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Börsen-Zeitung: Bärenmarkt, Kommentar von Christopher Kalbhenn zum Kurseinbruch am deutschen Aktienmarkt im Gefolge der transatlantischen Schuldenkrise

Geschrieben am 08-08-2011

Frankfurt (ots) - Nach einer nicht offiziellen, aber weithin
anerkannten Definition liegt ein Bärenmarkt vor, sobald ein
Aktienindex um 20% und mehr gefallen ist. Mit dem gestrigen Sturz des
Dax bis auf 5911 Punkte hat der deutsche Aktienmarkt diesen Status
erreicht. Denn gegenüber dem am 8. Juli erreichten Hoch von 7524
Zählern hat der Index rund 21,5% eingebüßt.

Wann der Sturz enden bzw. wo der Boden gefunden wird, kann niemand
seriös prognostizieren, denn derzeit führt die Angst Regie. Sicher
ist nur, dass die Turbulenzen noch eine Weile anhalten werden und
trotz der bereits erheblichen Verluste noch Risiken nach unten
bestehen. Zwei Faktoren drohen den Märkten in nächster Zeit weiter
zuzusetzen. Zum einen wird die Angst vor einem Rückfall in die
Rezession weitere Verluste zur Folge haben, wenn Konjunkturdaten
erneut enttäuschen. Zumal dann die Gewinnerwartungen deutlich
reduziert werden müssten, nachdem bereits die Berichtssaison zum
zweiten Quartal die - ziemlich hochgesteckten - Erwartungen nicht
erfüllt hat.

Zum anderen werden wahrscheinlich von der transatlantischen
Schuldenkrise weiterhin Irritationen ausgehen. Die Märkte haben das
Vertrauen in die Fähigkeit bzw. den Willen der Politik, die
Schuldenproblematik in angemessener Form anzugehen, vollkommen
verloren. Es wird Zeit, dass die Politik auf eine Weise handelt, die
den Marktteilnehmern das Gefühl gibt, dass die Probleme im Kern
angepackt werden. Kurzum: Ein nachvollziehbarer, überzeugender Plan
zur Sanierung der öffentlichen Finanzen muss her. Das ist
zugegebenermaßen leichter geschrieben als getan. Aber es führt nun
mal kein Weg daran vorbei.

Zusammen mit den neuen Rettungs- und Stützungsmaßnahmen könnte das
zur Beruhigung an den Märkten führen. Dann würden auch die positiven
Fakten wieder eine Chance kriegen. Noch ist die Rezession nur eine
Befürchtung und kein unausweichliches Schicksal. Fakt ist dagegen,
dass es den Unternehmen - sowohl in Bezug auf Profitabilität als auch
auf Verschuldung - viel besser geht als vor der Finanzkrise der Jahre
2008 und 2009. Vor allem sind die Bewertungen jetzt sehr niedrig. Das
Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax auf Basis der Prognosen für das Jahr
2012 erreichte gestern ein Tief von 7,8. Damit würde sich die
Bewertung auf dem aktuellen Kursniveau selbst dann noch in einem
moderaten Bereich bewegen, wenn die Gewinnschätzungen für die
Dax-Unternehmen um 25% reduziert würden.

(Börsen-Zeitung, 9.8.2011)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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