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Wie kam der Westfälische Frieden zustande?

Geschrieben am 21-12-2011

Bonn (ots) - Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hatte
verheerende Folgen für die Bevölkerung. Der Konflikt um die
Vorherrschaft in Europa und die Religion endete mit dem fünf Jahre
dauernden Westfälischen Friedenskongress. Mehr als ein halbes
Jahrhundert lang erschloss die "Vereinigung zur Erforschung der
Neueren Geschichte" e.V. in Bonn die über ganz Europa verstreuten
Dokumente und ermöglichte damit einzigartige Einblicke in die
Vorbereitung des Westfälischen Friedens. Ende des Jahres läuft die
Förderung für dieses Langzeitprojekt aus. Die beteiligten Historiker
wollen die Friedensforschung nun in allgemeiner Form weiterführen.

Vor dem Friedensschluss tagten Hunderte Gesandte der
Kriegsparteien fünf Jahre lang in Münster und Osnabrück. "Einen
solchen Kongress hatte es in der Neuzeit zuvor nicht gegeben", sagt
Dr. Dr. Guido Braun vom Institut für Geschichtswissenschaft der
Universität Bonn. "Der Westfälische Kongress ist ein Lehrstück für
Friedensverhandlungen." Seit 1957 werden die über ganz Europa
verstreuten Dokumente zum Westfälischen Friedenskongress von der
"Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte" e.V. in der
Arbeitsstelle der Universität Bonn an der Argelanderstraße 59
gesammelt und aufbereitet.

54 Jahre erfolgreiche Forschung zu den "Acta Pacis Westphalicae"

Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und Künste
förderte ab Ende der 1970er Jahre das Projekt zur "Acta Pacis
Westphalicae", das Ende 2011 nach 54 Jahren erfolgreicher Forschung
ausläuft. Professor Dr. Dr. h.c. Konrad Repgen hat das Vorhaben
konzipiert und bis Ende 2002 als Herausgeber betreut. Anfang 2003
übernahm Professor Dr. Maximilian Lanzinner die Leitung der
Arbeitsstelle. "Dieses wichtige Langzeitprojekt zur Erschließung der
Akten hat der Fachwelt überhaupt erst den Zugang zu den Quellen
ermöglicht", sagt Professor Lanzinner. "Die Wissenschaft wird noch
lange von den Ergebnissen profitieren."

Die 41 beteiligten Historiker trugen auf ihren Archivreisen im In-
und Ausland Material aus insgesamt 157 Bibliotheken und Archiven in
ganz Europa zusammen und prüften die Dokumente. 1962 erschien der
erste Band der "Acta Pacis Westphalicae", einer kritischen Edition zu
den Akten des Westfälischen Friedenskongresses. Inzwischen liegen 45
Bände mit fast 32.000 Seiten vor. "Die Originalüberlieferungen der
Quellentexte sind nun in den Bänden nachzulesen und durch
detaillierte Kommentare erschlossen", sagt Dr. Maria-Elisabeth
Brunert, Geschäftsführerin der Arbeitsstelle der "Vereinigung zur
Erforschung der Neueren Geschichte".

Berittene Boten waren mit den Depeschen monatelang unterwegs

Die Dokumente geben Einblicke, warum sich die
Friedensverhandlungen über fünf Jahren hinzogen. "Für die damaligen
Verhältnisse war das nicht so ungewöhnlich", stellt Dr. Braun fest,
der im Rahmen seiner Promotion selbst zwei Bände der Editionsausgabe
bearbeitete. "Es mussten erst Verfahrensformen und diplomatische
Instrumente für die Konferenzen erarbeitet werden." Ein weiterer
Grund waren die damaligen Kommunikationsmittel. Die Gesandten standen
mittels berittener Boten mit ihren Herrschern in Kontakt. "Ein Brief
zum spanischen König hin und zurück brauchte inklusive Beratungen
etwa zwei bis drei Monate", berichtet der Historiker. Außerdem
klagten die Gesandten über schlechte Unterkünfte und widrige Umstände
in den auf einen solchen Verhandlungsmarathon zunächst nicht
vorbereiteten Städten. Münster hatte damals nur etwa 10.500
Einwohner, Osnabrück deutlich weniger.

Durch die Erschließung der Dokumente zum Westfälischen Frieden hat
sich das Bild der Historiker vom Kongress gewandelt. "Im Gegensatz zu
früheren Meinungen zeigte sich, dass die Delegierten trotz der Länge
des Kongresses sehr rasch und zielgerichtet verhandelten", berichtet
Professor Lanzinner. Auch die Mär von der Ohnmacht des Reiches
bestätigte sich nach Durchsicht der Akten nicht - gleichberechtigte
Partner verhandelten auf Augenhöhe. "Das jahrelange Ringen um Frieden
lohnte sich: Das Ergebnis des Kongresses sorgte immerhin rund 150
Jahre für stabile politische Verhältnisse in Europa", sagt der
Historiker.

Die Akten werden nun digitalisiert

Bis Ende 2012 sollen die Akten der Edition mithilfe der Förderung
durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Kooperation mit der
Bayerischen Staatsbibliothek vollständig digitalisiert werden. "Die
Nutzung dieses Fundus wird dann noch einfacher, weil die
Volltextsuche möglich ist", sagt Dr. Brunert. "Mit einem einzigen
Mausklick kann man dann zum Beispiel sehen, welche Akten zu einem
bestimmten Tag vorliegen - unser Geschichtsbild wird dadurch noch
umfassender." Der Westfälische Friedenskongress ist auch ein guter
Ansatz, um aus der Geschichte für die Gegenwart zu lernen.
"Allerdings lassen sich die Verhältnisse aus dem 17. Jahrhundert
nicht so einfach auf moderne Kriege übertragen", sagt Professor
Lanzinner.

Bislang förderte die Union der deutschen Akademien der
Wissenschaften das Projekt im Schnitt mit rund 350.000 Euro jährlich.
Ende 2011 läuft diese Förderung aus. Die "Vereinigung zur Erforschung
der Neueren Geschichte" e.V. beschloss ihre Auflösung. "Wir haben
einen Grundstock geliefert, es gibt aber noch viel zu tun", sagt
Professor Lanzinner. "Wir suchen nun nach Wegen, dieses erfolgreiche
Projekt im Sinn einer allgemeinen historischen Friedensforschung zum
15. bis 19. Jahrhundert weiterzuführen", sagt der Bonner Historiker.

Ein Foto zu dieser Pressemitteilung finden Sie unter:
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/357-2011



Pressekontakt:
Prof. Dr. Maximilian Lanzinner
Institut für Geschichtswissenschaft
Tel.: 0228/735177
E-Mail: maximilian.lanzinner@uni-bonn.de

Dr. Dr. Guido Braun
Institut für Geschichtswissenschaft
Tel. 0228/735178
E-Mail: gbraun@uni-bonn.de

Dr. Maria-Elisabeth Brunert
Arbeitsstelle der Vereinigung zur
Erforschung der Neueren Geschichte
Tel.: 0228/2426038
E-Mail: apw@uni-bonn.de


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