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Schlechte Arbeitsbedingungen in der Paketbranche: Hermes-Versand räumt Fehler ein.

Geschrieben am 30-05-2012

Köln (ots) - Thomas Voigt, Sprecher der Otto-Group, zu der auch
der Paketversand Hermes gehört, sagte bei stern TV: "Es braucht
dringend eine Veränderung. In diesem System ist etwas nicht in
Ordnung." Gleichzeitig kündigte er Verbesserungen für die Paketfahrer
an: "Wir sind bei Hermes grundlegend dabei, das ganze System
umzubauen. Wir werden die Bezahlung pro Paket abschaffen und einen
Stundenlohn einführen."

Damit reagierte er auf einen stern TV Bericht über die Praktiken
der Branche. Der Enthüllungsjournalist Günther Wallraff hat in seinem
jüngsten Undercover-Projekt bei einem Subunternehmer des
Kurierdienstes GLS als Paketbote gearbeitet. Sein Fazit: "In der
Branche herrscht ein Sklaventum, das ohne Antreiber funktioniert. Die
Sklaventreiber sind die Scanner und die Zahl der Stopps."

Das hat auch Florian Alteneder bei stern TV berichtet Er war
selbständiger Fahrer bei dem Hermes-Paketdienst, einem
Tochterunternehmen der Otto Group.

Bezahlt wurde er pro Stück. Für ein Paket bekam er 1,05 Euro. In
schlechten Zeiten waren es 45 Pakete am Tag, in guten 170.
Sozialabgaben, Benzin, KFZ-Versicherung, das Auto und die Reparaturen
musste er davon selber bezahlen. Unter dem Strich blieben für ihn
meist nicht viel mehr als 1000 Euro übrig. Dafür hatte er dann sechs
Tage die Woche bis zu zwölf Stunden am Tag ohne richtige Pause
gearbeitet.

Günter Wallraff war eine Zeit lang auch so ein überarbeiteter
Paketfahrer für einen Subunternehmer von GLS: Morgens um fünf begann
sein Tag mit dem Sortieren und Einladen der Sendungen, abends endete
er selten vor 19 Uhr.

Günter Wallraff gewann das Vertrauen der Fahrer und erfuhr, wie an
diesen Arbeitsbedingungen Familien zerbrechen. Er traf junge Männer,
die sich nur noch mit Medikamenten über den Tag retten.

Viele Paketauslieferer arbeiten unter sittenwidrigen Bedingungen:
Berichte der Betroffenen und wissenschaftliche Studien gehen von
Regelarbeitszeiten zwischen 12 - 15 Stunden täglich aus. Bei einem
Monatslohn zwischen 1200 und 1500 Euro netto ergeben sich damit
Stundenlöhne von unter 5 Euro.

Um sich nicht verantworten zu müssen, beauftragen manche Konzerne
-so auch GLS - Subunternehmer, die offiziell als Arbeitgeber der
Fahrer agieren. Meist fahren die Subunternehmer auch selber Pakete
aus.

Für Günter Wallraff ist sind die aktuellen Arbeitsbedingungen
menschenverachtend. Erstmals sei er in ein System eingetaucht, in dem
auch Unternehmer "zu den armen Schweinen gehören" - nämlich die
Subunternehmer als Zwischeninstanz zwischen den Paketdiensten und den
Fahrern.

Wallraff macht seit Jahrzehnten immer wieder Schlagzeilen mit
seinen Undercover-Recherchen. Der Journalist schlüpft in fremde
Rollen, um unerkannt in Betrieben zu recherchieren - zum Beispiel als
Reporter "Hans Esser" bei der Bildzeitung Hannover in den 70 Jahren.
Später arbeitete er zwei Jahre als Türke "Ali" unter anderem beim
Thyssenkonzern.



Pressekontakt:
Rückfragen: 0221 - 95 15 99 - 0


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