(Registrieren)

WAZ: Ein Debakel, auch für den Euro. Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 10-02-2011

Essen (ots) - Jeder blamiert sich selbst, so gut er kann. Seine
Demontage hat Axel Weber perfekt hinbekommen. Mal geht er, mal nicht,
dann kündigt er eine Klarstellung an, um klarzustellen, dass er
nichts klar stellt. Chaostage in der Bundesbank.

Schon im Fall des Bundesbank-Vorstands Sarrazin hat Weber nicht
glücklich agiert. Jetzt aber hat er nicht nur die Institution
beschädigt, er hat auch die Kanzlerin brüskiert. Als Kandidat für den
Chef-Posten der Deutschen Bank ist Weber raus, wobei schon die Idee
verwegen ist: Es hätte einen üblen Beigeschmack, würde der oberste
Kontrolleur deutscher Banken samt seines Insiderwissens bei einem
Klienten anheuern.

Das alles aber sind Nebenkriegsschauplätze. Viel bedeutsamer sind
die Folgen, die dieses Personaldebakel für die ohnehin erschütterte
Architektur der Währungsunion und den Euro haben kann. Die
Europäische Zentralbank (EZB) spielt für die Stabilität der
Gemeinschaftswährung eine Schlüsselrolle. Ein EZB-Präsident Weber
wäre ein Anker deutscher Stabilitätskultur gewesen in einer Zeit, in
der dem Euro eine nie dagewesene Politisierung droht.

Seit dem vergangenen Sommer ist das Fundament des Euro bedrohlich
ins Rutschen geraten. Kanzlerin Merkel hat die Auseinandersetzung mit
dem französischen Präsidenten Sarkozy um automatische und strikte
Strafen für Haushaltssünder verloren. Stattdessen hat sie die Tore
für einen politischen Debattierclub namens Wirtschaftsregierung
geöffnet. Das alles geschieht zeitgleich mit dem Sündenfall eines
jeden Geldpolitikers, der an einer harten, inflationsfreien Währung
interessiert ist: dem Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB. Denn
das kommt dem Anwerfen der Gelddruckmaschine gleich. Weber war der
einzige im Rat der EZB, der sich in dieser schwierigen Frage mit dem
derzeitigen Notenbank-Präsidenten, dem Franzosen Trichet, angelegt
hat. Die Gefahr ist greifbar: Der Aufkauf von Staatspapieren ist
nichts anderes als eine Hilfestellung beim Schuldenmachen, und zwar
mit der kalkulierten Folge einer zunehmenden Geldentwertung.
Inflation nützt immer den verschuldeten Staaten, sie trifft aber
immer die kleinen Sparer. Wer gebietet dem jetzt Einhalt?

Fazit: Wenn nun zu der Politisierung nationaler Lohn- oder
Sozialpolitik durch die EU auch noch eine politisch beeinflussbare
Notenbank kommt, dann landet der Euro bald auf der Intensivstation.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

315215

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Axel Weber Bielefeld (ots) - Angela Merkel kann einem leid tun. Einer nach dem anderen verabschiedet sich aus ihrer Führungsriege. Nun zieht offenbar auch Bundesbank-Chef Axel Weber einen lukrativen Job bei der Deutschen Bank einer unsicheren Berufung an die Spitze der Euro-Zentralbank vor. Daran ist die Kanzlerin nicht schuldlos. Die Art, wie sie den deutschen Vertreter in der EU-Kommission ausgewählt hat, ist nicht vergessen. Wer einsame Entscheidungen liebt, muss sich nicht wundern, wenn es um ihn einsam wird. Weber war dieses Spiel offenbar mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bundesbank / Weber Osnabrück (ots) - Schlechter Diplomat Schwere Schlappe für Angela Merkel: Ihr Kandidat für den EZB-Chefposten fliegt möglicherweise aus dem Rennen. Offenbar hat die Kanzlerin den Widerstand in der Eurozone gegen den derzeitigen Bundesbankpräsidenten unterschätzt. Auf dem Höhepunkt der Euro-Krise hatte er sich gegen den Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank ausgesprochen. Mit der Maßnahme wollte die EZB Staaten wie Griechenland und Portugal vor der Pleite retten. Weber kritisierte den Schritt - und das mehr...

  • Palringo bringt White Label Mobile Instant Messaging Service heraus San Francisco und London (ots/PRNewswire) - Palringo, das Mobile Instant Messaging Unternehmen, gab heute die Herausgabe seines White Label Mobile Instant Messaging Service bekannt. Palringo Custom Solutions ist ein Managed Service, der es Betreibern, Spezial-Service Providern und anderen Organisationen erlaubt, IM Netzwerke mit ihrer eigenen Marke in weniger als vier Wochen zu besitzen, während er zugleich die Konnektivität mit anderen populären Mobile Services bietet. Palringo besitzt und verwaltet die Geräte, bietet eine zweite Linie mehr...

  • Japanisches Unternehmen THK investiert in Bau einer Fertigungsanlage für Fahrzeugteile im chinesischen Changzhou National Hi-Tech District Changzhou, China (ots/PRNewswire) - Das in Japan ansässige THK unterzeichnete kürzlich einen Vertrag mit dem Changzhou National Hi-Tech District (CND) zum Bau eines Produktionswerks für Fahrzeugteile in Changzhou in der Provinz Jiangsu. Die Anlage, in die 15 Millionen USD investiert wurden, soll im Februar 2012 eröffnet werden. Nach Angaben von Unternehmenspräsident Akihiro Teramachi will THK das Werk zu einem seiner grössten Fertigungsstandorte machen und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit der Stadt stärken. THK wurde durch die Entwicklung mehr...

  • Rheinische Post: Alltours zahlt Mitarbeitern 1000 Euro Sonderprämie Düsseldorf (ots) - Der Duisburger Reisveranstalter Alltours schüttet einen üppigen Sonderbonus aus. "Im Durchschnitt bekommt jeder der 490 Mitarbeiter mit dem Februargehalt gut 1000 Euro als Leistungsprämie überwiesen", sagte ein Sprecher der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). Insgesamt lässt der Konzern sich die Motivationsspritze eine halbe Million Euro kosten. Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion Telefon: (0211) 505-2303 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht