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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Demenz

Geschrieben am 20-09-2012

Bielefeld (ots) - Demente Menschen hat es immer gegeben. Den
Weltalzheimertag gibt es erst seit 1994. Kein Zufall. Denn noch immer
ist das Sprechen über Alzheimer mit Tabus behaftet, obwohl sich die
Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln wird. Es
ist etwas anderes, ob ein Mensch ein körperliches Gebrechen hat, oder
ob - und nichts anderes ist Alzheimer - seine ganze Persönlichkeit
verschwindet. Wenn Vater oder Mutter zwar noch da sind, sie uns und
dadurch wir sie aber nicht mehr wiedererkennen. Wenn sie sich Stück
für Stück aus unserer Welt in eine eigene zurückziehen, in der sie
zwischen gestern und heute, Tag und Nacht, bekannten und unbekannten
Menschen nicht mehr unterscheiden können. Wie damit umgehen? Früher
waren es halt die Schrullen der tüddeligen Alten, Symptome, mit denen
vor allem Angehörige hilflos alleine gelassen wurden. Dabei sind sie
es, die die größte Last tragen. Wenn der geliebte Mensch die
Zuwendung nicht mehr spürt, ja ablehnend oder aggressiv reagiert, ist
das bitter. Deshalb ist es notwendig, pflegende Angehörige auf ihre
Aufgabe vorzubereiten. Die gestern angekündigte »Allianz für Menschen
mit Demenz« von Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministerium ist
vielleicht ein richtiger Schritt. Sie wollen Patienten und ihre
Familien unterstützen. Wie dies konkret geschehen soll, darüber
schweigt sich die Politik allerdings noch aus. Derlei Ankündigungen
anlässlich eines medienwirksamen Thementages sollte man nicht
überbewerten. Aber auch ein Netzwerk »Menschen mit Demenz im
Krankenhaus NRW« aus Vertretern von Kliniken, Ärztekammer und dem
Paritätischen Wohlfahrtsverband mit gleichen Zielen hat sich auf den
Weg gemacht. All dies ist Beleg für ein Umdenken. Das hat sich in der
Pflege bereits durchgesetzt. Der Ansatz der sogenannten Validation
ist weit verbreitet. Die von der US-amerikanischen Sozialarbeiterin
Naomi Feil entwickelte Methode beinhaltet das Eingehen auf die
Befindlichkeiten und Äußerungen altersverwirrter Menschen - seien
diese auch fern der Realität. »Wertschätzen statt widersprechen«
lautet das Motto. So werden Alzheimer-Patienten in ihrer eigenen Welt
wieder ernst genommen. Auf medizinischer Seite gibt es ebenfalls
Fortschritte. Der Göttinger Molekularpsychologe Thomas Bayer hält es
für möglich, dass in wenigen Jahren ein Impfstoff gegen das Absterben
von Nervenzellen im Gehirn auf den Markt kommen könnte. Die
Forschungen seien viel versprechend. Vor allem aber ist Demenz eine
ethische Herausforderung gewaltigen Ausmaßes. Der intensive und lange
Pflegeaufwand macht Alzheimer zu einer der teuersten Krankheiten
überhaupt. Dem müssen sich die Gesellschaft und jeder einzelne
stellen. Denn eines Tages kann es jeden treffen. Also: Alzheimer darf
kein Tabuthema mehr sein, reden wir darüber!



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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