uneingeschränkten Schutz der Kleinsparer
zwischenzeitlich in Frage stellt. Insoweit sind vor allem einige
ausländische Politiker auf dem "besten" Weg, den Ansturm auf
Bankschalter und Geldautomaten herbeizureden, indem sie zum x-ten Mal
darüber quasseln, dass vermögendere Sparer für allfällige
Rettungsaktionen herangezogen werden müssten. "Danke, wir haben
verstanden", werden sich nicht wenige derjenigen sagen, die sich
betragsmäßig angesprochen fühlen dürfen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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