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BERLINER MORGENPOST: Nicht der elegante Weg /Leitartikel von Hajo Schumacher

Geschrieben am 12-09-2012

Berlin (ots) - Wie bearbeitet die klassische deutsche First
Ladyein öffentliches Geraune? Über Johannes Rau war Bösartiges im
Umlauf. Christina Rau hat weise geschwiegen. Oder Eva Julia Köhler.
Sie hätte abrechnen können mit Kanzlerin und Medien. Würdevolle Ruhe.
Und wie hätte eine Dame von Welt pikanteGerüchte mit Stil gekontert?
Sie hätte beiläufig erwähnt, dass ihre eine Hure mit Herz allemal
lieber sei als eine höhere Tochter voller Niedertracht. Bettina Wulff
hat keinen eleganten Weg gewählt. Siebestätigt den Verdacht von
einst, dass es Menschen gibt, die ein Amt darstellen und andere, die
es ausfüllen. Natürlich bleibt es ihr gutes Recht, Erinnerungen zu
veröffentlichen. Es hätte ein kluges Werk werden können über die
Einsamkeit da oben, über Ränke der Macht, über das miese Treibenvon
digitalen Psychopathen. Dazu hätte es wohl etwas Nachdenkzeit
gebraucht, vielleicht nicht ausgerechnet eine Co-Autorin,die das
emotionale Werk "Kinder sind unser Leben" der Maschmeyer-Gefährtin
Veronika Ferres zu Papier brachte, womöglich eine ruhigere
Bücherschmiede.Keine Frage, die Kollegen vom Riva-Verlagsind sie
Stars der Bücherbranche, sie donnern ihre Werke in die Welt, zuletzt
den öffentlichen Alzheimer des früheren Schalke-Managers Rudi
Assauer, während andere Verlage noch artig um Besprechnungen im
Feuilleton kämpfen. Die juristischen Händel mit dem Internet-Giganten
Google darf man ebenso zum Marketing-Feuerwerk rechnen wie den
Konflikt mit Günther Jauch, den sich die Deutschen mal zum
Bundespräsidenten wünschten. Boulevard und TV treiben die Besteller
für einen schnelldrehenden Markt, der Bücher wie Wegwerfartikel
frisst. Wichtigste Marketing-Bedingung, für Assauer wie Wulff:
zitableSüffigkeiten. "Ich habe nie als Escort-Lady gearbeitet" ist
gut, denn nun ist eine Peinlichkeit wieder publik, die schon damals
vor allem Diskretion verdient gehabt hätte. Der kalkulierte Krawall
passen zum Überlauten, das die Wulffs stets umgab: Deutschlands
schillerndster Selfmademan Maschmeyer, Deutschlands schillerndster
Party-Veranstalter Schmidt, Deutschlands schillerndster Filmproduzent
Groenewold und nun eben Deutschlands schillerndster Verlag mit
Deutschlands schillerndster Nicht-Escortlady. Als Freund mittelguten
Entertainments könnte man Sympathie hegen für die Wulff-Show, so wie
man die Geissens für ihre Eindeutigkeit schätzt. Leider vergeben
Autorin und ihr vermutlich korrekturlesender Gatte die Chance auf
einen moralischen Pluspunkt. Denn die Wulffs werfen eben jene Sorte
Stinkbomben zurück, von denen sie sich selbst getroffen fühlten. So
wird im Buch geraunt,dass allerlei Indiskretionen aus der
niedersächsischen CDU stammten. Gegen das Verbreiten eben jener Sorte
Fiesheiten hat sich Frau Wulff juristisch völlig zu Recht gewehrt.
Ein paar Namen und Belege hätten genügt, um einen Skandal auszulösen,
der dieses Etikett endlich mal wieder verdient.Mit anonymen
Andeutungen aber bleiben die Wulffs sich und ihrem Mikrokosmos auf
gespenstische Weise treu.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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