(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Alarmstufe Rot, Kommentar zur drohenden Ratingherabstufung Frankreichs von Gerhard Bläske

Geschrieben am 21-11-2011

Frankfurt (ots) - Die Schlinge um Frankreichs Hals wird immer
enger. Ein Verlust des Triple-A-Ratings ausgerechnet im Wahlkampf ist
nur noch eine Frage der Zeit. Der Zinsabstand zwischen deutschen und
französischen Staatsanleihen ist schon in der vergangenen Woche auf
mehr als 200 Basispunkte gestiegen.

Das hat die Ratingagentur Moody's jetzt veranlasst, den momentan
stabilen Ausblick für das Land zu überprüfen. Dies ist im Allgemeinen
die Vorstufe zu einer Herabstufung. Zwar hat Finanzminister François
Baroin Recht, wenn er sagt, der Zinssatz sei historisch gesehen noch
immer niedrig. Aber die Tendenz für Frankreich zeigt ganz klar nach
unten.

Die Moody's-Ankündigung ist für Präsident Nicolas Sarkozy ein
schwerer Schlag ins Kontor. Denn ursprünglich wollte sich die
Ratingagentur drei Monate Zeit lassen mit der Überprüfung. Doch die
Lage des Landes hat sich innerhalb weniger Monate dramatisch
verschärft. Die Refinanzierungskosten sind deutlich gestiegen, die
Wachstumsaussichten zusammengeschmolzen und die Schuldenkrise schlägt
immer stärker auch auf die Banken durch.

Alarmstufe Rot für Sarkozy, der der Entwicklung hinterherhechelt.
Die jüngst angekündigten Maßnahmen, mit denen die ohnehin
bescheidenen Defizitziele noch erreicht werden sollen, sind völlig
ungenügend. Schon muss die Regierung dementieren, ein drittes
"Sparprogramm" zu planen.

Fünf Monate vor den Wahlen droht dem Präsidenten ein Desaster. Er
hat auf der ganzen Linie versagt. Das großzügige Renten- und
Sozialsystem ist nach Ansicht von Moody's nicht mehr finanzierbar.
Die Steuer- und Abgabenlast ist im internationalen Vergleich enorm
hoch. Reformen etwa des rigiden Arbeitsmarktes sowie des
Sozialsystems unterblieben. Die teure 35-Stunden-Woche, die den
Wettbewerbsverlust der Wirtschaft beschleunigte, blieb unangetastet,
auf die Öffnung verschlossener Märkte wurde verzichtet. Defizit,
Schulden und Arbeitslosigkeit sind enorm.

Vor allem aber fehlt Sarkozy eine glaubhafte Strategie. Es gibt
keine Agenda, wie das Land, das unter dem Gewicht des Staates
erstickt, auf Kurs gebracht werden soll. Die drohende Herabstufung
des vorletzten Pfeilers der EU wäre nicht nur für Frankreich, sondern
für die Eurozone der Anfang vom Ende. Wird Frankreich herabgestuft,
erhöhen sich auch die Finanzierungskosten des Rettungsschirms EFSF
und bald könnte ganz Europa ins Rutschen kommen. Deutschland allein
kann Europa nicht retten.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

364731

weitere Artikel:
  • Neue OZ: Kommentar zu EU / Finanzkrise / Euro-Bonds Osnabrück (ots) - Schweigen ist Gold Europa schliddert immer tiefer in die Euro-Krise, und die Zuversicht schwindet, die Staats- und Regierungschefs könnten einen Ausweg aus der Misere finden. Es ist schon bitter, wie die Idee der Europäischen Union unter Schuldenbergen zu ersticken droht. Dass jetzt die EU-Kommission einmal mehr die Einführung gemeinschaftlicher Euro-Anleihen fordert, zeigt die Dimension der Dramatik. Obwohl die Bundesregierung gegen diese Pläne seit Monaten Sturm läuft, wird Brüssel trotz bereits beschlossener mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / VW / Winterkorn Osnabrück (ots) - Höhenflug Volkswagen im Höhenflug: Die inländischen Werke sind bis zur Halskrause ausgelastet. Einem der größten deutschen Konzerne geht es prächtig, vor allem dank der in Asien glänzenden Autokonjunktur. Fast 15 Prozent plus bei den Verkaufszahlen in China sprechen eine deutliche Sprache, und auch im wichtigen US-Markt gehen die Zahlen in die Höhe. Kein Wunder: Die Produkte sind in vielen Klassen Spitzenklasse, das wird weltweit honoriert. Aber Autos kaufen nur Kunden, deren wirtschaftliche Basis stimmt. mehr...

  • Das Erste, Dienstag, 22. November 2011, 5.30 - 9.00 Uhr Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7.35 Uhr und 8.10 Uhr, Michael Sommer, Bundesvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Berliner Frühstück mit Werner Sonne Pressekontakt: WDR Presse und Information, Kristina Bausch, Tel. 0221-220-7121 Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...

  • Rheinische Post: E.ON nennt Details zum Stellenabbau Düsseldorf (ots) - Der Energiekonzern E.ON hat am heutigen Dienstag an den Standorten München, Essen, Hannover und bei der in Düsseldorf sitzenden Handelstochter Energy Trading zu Betriebsversammlungen geladen, um die Mitarbeiter über den Stellenabbau zu informieren. Konzernbetriebsrats-Chef Hans Prüfer sagte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe): "Die Verunsicherung ist groß, die Belegschaft will endlich Klarheit." Die Gewerkschaften befürchten, dass die Standorte München und Hannover geschlossen mehr...

  • Pierre Fabre Médicament erhält in Australien die Zulassung zur Vermarktung von Milnacipran JONCIA®zur Behandlung der Fibromyalgie Castres, Frankreich, November 21 (ots/PRNewswire) - Die Therapeutic Goods Administration (TGA), Australiens Aufsichtsbehörde für Arzneimittel, erteilte dem von Pierre Fabre Médicament hergestellten Medikament "Milnacipran" die Marktzulassung zur Behandlung der Fibromyalgie ("für den Umgang mit der Fibromyalgie"). Milnacipran wurde von Pierre Fabre Médicament entdeckt und in Zusammenarbeit mit Cypress Bioscience (übernommen durch Royalty Pharma) und Forest Laboratories speziell für diesen Zweck weiterentwickelt. Milnacipran ist mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht