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Glaubenspräfekt Müller: Keine Gespräche mehr mit Piusbruderschaft

Geschrieben am 04-10-2012

Hamburg (ots) - Unmittelbar vor dem 50. Jahrestag des Zweiten
Vatikanischen Konzils hat der neue Präfekt der Glaubenskongregation,
Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, die traditionalistische
Piusbruderschaft für nicht verhandlungswürdig erklärt. Wörtlich sagte
er: "Diese Bruderschaft ist für uns kein Verhandlungspartner, weil es
über den Glauben keine Verhandlungen gibt." Erzbischof Müller äußerte
dies exklusiv im Interview mit dem Radiosender NDR Kultur.

In den Aufgabenbereich des Glaubenspräfekten fällt auch die Frage
einer möglichen Eingliederung der traditionalistischen
Piusbruderschaft in die katholische Kirche. Die Bruderschaft lehnt
wichtige Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, u. a. zur
Religionsfreiheit und den Menschenrechten. Der Vatikan hat die
Piusbruderschaft aufgefordert, diese Beschlüsse zu akzeptieren, wenn
die Bruderschaft wieder ein Teil der Kirche werden will. Mit Blick
auf eine mögliche Wiederaufnahme der Traditionalisten, sagte
Erzbischof Müller: "In einem pastoralen Sinn ist die Tür immer
offen".

Der Glaubenspräfekt stellte im Gespräch mit NDR Kultur aber klar:
"Es gibt keine Ermäßigungen was den katholischen Glauben angeht,
gerade wie er auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil gültig formuliert
worden ist. Das Zweite Vatikanische Konzil steht nicht im Gegensatz
zur gesamtkirchlichen Tradition, allenfalls im Gegensatz zu mancher
falschen Interpretation des katholischen Glaubens." Erzbischof Müller
sagte weiter: "Wir können den katholischen Glauben nicht den
Verhandlungen preisgeben. Da gibt es keine Kompromisse". Man werde in
der Glaubenskongregation in Einheit mit dem Papst nun das weitere
Vorgehen beschließen. Den Piusbrüdern läge die Erklärung vor, die sie
zu akzeptieren hätten, betonte Müller. "Ich glaube, es gibt jetzt
keine neuen Gespräche mehr", sagte der Glaubenspräfekt.

Erzbischof Müller äußerte sich auch zum Missbrauchsskandal und zur
Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt durch katholische
Geistliche. Er halte es aus theologischen Erwägungen nicht für
richtig, dass die Kirche sich zur Täterin erkläre und die Täter
dadurch entlaste. Niemand habe den Tätern irgendwie die Möglichkeit
eingeräumt, die Vertrauensstellung, die ihnen zu Recht zukomme, in
der schlimmen Weise zu missbrauchen: "Die Behauptung, dass diese
Untaten im System Kirche liegen, muss ich als ein schweres Unrecht
zurückweisen", so Müller.

Zur Gewalt im Namen der Religion rund um den Globus sagte Müller,
es sei ein Widerspruch in sich, Gewalt im Namen Gottes auszuüben. Die
Autoritäten auch in islamischen Ländern müssten deutlich machen, dass
niemand berechtigt sei, im Namen Allahs anderen Menschen Unrecht zu
tun. "Wir müssen uns auch gegen die Politisierung von Religionen
überall wehren, denn gerade der christliche Glaube steht für Toleranz
und ein friedliches Miteinander mit Menschen anderer Kulturen", sagte
der Erzbischof. Dies sei nur möglich, wenn man die Gewissensfreiheit
anderer Menschen respektiere, ohne den eigenen Glauben zu
relativieren.

Mit Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017
erklärte der Präfekt der Glaubenskongregation, das Ereignis solle
historisch richtig eingeordnet werden. Es sei eine Gelegenheit sich
des ökumenischen Prozesses zu vergewissern und dies als Impuls zu
nehmen, dass auch der Weg zur größeren Einheit der Kirche bewusst
angestrebt werde, mit dem Ziel der sichtbaren Einheit aller Christen
in der einen Kirche. Zu einer von der Lutherbotschafterin der EKD,
Margot Käßmann, vorgeschlagenen Versöhnungsgeste zwischen Katholiken
und Protestanten sagte Müller, diese Versöhnung habe man praktisch
schon seit langer Zeit vollzogen, durch den ganzen ökumenischen
Prozess. Man habe bereits vieles gemeinsam und stehe nicht am Anfang.
"Wir müssen jetzt dieses Datum nicht so magisch betrachten", erklärte
Müller.

Das Interview mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller führte Florian
Breitmeier. Es ist zu hören in der Sendung "Das Gespräch" am
Sonnabend, 6. Oktober, ab 18.00 Uhr auf NDR Kultur.

Ein Foto finden Sie unter ARD-Foto.de

4. Oktober 2012 / RC



Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
NDR Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2302
Fax: 040 / 4156 - 2199
http://www.ndr.de


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