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BERLINER MORGENPOST: "Made in Germany" auf Talfahrt / Leitartikel von Raik Hannemann

Geschrieben am 11-08-2012

Berlin (ots) - London hat in den vergangenen zwei Wochen grandiose
Sommerspiele erlebt mit allem, was den Sport so anziehend macht:
spannende Wettkämpfe mit leistungsstarken Athleten, überzeugende
Organisation und dabei ein fachkundiges Publikum, dessen
Begeisterungsfähigkeit britische Tradition fortsetzt. Einzig das
Kampfrichterwesen scheint mit der selbst in Randsportarten ständig
steigenden Professionalisierung nicht immer Schritt halten zu können,
für ein Sportfest dieser Dimension leisteten sich Regelhüter einfach
zu viele Patzer. Trotz schwachen Starts bringen deutsche
Olympiateilnehmer am Ende sogar mehr Edelmetall heim als vor vier
Jahren aus Peking, der deutsche Goldkurs sank allerdings weiter - von
16 Siegerplaketten auf bislang zehn. "Wir sind stolz auf die
Mannschaft", zieht der Präsident des Deutschen Olympischen
Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, allerdings ein positiveres Fazit als
angebracht. Denn was haften bleiben wird von diesen Spielen, ist
nicht der Stopp des rapiden deutschen Abwärtstrends seit der
Wiedervereinigung, sondern Probleme, die Bach nun dringend angehen
sollte. Das Kommunikationsdesaster um die gerichtlich erzwungene
Veröffentlichung der Zielvereinbarungen des DOSB mit seinen
Sportfachverbänden mag schnell verhallen, zumal die realitätsfremden
Medaillenziele darin nicht überbewertet werden sollten. Es steht
allerdings für ein Problem, das viele Sportler mit ihren
Unmutsbekundungen dauerhafter auf die Tagesordnung hieven. Es fehlt
zweifellos an Transparenz und der nötigen Diskussionskultur im und
vor allem auch über den Sport und seine gesellschaftliche Rolle. Der
Mangel an Transparenz über sämtliche Fördermaßnahmen erschwert nicht
nur die Effektivitätsbewertung der Arbeit der Sportfunktionäre, dass
die von Föderalismus gehemmte Sportförderung insgesamt überarbeitet
gehört, ist aber unstrittig. Einhergehen muss aber der Diskurs, was
die Gesellschaft eigentlich erwartet - und was ihr der Sport auch
wert ist. Es sind politische Bekenntnisse abzufordern, was die
Vorbildfunktion der Athleten in puncto Leistungsbereitschaft kosten
darf. Wer die in der Wirtschaft erfolgreiche Marke "Made in Germany"
nicht beschädigen will, darf im Medaillenspiegel bei Olympia ja auch
künftig nicht zwischen Kasachstan und Äthiopien stehen. Zumal die
Mehrheitsmeinung der Bevölkerung empirisch belegt ist, dass der Sport
für die Außendarstellung Deutschlands wichtiger ist als Kultur,
Wirtschaft oder Politik. Die Entwicklung eines moderneren
Leistungssport-Managements mit mehr Linienführung und Einigkeit in
der Umsetzung steht auch in Berlin an. Das Ziel von zehn obersten
Podestplätzen kann heute erfüllt werden, Robert Harting und die
Beachvolleyball-Helden Julius Brink/Jonas Reckermann haben sogar die
emotionalsten Goldmomente fabriziert. Doch das sollte nicht
hinwegtäuschen darüber, dass bei den optimalen Bedingungen am
Olympiastützpunkt mehr möglich sein sollte. Nicht nur bei den
Schwimmern, die für den Totalausfall dieser Spiele sorgten. Denn
eines hat London auch gezeigt: Der Wettbewerb wird immer härter.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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