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Europäische Finanzpolitik: Kritik am Krisenmanagement überwiegt

Geschrieben am 08-12-2011

Nürnberg (ots) - Trotz Krise sind die privaten Finanzentscheider
in Europa von ihrer Währung überzeugt. Die Mehrheit glaubt an den
Fortbestand des Euro. Lediglich in den Krisenländern Portugal und
Griechenland bröckelt diese Zuversicht. Das ergab eine internationale
Zusatzstudie in 10 europäischen Ländern im Rahmen des
GfK-Investmentbarometers, das der GfK Verein regelmäßig in
Zusammenarbeit mit dem Wall Street Journal Europe durchführt. Die
privaten Finanzentscheider beurteilen den Umgang ihrer Regierungen
mit der Finanzkrise allerdings durchaus kritisch. Nur eine Minderheit
bezeichnet das Krisenmanagement als gut oder sehr gut.

Eine positive Einstellung zum Euro zeichnet sich vor allem bei den
männlichen Befragten ab. Sie wollen tendenziell den Euro als
Gemeinschaftswährung erhalten. Bildung spielt ebenfalls eine Rolle:
Die Euro-Befürworter haben häufig einen höheren Bildungsabschluss.
Auch in den Ländern, in denen eine Einführung möglich ist (Polen,
Schweden und Großbritannien), zeigen sich die besser Gebildeten
aufgeschlossener für den Euro als mögliche Währung in ihrem Land.
Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK Vereins, fasst die
Ergebnisse wie folgt zusammen: "Der Euro ist für die privaten
Finanzentscheider in Europa wie eine Gewohnheit: Wer ihn hat, will
ihn nicht mehr missen, wer ihn nicht hat, will ihn auch nicht haben.
In allen Ländern wünschen sich die privaten Anleger von ihrer
Regierung ein besseres Krisenhandling, sie sind aber trotzdem
zuversichtlich, dass es auch noch in 10 Jahren den Euro geben wird.
Dabei gibt es jedoch Muster: Die Krisenländer Griechenland, Portugal
und Spanien sind mit ihren Regierungen unzufriedener als Länder mit
Top-Ratings wie Deutschland, Frankreich oder die Niederlande.
Trotzdem glauben auch die Spanier und die Italiener mit großer
Mehrheit, dass sie auch in 10 Jahren noch mit dem Euro bezahlen
werden. Nur in Griechenland und Portugal ist diese Zuversicht auf
unter 60 Prozent gerutscht."

Euro-Länder:

GRIECHENLAND

Wie zu erwarten war, ist in Griechenland der Anteil der privaten
Finanzentscheider, die der eigenen Regierung schlechte Noten bei der
Handhabe der Finanzkrise geben, besonders hoch: 79 Prozent halten das
Vorgehen der politischen Spitze für schlecht oder sehr schlecht, 58
Prozent sogar für sehr schlecht. Das ist der höchste Wert in den 10
Ländern. In der aktuellen Befragung ist Griechenland neben Portugal
eines der Länder der Euro-Zone, in denen der Glaube an den
Fortbestand des Euro zu bröckeln scheint: 44 Prozent gehen davon aus,
dass es den Euro in 10 Jahren nicht mehr als Währung im eigenen Land
geben wird. Unter den männlichen Befragten erhöht sich dieser Wert
sogar auf 49 Prozent. Am Euro festhalten möchte allerdings die
deutliche Mehrheit: 81 Prozent der Griechen - und damit mehr als in
jedem anderen befragten Land - wollen weiterhin den Euro behalten.

ITALIEN

Auch in Italien ist der Anteil der privaten Finanzentscheider, die
das Krisenmanagement der eigenen Regierung als schlecht oder sehr
schlecht bewerten, mit 75 Prozent sehr hoch: 32 Prozent geben die
Bewertung "schlecht" und 43 Prozent die Bewertung "sehr schlecht" ab.
Allerdings glauben die Italiener besonders fest an das Fortbestehen
des Euro in ihrem Land: 82 Prozent der privaten Anleger gehen davon
aus, dass es den Euro in 10 Jahren sicher oder wahrscheinlich noch
als Währung in ihrem Land geben wird. Dieser Wert ist der Spitzenwert
unter allen befragten Ländern. Bei den vermögenden Privatanlegern
sind dieser Ansicht sogar über 90 Prozent. Die Lira zurück möchten 31
Prozent, unter den finanziell besser Gestellten sind es lediglich 17
Prozent. 69 bzw. 83 Prozent wollen demnach den Euro als
Zahlungsmittel behalten.

SPANIEN

Auch im krisengeschüttelten Spanien bewerten die meisten
Privatanleger das Vorgehen ihrer Regierung im Rahmen der europäischen
Finanzkrise als unzureichend: 78 Prozent äußern sich negativ und nur
7 Prozent halten die Handhabung für gut oder sehr gut. Zurück zur
spanischen Peseta wollen trotzdem nur 40 Prozent, wobei auch hier
verstärkt Personen mit geringerem Einkommen und niedrigerer
Schulbildung diesen Wunsch äußern. Was die Zukunft des Euro in ihrem
Land betrifft, sind die Spanier aber dennoch positiv gestimmt: Rund
drei Viertel glauben, dass die europäische Gemeinschaftswährung auch
in 10 Jahren noch das spanische Zahlungsmittel sein wird.

PORTUGAL

In Portugal ist die Anzahl der privaten Finanzentscheider, die
ihrer Regierung beim Handling der Krise ein schlechtes Zeugnis
ausstellen, mit 64 Prozent deutlich niedriger als in den anderen
Krisenstaaten Griechenland, Italien und Spanien. Allerdings glauben
auch hier, wie in Griechenland, über 40 Prozent der Befragten, dass
der Euro in 10 Jahren in Portugal nicht mehr existieren wird, wobei
insbesondere ältere Menschen über 60 Jahre dieser Ansicht sind. Dass
der portugiesische Escudo den Euro wieder ersetzt, wünschen sich 38
Prozent der portugiesischen Privatanleger, wobei dieser Wert unter
den Befragten mit hoher Bildung und gutem Einkommen deutlich sinkt.
Die Mehrheit von 62 Prozent will also weiter mit Euros und Cents
bezahlen.

FRANKREICH

Über die Hälfte (56 Prozent) der privaten französischen
Finanzentscheider stellen ihrer Regierung ein schlechtes Zeugnis im
Umgang mit der europäischen Finanzkrise aus. Ebenso viele stehen dem
Euro aber positiv gegenüber: 58 Prozent möchten den Euro als Währung
behalten, 42 Prozent würden jedoch lieber zum Franc zurück kehren.
Dass die europäische Gemeinschaftswährung auch in 10 Jahren das
Zahlungsmittel in Frankreich sein wird, das glauben 67 Prozent der
Befragten. Unter den vermögenden Privatanlegern mit einem frei
verfügbaren Anlagevermögen von über 50.000 Euro bzw. einem
monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von über 2.500 Euro erhöht sich
dieser Wert auf 77 Prozent. Auch sind es verstärkt die Jüngeren unter
40 Jahren, die an die Zukunft des Euro in Frankreich glauben.

DEUTSCHLAND

Auch die deutschen privaten Finanzentscheider zeigen sich im
Ländervergleich durchaus kritisch: 63 Prozent geben der Regierung
Merkel im Umgang mit der Krise eine schlechte Bewertung. 66 Prozent
glauben zwar, dass es den Euro in 10 Jahren noch geben wird,
allerdings sind sich nur 15 Prozent absolut sicher. Wie auch in
Spanien und in Frankreich möchten rund 40 Prozent der Befragten die
alte Währung zurück - dieser Ansicht sind vor allem jene, die über
ein geringes Monatseinkommen und niedrigere Schuldbildung verfügen.

NIEDERLANDE

Die Niederländer beurteilen ihre Regierung positiver: Immerhin 22
Prozent der privaten Anleger befürworten die Art und Weise, wie die
niederländische Regierung mit der Eurokrise umgeht, 31 Prozent zeigen
sich unentschieden und 47 Prozent bemängeln die Situation. Dass es
den Euro als Währung in 10 Jahren im eigenen Land noch geben wird,
sagen 80 Prozent aller Befragten und 70 Prozent wollen auch künftig
beim Euro als Währung bleiben.

Länder, die nicht Teil der Euro-Zone sind:

Grundsätzlich ist die Anzahl derjenigen, die dem Krisenmanagement
indifferent gegenüber stehen, in den befragten Ländern, die keinen
Euro haben - Schweden, Polen, und UK - höher. Offensichtlich fühlt
man sich hier deutlich weniger von der Krise betroffen. Darüber
hinaus sind es auch diese Länder, die keine Einführung des Euro
wollen.

GROSSBRITANNIEN

44 Prozent der britischen Privatanleger sehen den Umgang ihrer
Regierung mit der Euro-Krise kritisch, 40 Prozent haben keine
eindeutige Meinung und 16 Prozent urteilen positiv. Dass der Euro
über die nächsten 10 Jahre Bestand haben wird, glauben dort nur 60
Prozent der privaten Finanzentscheider. Allerdings sind sich nur 9
Prozent sehr sicher. In keinem Land ist der Euro unter den
Privatanlegern so unbeliebt wie in Großbritannien: 97 Prozent, wollen
das britische Pfund behalten.

POLEN

Wenn es um die Beurteilung der eigenen Regierung bezüglich der
europäischen Finanzkrise geht, zeigen sich die polnischen privaten
Finanzentscheider - mit Ausnahme der Schweden - positiver als die
anderen Länder: Nur 38 Prozent geben der polnischen Führungsspitze
eine schlechte Note, der größte Teil, 42 Prozent, ist unentschieden.
84 Prozent wollen am Zloty festhalten und 68 Prozent denken, dass es
den Euro auch in 10 Jahren noch als Zahlungsmittel in der Euro-Zone
geben wird.

SCHWEDEN

In Schweden zeigt sich die Stimmung der Privatanleger insgesamt
deutlich positiver als in den anderen Ländern: Knapp die Hälfte gibt
der eigenen Regierung im Umgang mit der europäischen Finanzkrise gute
Bewertungen, unter den Vermögenden steigt dieser Wert sogar auf über
50 Prozent. Nur 14 Prozent aller Befragten äußern sich negativ und 39
Prozent sind unentschieden. Rund 70 Prozent glauben, dass es den Euro
in der Euro-Zone auch in 10 Jahren noch geben wird. Dass der Euro
Zahlungsmittel in Schweden wird, wollen allerdings auch hier nur sehr
wenige: gerade einmal 12 Prozent sind für eine Einführung der
Gemeinschaftswährung, knapp 90 Prozent wollen an der schwedischen
Krone festhalten.

Zur Studie

Seit 1999 liefert das GfK-Investmentbarometer Daten zum Verhalten
von Privatanlegern in Europa und den USA. Aus aktuellem Anlass wurde
in der diesjährigen Studie das Thema "Eurokrise" aufgenommen.
Untersucht wurde die Einschätzung zur Handhabung der Krise durch die
jeweilige Regierung und die Meinung der Anleger zum Euro und dessen
Zukunft. Dafür wurden im Oktober und November 2011 in den Ländern
Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien,
Niederlande, Polen, Portugal, Schweden und Spanien insgesamt 8.905
private Finanzentscheider über 14 Jahre befragt.

Zum GfK Verein

Der GfK Verein ist eine 1934 gegründete Non-Profit-Organisation
zur Förderung der Marktforschung. Er setzt sich aus rund 600
Unternehmen und Einzelpersonen zusammen. Zweck des Vereins ist es,
innovative Forschungsmethoden in enger Zusammenarbeit mit
wissenschaftlichen Institutionen zu entwickeln, die Aus- und
Weiterbildung von Marktforschern zu fördern und die für den privaten
Konsum grundlegenden Strukturen und Entwicklungen in Gesellschaft,
Wirtschaft und Politik zu verfolgen sowie deren Auswirkungen auf die
Verbraucher zu erforschen. Die Studienergebnisse werden den
Mitgliedern des Vereins kostenlos zur Verfügung gestellt. Der GfK
Verein ist Gesellschafter der GfK SE.

Weitere Informationen unter www.gfk-verein.org. Twitter:
www.twitter.com/GfK_Verein; facebook: GfK Verein



Pressekontakt:
GfK Verein
Sandra Lades
Tel. +49 911 395-3606
E-Mail: sandra.lades@gfk-verein.org


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