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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Konzert für Luciano Pavarotti.: "Ein U für ein E"

Geschrieben am 05-09-2012

Regensburg (ots) - Vor fünf Jahren verstummte eine
Jahrhundertstimme. Das war nicht jene, die zuletzt brüchig war und
sich längst nicht mehr zum hohen C hinaufschwingen konnte. Es war die
Stimme, die seit den 70er Jahren mit unvergleichlichem Schmelz die
großen Partien der italienischen Oper zelebrierte. Doch der imposante
Bühnen-Tenor Pavarotti ist kaum noch in Erinnerung. Ins Gedächtnis
eingebrannt hat sich der Popstar, der immer und immer wieder
"Funiculi, Funicula" und Ohrwurmarien wie "Nessun dorma" oder "Da
quella Pira" schmetterte. Im Gedächtnis haftet der bärig-bärtige
Showman, der mit Domingo und Carreras vor Millionen Zuschauern
Klassik als Massenevent inszenierte und Verdi und Puccini in die
Charts katapultierte. Pavarotti setzte in den 80er Jahren den Trend
"Klassik macht Kasse", der heute am Fließband auf Coolness und sexy
Posen getrimmte Jungstars hervorbringt. Man muss kein Kultursnob
sein, um das zu bedauern. Denn häufig brennen die hochgehypten
Talente lange vor der Zeit aus, werden Opfer ihres PR-betriebenen
Promistatus, der einem langsamen Reifen keine Zeit mehr lässt.
Pavarottis Erbe ist zwiespältig. Er machte Klassik massentauglich -
aber auch beliebig. Sie wird allzu gerne als leicht bekömmlicher
Best-of-Brei konsumiert. Für den Eventcharakter reichen längst nicht
mehr drei, heute müssen es acht, zehn oder zwölf Tenöre sein. Doch
Masse ist nicht Klasse, da sollte man sich kein U für ein E vormachen
lassen. Autorin: Claudia Bockholt



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


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