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Stuttgarter Nachrichten: "Politiker stellen mehr dar, als sie draufhaben" Streitgespräch zwischen dem Schauspieler Ulrich Matthes und dem SPD-Politiker Ralf Stegner

Geschrieben am 30-05-2011

Stuttgart (ots) - Der Schauspieler Ulrich Matthes (52) erwischt
Politiker "permanent"dabei, mehr darzustellen als sie tatsächlich
draufhaben. Meist reiche schon gesunder Menschenverstand, um zu
spüren, "wie sehr das äußere Bild mit unter von dem abweicht, was
sich dahinter verbirgt", sagte der Mime des Deutschen Theaters Berlin
den Stuttgarter Nachrichten. Der über eine Plagiatsaffäre gestürzte
Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe sich
auch deshalb gut inszenieren können, "weil die Öffentlichkeit
geradezu gierig war auch nach dem Eros der Politik". Politik sei im
äußerst weiten Sinne auch ein hocherotisches Gewerbe. Matthes: "Es
wird nur im Moment nicht bedient, weil wir eine Kanzlerin haben, die
sich weitgehend geschlechtslos gemacht hat."

Matthes und Schleswig-Holsteins SPD-Chef Ralf Stegner (51)
diskutierten in der Zeitung über "Theatralik in der Politik" -
Stegner hat zu diesem Thema promoviert. Der SPD-Politiker erklärt zu
Guttenbergs damalige Popularität hingegen mit dem Wunsch der
"obrigkeitsstaatlich geprägten Deutschen" nach einem Ersatzmonarchen.
"Ist das etwas anderes als Autoritätsbedürfnis? Die Leute hätten doch
sehen müssen, dass dieser Politikertypus aufgeblasen ist wie ein vor
Anabolika strotzender Bodybuilder - Guttenberg war nur ein bisschen
weniger primitiv." Dagegen meint Matthes, der zuletzt im Kinofilm
"Der Untergang" Jopseh Goebbels verkörperte: "Guttenberg kann reden,
schlau ist er, adelig auch - das war kein gedopter Bodybuilder. Das,
was wir als Pose empfinden ist Guttenberg ja tatsächlich. Er ist mit
sich identisch und hat ein funktionierendes Selbstbewusstsein."

Andere Politiker könnten es sich leisten zu zeigen, dass ihnen
egal sei, was die Partei von ihnen hält, so Stegner. "Der frühere
Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Ex-Innenminister Otto
Schily (SPD) galten in ihrem persönlichen politischen Umfeld als
Stinkstiefel - aber eben auch als Autoritäten, die sogar die
Konkurrenz beeindruckten." Politik sei eben nicht gerecht. Altkanzler
Helmut Schmidt (SPD) gehört für Stegner zu den wenigen Politikern, an
denen die Wähler eine entschiedene Klarheit und fehlende Lust am
Smalltalk duldeten. "Ich möchte wetten, dass Helmut Schmidt sich noch
nie Gedanken darüber gemacht hat, ob er sympathisch rüberkommt."

Matthes und Stegner halten Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft für eine geeignete
Kanzlerkandidatin der SPD. Matthes: "Mich hat ihre Trauerrede für die
Opfer des Loveparade-Unglücks in Duisburg extrem beeindruckt. Da
stand ein Mensch. Sie musste einen Staatsakt über die Bühne bringen -
Stichwort Theatralik - und hat trotzdem gezeigt, wie sie das als
Mensch bewegt. Damals dachte ich, wer so was kann, kann auch
Kanzlerin." Merkel wäre dazu nicht in der Lage gewesen.

Stegner hat seine Doktorarbeit zum Thema "Theatralik in der
Politik" verfasst. "Ich wollte untersuchen, was in einer
Massenmediendemokratie passiert, wenn die Inszenierung den Inhalt
überlagert und ihm Vordergrund steht." Auch nach Studien in den USA
sei er zu dem Ergebnis gekomen: "Auge schlägt Ohr, und rationale
Kritik läuft sich tot, weil das Image überwiegt."

Diese Nachricht steht Ihnen mit Verweis auf die Quelle Stuttgarter
Nachrichten (Montag) zur Verfügung.



Pressekontakt:
Stuttgarter Nachrichten
Chef vom Dienst
Joachim Volk
Telefon: 0711 / 7205 - 7110
cvd@stn.zgs.de


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