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Spielzeugbranche lässt nötige Sorgfalt vermissen

Geschrieben am 30-11-2011

Heidelberg/Aachen (ots) - Spielzeughersteller und Handel werden
nach einer aktuellen Firmenumfrage der Aktion fair spielt ihrer
Verantwortung für die Beachtung der Menschenrechte in den
Spielzeugfabriken ihrer fernöstlichen Lieferanten nicht gerecht: Die
große Mehrheit der Firmen bleibt untätig und schweigt. Der ICTI
CARE-Prozess, das vom Weltverband der Branche initiierte Programm für
ethische Spielwarenproduktion, erweist sich weitgehend als
Papiertiger.

Fast ein Drittel seines Jahresumsatzes erzielt der deutsche
Spielwarenhandel in den letzten beiden Monaten des Jahres. Dass das
Spielzeuggeschäft ein Saisongeschäft ist, bekommen auch die Arbeiter
in den chinesischen Spielzeugfabriken zu spüren, wenn die Produktion
für das Weihnachtsgeschäft auf Hochtouren läuft. Oder wenn in letzter
Minute und großer Stückzahl ein Produkt geordert wird, das sich nach
Meinung der Auftraggeber als Kassenschlager erweisen wird.
Arbeitszeiten von 14 Stunden pro Tag und über 70 Stunden pro Woche
sind dann keine Seltenheit.

"Diese extremen Arbeitszeiten widersprechen nicht nur dem
chinesischen Arbeitsrecht, sondern führen außerdem zu einer Vielzahl
vermeidbarer Unfälle, gegen die die Arbeitgeber ihre Beschäftigten
oft nicht einmal ausreichend versichert haben. Es ist nicht
hinnehmbar, dass Zigtausende von Arbeiterinnen und Arbeitern in den
chinesischen Fabriken den Preis für die bunte Spielzeugwelt in
unseren Kinderzimmern mit ihrer Gesundheit zahlen!" so Josef Sayer,
Hauptgeschäftsführer von MISEREOR.

Sayer weist in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung der
Auftraggeber hin, wie sie auch in den "Leitprinzipien" der Vereinten
Nationen zu Wirtschaft und Menschenrechten festgehalten ist. Durch
ihre Einkaufspolitik - wie Preisgestaltung, Lieferfristen, Art und
Dauer der Lieferbeziehungen - hätten die Unternehmen erheblichen
Einfluss auf die Arbeitsbedingungen bei ihren Lieferanten - und damit
die Mittel, um Menschenrechtsverstößen vorzubeugen. Dieser
Verantwortung würden nur wenige gerecht.

Kein Spielzeughersteller oder -händler legt nach Kenntnis der
Aktion fair spielt seiner Geschäftstätigkeit ein Konzept
unternehmerischer Sorgfalt zur Gewährleistung der Menschenrechte bei
seinen Lieferanten zu Grunde. Und nur eine Minderheit beteiligt sich
am ICTI CARE-Prozess des Weltverbandes der Spielzeugindustrie: Von
116 Unternehmen, die in Fernost produzieren lassen, legten bei der
aktuellen Firmenumfrage der Aktion fair spielt lediglich 48 für
wenigstens einen ihrer Lieferanten einen Nachweis vor, dass die
Arbeitsbedingungen in dessen Betrieb den Regeln des Programms
entsprechen. 42 Unternehmen produzieren nur in Deutschland und der
Europäischen Union. Von 87 Firmen ist nicht bekannt, wo ihre Produkte
hergestellt werden.

Die Tauglichkeit des ICTI CARE-Prozesses wird von der Aktion fair
spielt allerdings zunehmend kritisch gesehen: Denn trotz jahrelanger
Forderungen der Aktion fair spielt sind die für den Prozess
Verantwortlichen nicht bereit, die Selbstverpflichtungen der
Markenfirmen zur Beachtung der geforderten Arbeitsstandards zu
überprüfen und über deren Umsetzung zu informieren. Die Verantwortung
wird einseitig auf die Lieferanten abgewälzt. Daneben bemängelt die
Aktion fair spielt, dass nur die direkten Lieferanten der
Markenfirmen kontrolliert werden, aber nicht deren Sublieferanten.
Insgesamt sei das zu wenig, um glaubwürdig die wirksame Durchsetzung
der Menschen- und Arbeitsrechte in den chinesischen Spielzeugfabriken
nachzuweisen.

Die Aktion fair spielt wird vom Bischöflichen Hilfswerk MISEREOR,
der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, der Katholischen
Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands, dem Nürnberger Bündnis Fair Toys
und der Werkstatt Ökonomie getragen. Sie setzt sich gemeinsam mit
Partnern in Asien und Europa für die Beachtung der Menschenrechte und
grundlegender Arbeitsstandards in den Lieferketten der
Spielzeugfirmen ein. Spielzeughersteller und -handel fordert die
Aktion fair spielt auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, die das
sicherstellen. In einer laufend aktualisierten Firmenübersicht
informiert die Aktion fair spielt auf ihrer Website darüber, welche
Unternehmen sich an dem Programm des Weltverbandes der
Spielzeugindustrie zur ethischen Produktion von Spielzeug beteiligen
und welche nicht.



Pressekontakt:
Uwe Kleinert, Koordinator der Aktion fair spielt,
Telefon (06221) 43336-11, uwe.kleinert@woek.de

Elisabeth Strohscheidt, Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR,
Telefon (0241) 442-577, elisabeth.strohscheidt@misereor.de

Weitere Informationen finden Sie unter www.fair-spielt.de,
die aktuelle Firmenübersicht der Aktion fair spielt unter
www.fair-spielt.de/firmenliste.


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