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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema "Jungen als Bildungsverlierer":

Geschrieben am 13-04-2011

Bielefeld (ots) - Mädchen, traut euch was! Werdet Ingenieurinnen,
Mathematikerinnen, Kfz-Mechatronikerinnen! Das ist die Botschaft, die
der »Girls' Day« heute wieder unter die Schülerinnen bringen will.
Zum mittlerweile elften Mal öffnen Unternehmen, Forschungsinstitute
und Handwerksbetriebe ihre Türen, um Mädchen für die sogenannten
Männerberufe zu begeistern. Mädchen sind nun einmal schüchterner,
brauchen mehr Ermutigung als Jungen. Doch stimmt das wirklich? Die
aktuellen Statistiken sprechen eine andere Sprache. Nicht die
Mädchen, sondern die Jungen sind die großen Verlierer im deutschen
Bildungssystem. Sie bekommen schlechtere Noten, erhalten seltener
eine Gymnasialempfehlung, gehen häufiger ohne Abschluss ab als ihre
Mitschülerinnen. Aus dem »kleinen Unterschied«, den die
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer vor dreieinhalb Jahrzehnten zulasten
der weiblichen Geschlechts beklagte, ist in den Schulen und
Kindergärten ein großer geworden - mit umgekehrten Vorzeichen.
Sozial- und Bildungsforscher beklagen diesen Trend seit Jahren.
Längst benennen sie auch die Ursachen. Eine, vielleicht die
wesentlichste ist die weitgehende Entmannung des deutschen
Bildungssystems in der Elementar- und Primarstufe - also in jener
Lebensphase, in der Kinder ihr Rollenverständnis und ihre
Individualisierung ausprägen. Der Anteil männlicher Erzieher liegt
bei gerade einmal 3,5 Prozent. Auf neun Lehrerinnen in der
Grundschule kommt ein Lehrer, schreibt der Aktionsrat Bildung im
Jahresbericht 2009. Der Aktionsrat verweist zudem auf eine Studie der
Bindungsforscherin Lieselotte Ahnert, wonach Kindergärtnerinnen
deutlich leichter eine Beziehung zu Mädchen als zu Jungen aufbauen -
nicht etwa in böser Absicht, sondern unter anderem deshalb, weil
Mädchen »pflegeleichter« und der eigenen Geschlechterrolle näher
sind. Die vermeintlich doch so starken Jungen, die sich nach
Bestätigung ihrer Persönlichkeit sehnen, haben das Nachsehen.
Bildungsexperten sind sich längst einig: Gerade in den Kindergärten
sind mehr Professionalität und mehr Männer gefragt. Nur wer
Beziehungsprozesse erkennt, kann sie bewusst zum Wohle der Kinder
steuern. Die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen brüstet
sich gerade mit ihrer neuen Kita-Offensive. Doch statt auf mehr
Qualität in der Kinderbetreuung zu setzen und das dafür notwendige
Geld zur Verfügung zu stellen, werden die Gebühren für das letzte
Kindergartenjahr abgeschafft und mehr Hilfskräfte in
Kleinkindergruppen geschickt. Die Eltern, die sich über das
Gebührengeschenk freuen, müssten eigentlich Sturm laufen. Ach ja:
Heute gibt es erstmals auch einen »Boys' Day«, mit dem Jungen für
Sozialberufe begeistert werden sollen. Hoffentlich zeigt man ihnen
dabei auch den Lohnzettel einer Erzieherin oder einer
Grundschullehrerin.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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