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Pressereisen bei ThyssenKrupp: Ein Skandal, der keiner ist?

Geschrieben am 13-11-2012

Remagen (ots) - Von ThyssenKrupp veranstaltete Pressereisen waren
für die "Welt am Sonntag" am vergangenen Wochenende Anlass, einen
Skandal zu wittern. Die Vorsitzenden der deutschen Journalisten- und
PR-Berufsorganisationen blicken deutlich gelassener auf die von Autor
Jörg Eigendorf recherchierten Hintergründe zu den Bemühungen des
Essener Konzerns um Journalisten.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV)
Michael Konken antwortet auf die Frage nach der Beeinflussbarkeit von
Journalisten durch Pressereisen: "Ich hoffe, dass das nicht so ist.
Journalisten sind zu kritischer Berichterstattung verpflichtet. Das
lernen sie im Volontariat, das steht im Pressekodex."

Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Deutschen Presserats, sieht
den einzelnen Journalisten in der Verantwortung: "Wer sich für die
Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen lässt,
handelt unehrenhaft und berufswidrig."

Ulrich Janßen, Bundesvorsitzender der zur Gewerkschaft ver.di
gehörenden Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju),
differenziert: "Wer seinen Journalistenjob gewissen- und ehrenhaft
macht, lässt sich nicht durch Einladungen oder Geschenke
beeinflussen." Es gehöre zum Tagesgeschäft des Berufs, sich immer
wieder die Gefahren bewusst zu machen, die in Einflussnahmeversuchen
steckten - nicht nur bei Einladungen zu Pressereisen. "Auch wenn die
Methoden von Politik und Wirtschaft sauber sind, entbindet uns das
nicht von der Frage nach den Interessen im Hintergrund", so Janßen.
"Ich sehe in Pressereisen keinen Sündenfall, solange nicht die
Erwartung einer unlauteren Gegenleistung damit verknüpft ist." Einen
Katalog legitimer und illegitimer Anlässe für Pressereisen will
Janßen nicht aufstellen, betont aber: "Luxuriöse Sonderbehandlungen,
die wir zum Beispiel Politikern nicht durchgehen lassen würden,
sollten wir auch uns nicht erlauben."

"Journalisten haben es letztlich selbst in der Hand", sagt der
Vorsitzende des Deutschen Rats für Public Relations (DRPR) Günter
Bentele. "Schließlich können sie auch über kritische Aspekte der
Reise berichten. Es besteht eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen
Journalisten und den Anbietern von Pressereisen." Als
Kommunikationsinstrument sind Pressereisen laut Bentele kaum zu
ersetzen: In zehn oder 20 Jahren wird es sie immer noch geben." Auf
die Frage, welche Anlässe die Einladung und Teilnahme von
Journalisten legitimieren, sagt er: "Es gibt 100, 1000 verschiedene
Anlässe. Aber sie müssen relevant sein, die Veranstalter haben ja
auch höhere Kosten für Personal und Veranstaltung zu tragen. Man hat
durch Pressereisen die Möglichkeiten, Dinge direkter und
unmittelbarer darzustellen."

Michael Kalthoff-Mahnke, Geschäftsführer der Deutschen Public
Relations Gesellschaft (DPRG), hält Pressereisen nach wie vor für ein
probates Kommunikationsinstrument: "Sie geben die Gelegenheit,
jenseits des Alltagsstresses ins Gespräch zu kommen." Ein klares
"Nein" kommt von dem DPRG-Geschäftsführer auf die Frage, ob sich
Journalisten durch die Umstände von Pressereisen, etwa eine
Kostenübernahme, zu positiver Berichterstattung im Sinne des
Veranstalters veranlasst sehen könnten.

Der Präsident des Bundesverbands deutscher Pressesprecher (BdP)
Uwe Dolderer argumentiert: "Pressereisen dienen lediglich dazu, den
Journalisten Informationen anschaulich darzubieten. Was sie mit
diesen Informationen anfangen, ob und auf welche Weise sie weiter
verarbeitet werden, liegt allein im Ermessen der Journalisten. Die
Gefahr von Manipulationen oder Manipulationsversuchen ist latent
gegeben, das liegt in der Natur der Sache. In solchen Fällen sind
jedoch zwei Akteure beteiligt - der eine manipuliert, der andere
lässt sich manipulieren." Pressereisen können aus Dolderers Sicht
"dann sinnvoll und völlig legitim eingesetzt werden, wenn es um die
Darstellung von Sachverhalten geht, die sehr komplex sind oder
entfernt liegen".

Mehr zum Thema Pressereisen lesen Sie in der nächsten Ausgabe des
prmagazins, die am 3. Dezember 2012 erscheint.

Ab sofort können Sie das Thema Pressereisen auch auf unserer
Website diskutieren: http://www.prmagazin.de/aktuell/meldungen/detail
s/ein-skandal-der-keiner-ist.html



Pressekontakt:
Thomas Rommerskirchen
Chefredakteur
prmagazin
Tel. 02228/931-143
roki@rommerskirchen.com


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